Große Trauer
Hanselaer verliert mit Maria und Willi Lemm seine besten Förderer

Maria und Willi Lemm starben nach 62 Ehejahren in einem Abstand von nur 30 Stunden am vergangenen Weihnachtsfest. | Foto: privat
  • Maria und Willi Lemm starben nach 62 Ehejahren in einem Abstand von nur 30 Stunden am vergangenen Weihnachtsfest.
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Während des corona-bedingt in St. Nicolai stattfindenden Seelenamts läuteten – die Internetaufnahme macht‘s möglich - doch die beiden alten Hanselaerer Glocken. Beschriftet mit „die Lebenden ruf ich, die Toten beklag ich“ hat Willi Lemm sie 70 Jahre lang zu den Hanselaerer Messen mit dem alten Glockenseil eigenhändig geläutet.

Seine Frau Maria versah 50 Jahre lang den Küsterdienst und hielt hunderte Kirchenführungen in dem Kleinod mittelalterlicher niederrheinischer Kirchenräume. Die beiden hochverdienten Hanselaerer Kirchenmitglieder starben nach 62 Ehejahren in einem Abstand von nur 30 Stunden am vergangenen Weihnachtsfest.

Beerdigung fand zu Jahresbeginn statt

Sie wurden zu Jahresbeginn gemeinsam im Schatten der fast tausendjährigen St.-Antonius-Kirche beigesetzt im Familiengrab, das traditionell dort von der Nachbarschaft ausgehoben wurde. Im Kinderwagen dabei war auch das kurz vor Weihnachten geborene Urenkelkind Aurelie.

In der Nachbarschaft des kleinen Lemmschen Bauernhofes hatte die 16-jährige Maria als gebürtige Wisselerin auf einem Hof gearbeitet. Gleich nach ihrer Hochzeit 1958 übernahm sie dann 50 Jahre lang den im Hause Lemm bereits heimischen Küsterdienst für die gotische, reich ausgestattete St.-Antonius-Kirche, während er in den langen Jahrzehnten auch als Kirchenvorstandsmitglied sich um den Friedhof sorgte.

Ausgezeichnet von der Stadt Kalkar

Kirche und Friedhof erfuhren in den Nachkriegsjahren mehrere Phasen der Restaurierung und Neugestaltung. Mit der von ihr begründeten Dorfgemeinschaft Hanselaer, die auch das Märtyrergedächtnis des Steyler Missionsbischofs Josef Lörks in Ehren hält, kümmerte sich Ehepaar Lemm um die neue Außenmauer und die Friedhofsgestaltung, um das alte Küsterhaus und um die Pflege des Inneren mit den im Gegensatz zu St. Nicolai hier sogar noch historisch gefassten alten Figuren in den drei Altären und dem mit seinem ausdrucksvollen Skelett Adams schockierenden Hochkreuz.

Neben den vielen Überlegungen zur Historie und den Erneuerungen an Mauerwerk, Dach und Inneneinrichtung der Kirche besorgte Ehepaar Lemm auch den Putzdienst und die Friedhofspflege. Gerade Maria Lemm hatte sich zu einer ausgewiesenen Kennerin und Führerin zur Geschichte der Dorfkirche und seines Umfeldes entwickelt. Hundert Jahre war in den langen Zeiten die Hanselerer Kirche sogar eigene Pfarrkirche, gehörte vorher zu Altkalkar und anschließend zu St. Nicolai.

Die Stadt Kalkar bedachte das Ehepaar für das ehrenamtliche Wirken in der Hanselaerer Dorfgemeinschaft und der Pfarrgemeinde nach 50 Jahren 2008 mit der Überreichung der Ehrenplakette. Zum Seelenamt und zum ehrenden Angedenken mit der Familie, den Nachbarn, der Frauengemeinschaft, den Landfrauen und der St.-Antonius-Bruderschaft war die Nicolai-Kirche bis auf wenige verfügbare Plätze voll besetzt.

Autor:

Lokalkompass Kleve aus Kleve

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