Naturschutzgebiet Kranenburger Bruch
NABU: Maßnahmen zum Schutz artenreicher Feuchtwiesen starten im Januar
Kranenburg. Das Naturschutzgebiet Kranenburger Bruch gehört zu den bedeutendsten Niedermoorresten am Niederrhein. Die NABU-Naturschutzstation Niederrhein ist vom Land Nordrhein-Westfalen mit der Betreuung des Gebietes beauftragt und entwickelt in enger Abstimmung mit der Unteren Naturschutzbehörde sowie der Bezirksregierung Düsseldorf Maßnahmen zum Schutz dieses besonderen Lebensraums. Was genau geplant ist, und warum man die Natur nicht einfach sich selbst überlässt, erklärt die Station unter anderem bei Exkursionen vor Ort. Die erste findet am Sonntag, 12. Januar statt. Treffpunkt für Interessierte ist um 14.30 Uhr am zwischen Nütterden und Kranenburg gelegenen Parkplatz an der B9. Der liegt gegenüber der Bushaltestelle „Tütthees“, am Abzweig „Kurze Hufen“. Eine vorherige Anmeldung ist nicht erforderlich.
Zwischen 2020 und 2022 finden verschiedene Maßnahmen im Kranenburger Bruch statt, die vor allem dem Erhalt der Feuchtwiesen und Kleingewässer dienen. Finanziert werden die Maßnahmen durch den Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER). Gefördert wird eine Investition in den Naturschutz im Rahmen des „NRW-Programms Ländlicher Raum 2014–2020“ unter Beteiligung des Landes Nordrhein-Westfalen.
Im Laufe der Jahre sind vor allem im Südwesten des Kranenburger Bruchs die wertvollen Feuchtwiesenbereiche immer kleiner geworden, da sich entlang der Gräben aufgewachsene Weidengebüsche immer weiter in die Grünlandfläche ausgedehnt haben. Dies gefährdet zudem die landwirtschaftliche Nutzbarkeit und somit den Erhalt der Feuchtwiese. Daher sollen nun in diesen Bereichen Weidengebüsche zurückgeschnitten beziehungsweise im Bereich der besonders wertvollen Orchideenwiesen ganz entfernt werden. Um wieder die ursprüngliche Grünlandfläche zu erhalten, werden zudem Ausläufer, die in den ursprünglichen Grünlandbereich hineingewachsen sind, samt Wurzel entfernt. In den übrigen Bereichen werden die Weiden nur auf Stock gesetzt, damit sie weiter als Brutplatz oder Nektarquelle zur Verfügung stehen.
Maßnahmen sollen gefährdete Pflanzenarten, Amphibien und Insekten schützen
Wer sich fragt, warum man die Natur nicht sich selbst überlässt, findet laut Stefanie Heese Antworten in der Entstehungsgeschichte der Landschaft. Die Biologin arbeitet als Naturschutzreferentin bei der NABU-Naturschutzstation und ist unter anderem Gebietsbetreuerin des Kranenburger Bruchs. Sie erklärt: „Natürlicherweise wären weite Teile Mitteleuropas durch Wald bedeckt. Die offene Wiesenlandschaft, die wir heute in Teilen vorfinden, ist Ergebnis einer jahrtausendende langen landwirtschaftlichen Nutzung.“ Extensiv genutzte Wiesenlandschaften sind sehr artenreich. Je nach Beschaffenheit des Bodens kommen unterschiedliche Pflanzenarten vor. Stefanie Heese konkretisiert: „Auf den feuchten Niedermoorböden des Kranenburger Bruchs gibt es eine Vielzahl gefährdeter Pflanzenarten, wie etwa Sumpf-Blutauge, Fieberklee, Teufelsabbiss oder Sumpfdotterblume. Nasse Wiesen sind heutzutage rar und deshalb besonders schützenswert.“
Eine weitere Maßnahme ist das Freistellen und Entschlammen von fünf Kleingewässern. Heese sagt: „Die Kleingewässer stellen einen wichtigen Lebensraum für Amphibien, Libellen und seltene Wasserpflanzen dar. Durch den Eintrag von organischem Material und Stickstoff schreitet die Verlandung von Jahr zu Jahr voran. Um die kleinen Gewässer zu erhalten, müssen diese daher etwa alle zehn Jahre entschlammt werden." Da zum Beispiel viele Uferpflanzen und Insekten besonnte Kleingewässer bevorzugen, stellt die zunehmende Beschattung laut der Biologin einen weiteren ökologischen Werteverlust dar. Daher müssen die Gewässer auch von Gehölzen, die innerhalb der letzten Jahre hochgewachsen sind, freigestellt werden.
Zudem werden im Rahmen des Projektes einige Weiden als Kopfbaum entwickelt. Die Entwicklung von Weiden zu Kopfbäumen dient unter anderem dem Erhalt der Bäume, von denen ein Teil bereits bei einem Sturm auseinander gebrochen ist. „Kopfweiden sind neben ihrem kulturhistorischen Wert auch ökologisch sehr wertvoll. Neben verschiedenen Insekten profitiert unter Umständen auch der Steinkauz von dem morschen Holz und den Hohlräumen, die bei Kopfbäumen entstehen“, erklärt Heese.
Um die im Gebüsch brütenden Vogelarten nicht zu stören, finden die Arbeiten ausschließlich zwischen Oktober und Februar statt – also gemäß der rechtlich festgelegten Schutzzeiträume außerhalb der Brutzeit. Zudem finden die Maßnahmen gestaffelt in vier Bearbeitungszeiträumen statt.
Autor:Lokalkompass Kleve aus Kleve |
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