Sicherheitswahn des Bürgermeisters gefährdet Woyfest in Niedermörmter (Leserbrief), Teil 2

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Das am 14.08.2010 gefeierte Woyfest wäre fast wegen vom Bürgermeister Fonck gestellten und nicht erfüllbaren Sicherheitsauflagen zum organisatorischem Scheitern verurteilt. Aber das Ganze von Beginn an. Am 01.06.2010 wurde der Antrag, das Woyfest in Niedermörmter durchzuführen vom Bürgermeister der Stadt Kalkar genehmigt.

Dann kam die Love Parade in Duisburg mit seinen schrecklichen Ereignissen. Einen Vergleich zwischen Woyfest und Love Parade zu ziehen möchte ich mir nicht anmaßen.

Am 09.08.2010 entschied sich der Bürgermeister Fonck dazu, die Genehmigung vom 01.06.2010 für die Durchführung des Woyfestes am 14.08.2010 zu entziehen

Gleichzeitig wurde eine neue Veranstaltungsgenehmigung erteilt, die ein verändertes Sicherheitskonzept verlangt. Im Einzelnen bestanden die neuen Auflagen aus
- „Ver-Sieben-Fachung“ der Security
- Komplette Einzäunung des Geländes

Weiterhin wurden zwei Bedingungen gestellt, die kurzfristig nicht zu erfüllen waren.
1. zusätzliche Veranstaltungsversicherung mit einer Versicherungssumme von 7,5 Mio. Euro
2. 15 Funkgeräte für das sicherheitsrelevante Personal mit reservierter Frequenz

Da es Probleme bei der Realisierung dieser Forderungen gibt, wurde ein Gespräch beim Bürgermeister einberufen. Fonck dachte sich aus, dass eine für ein Auto gültige Versicherungssumme von 7,5 Mio. Euro wohl auch für den Einzelfall beim Woyfest gelten muss. Und bei der Love Parade wäre sie immerhin auch so hoch gewesen. Nach Rücksprache mit dem zuständigen Versicherungsmakler Martin Smits lehnte die Versicherung die Summe ab und stellte in Aussicht, dass eine solche Schadenshöhe nur noch mit Vorstandsbeschluss aus der Geschäftsführung versichert werden kann. Das veranlasste den Bürgermeister, sich im Beisein der versammelten Runde eigenmächtig mit dem in Kalkar ansässigen Versicherungsbüro der Provinzial auseinander zu setzen, um die geforderte Summe versichern (auch versilbern?) zu lassen. Dort die gleiche Absage. Nur mit Vorstandsbeschluss möglich! Innerhalb von 4 Werktagen nicht zu erfüllen. Aber Fonck bleibt trotzig auf der Summe von 7,5 Mio. Euro bestehen.

Dem Ganzen setzt der Bürgermeister dann noch den i-Punkt auf. Die verlangten 15 Funkgeräte mit eigens dafür festgesetzter Frequenz bedürfen einer von der Bundesnetzagentur genehmigten Zulassung. Die Geräte zu beschaffen ist eine kurzfristig lösbare Aufgabe. Die Reservierung der benötigten Frequenz für deren Betrieb ist ein Antragsprozess mit der Bundesnetzagentur für den ein durchschnittlicher Bearbeitungszeitraum von ca. 12 Monaten benötigt wird. Wiederum trotze Fonck der Problematik und bestand auf die Erfüllung der Bedingung!

Ein beiläufiger Kommentar eines Mithelfers beim Woyfest: Eine Kuh fliegen zu lassen ist leichter!

Wer nun denkt, dem Ganzen ist schon der Schlusspunkt gesetzt, hat die Rechnung ohne die Kreispolizei gemacht. Bei einer solchen Veranstaltung wie dem Woyfest wird die Genehmigung normalerweise VOR deren Erteilung mit der Kreispolizeibehörde abgestimmt und danach als Verordnung in Kraft gesetzt. Als kleinen Schönheitsfehler reichte die Behörde der Stadt Kalkar die erteilte Verordnung bei der Polizei nachträglich ein. Somit wurde sie am 12.08.2010, zwei Tage vor der Veranstaltung erneut widerrufen und eine mit der Kreispolizeibehörde abgestimmte Verordnung in Kraft gesetzt, die nun die Einzäunung des Geländes teilweise aufhob und dafür noch mehr Sicherheitskräfte verlangte, als diese bislang schon mit „Ver-Sieben-Fachter“ Anzahl an Personen bestellt waren. Die Einlasskontrollen mussten weiter verschärft werden. Es musste gewährleistet werden, dass niemand der Gäste unkontrolliert durch die geöffnete Umzäunung auf das Gelände gelangte.

Da durch all diese Maßnahmen mittlerweile auch der Kostenrahmen gesprengt wurde, entschloss sich der Vorstand des Veranstalters MGV Niedermörmter dazu, einen Eintrittsobolus von 2,- Euro zu verlangen.

Endlich am 14.08.2010 war es so weit. Ein (fast) ganzes Dorf ist auf den Beinen, das Woyfest in Niedermörmter begann. Gegen 22.00 Uhr wurde die Warteschlange vor der Einlasskontrolle immer länger und länger. Die geforderte Kontrolle stellte nicht nur hohe Anforderungen an das Personal, besonders die Geduld der Besucher war gefragt!

Urplötzlich stand ich neben einer dringend einberufenen Versammlung zwischen dem Vorstand des MGV, der Security, der Kreispolizei und dem Kalkarer Ordnungsamt als Organ des Bürgermeisters. Man diskutierte eine zwingende Aufhebung der Einlasskontrolle, weil der Securitydienst bereits kleine Scharmützel innerhalb der Warteschlange vermeldete. Weil das Organ des Bürgermeisters Vorgaben beachten musste, waren sich die Beteiligten der Versammlung uneinig über weitere Entscheidungen. Erst ein aufgeregt geführtes Telefongespräch von einem Mitglied des Ordnungsamtes ließ die Entscheidung fallen: Eingang unverzüglich öffnen, Lage deeskalieren! Anmerkung: Das Ordnungsamt der Stadt Kalkar war nicht mit Funkgeräten ausgestattet.

Was Bürgermeister Fonck wohl spontan dazu gesagt hätte? Er war wohl nicht zu erreichen, denn er hat sich kurz nach dem ersten Widerspruch zur Veranstaltungsgenehmigung in seinen Urlaub verzogen und seinen Stellvertreter mit der Durchführung dieses heiklen Beschlusses beauftragt.

Als ständiger Besucher des Woyfestes war diese spontane, öffentliche Versammlung von verantwortlichen Personen ein Grund, um einmal nähere Hintergründe zu erfragen. Daraus resultiert dieser Leserbrief.

Ich hoffe, dass der Bürgermeister das Echo vertragen kann, wenn er gleiches Maß walten lässt und die nächsten öffentlichen Veranstaltungen wie z. B. Erntedankfeste, Schützenfeste und Karneval im Stadtgebiet Kalkar mit gleichen Auflagen versieht. Wo bleibt dann sein Motto aus dem Internetauftritt der Stadt Kalkar: "Hier lebt der Niederrhein!" Den Bonus für meine Zustimmung hat er jedenfalls verspielt.

Heinz Heselmann
An der Woy 27
47546 Kalkar-Niedermörmter

Offener Brief eines Franktionsmitgliedes
Autor:

Heinz Heselmann aus Kalkar

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