Ein ungewöhnlicher Auftrag
Soldaten aus Kalkar unterstützen das Gesundheitsamt Hagen
Sabine Gürth spricht mit ruhiger, einfühlsamer Stimme am Telefon. Die Frau am anderen Ende der Leitung scheint verunsichert, vielleicht sogar ein wenig ängstlich. Aber Gürth schafft es offenbar ihr die Unsicherheit ein wenig zu nehmen, offene Fragen zu beantworten. Sie sitzt im Gesundheitsamt in Hagen, ist im Bereich der Kontaktverfolgung eingesetzt.
Wie eine Mitarbeiterin des Gesundheitsamtes sieht sie allerdings dennoch nicht aus, denn die junge Frau trägt die Uniform der Bundeswehr, ist Oberstabsgefreite, versieht ihren Dienst bei der Luftwaffenunterstützungsgruppe Kalkar. Seit knapp zwei Wochen ist sie nun zur Unterstützung beim Gesundheitsamt der Stadt Hagen eingesetzt und ist damit eine von rund 1750 Soldatinnen und Soldaten, die bundesweit im Rahmen der Corona-Hilfe zivile Behörden unterstützen. Für Sabine Gürth eine Selbstverständlichkeit. „Wir sind Soldaten“, sagt die 33-Jährige. "Da ist es selbstverständlich, dass wir Unterstützung leisten, wenn Not am Mann ist.“
Eigene Mitarbeiter reichen nicht mehr aus
Diese Not am Mann herrscht beim Gesundheitsamt der Stadt Hagen. Als die Corona-Zahlen mit Beginn des Herbstes wieder drastisch stiegen, reichten die eigenen Mitarbeiter nicht mehr aus, um die Kontaktverfolgung sicherzustellen. Also wurde ein Antrag auf Amtshilfe an den verantwortlichen Führungsstab der Bundeswehr gerichtet. Bereits drei Tage später trafen die ersten Soldaten aus Kalkar in Hagen ein.
Zehn Frauen und Männer unter der Führung von Hauptfeldwebel Marius Eßer leisten jetzt ihren Dienst in Hagen, sieben Tage die Woche. Täglich zwischen 8 und 18 Uhr sind die Telefone besetzt. „Die Zusammenarbeit mit der Stadt und dem Gesundheitsamt ist ausgezeichnet“, betont Eßer. Offenbar ist man sehr dankbar für die Hilfe der Bundeswehr. Unterkünfte und Arbeitsplätze der Soldaten befinden sich in einer ehemaligen Journalistenschule am Rande von Hagen. Die Verpflegung kommt von einem örtlichen Caterer. „Die Rahmenbedingen sind wirklich erstklassig“, betont der Hauptfeldwebel. Dazu beigetragen habe auch das örtliche Kreisverbindungskommando der Bundeswehr, für das Oberstabsfeldwebel Andreas Krüger vor Ort ist. Der Reservist arbeitet sonst bei der Arbeitsagentur, hat nun während dieser für alle herausfordernden Zeit den Anzug gegen die Uniform getauscht. Kein Einzelfall: Zahlreiche Reservisten haben sich bundesweit seit dem Frühjahr zur freiwilligen Hilfe gemeldet.
"Man wird vorsichtiger im Umgang mit dem Virus"
Egal ob nun aktiver Soldat oder Reservist – für alle ist diese Aufgabe beim Gesundheitsamt natürlich etwas ganz anderes, als der alltägliche Dienstbetrieb in Kalkar. Belastet diese Situation? „Nein“, betont Gürth. "Belasten tut mich das nicht. Man wird aber noch vorsichtiger im persönlichen Umgang mit dem Virus. Dass, was man hier täglich erfährt und lernt, sensibilisiert einen noch mehr.“
Wie lange werden die Frauen und Männer vom Niederrhein in Hagen im Einsatz sein? „Zunächst ist die Unterstützung auf vier Wochen befristet“, erzählt Eßer. Ob sie verlängert werde, hängt vom Bedarf der Stadt und der Entscheidung des regionalen Führungsstabes ab. „Wir sind vorbereitet", ist Eßer überzeugt und wendet sich wieder seiner Tätigkeit zu – ungewohnt, aber notwendig und selbstverständlich für die Soldaten aus Kalkar.
Autor:Lokalkompass Kleve aus Kleve |
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