Das war eine wichtige Übung der Kalkarer Feuerwehr

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Austritt von giftigen Gasen, Brand im Ölpumpenhaus und am Kalkofen mit vier, teils schwerstverletzen Angestellten bei Pfeifer & Langen in Kalkar/Appeldorn - so könnte die Überschrift der Gesamtwehrübung der Freiwilligen Feuerwehr der Stadt Kalkar lauten.

Das durch die Wehrführung Georg Bouwmann, Helmut Hessel und Roland Matenaer ausgedachte Szenario liest sich wie ein Krimi. In enger Absprache mit der Geschäftsleitung und der werkseigenen Betriebsfeuerwehr muss aber auch ein solch schlimmes Ereignis unter möglichst realen Bedingungen geübt werden. Ohne dass die Feuerwehrleute davon wussten fand am 19.08.2015 die Großübung statt. Alarmiert wurde um 18.30 Uhr der Löschzuges Nord (Wissel, Grieth, Emmericher- Eyland/ Huisberden) und um 18.32 Uhr der Löschzug Kalkar Mitte und der Löschzug Ost (Appeldorn, Hönnepel, Niedermörmter) über Meldeempfänger. Bei Pfeifer und Langen hörte man den an- und abschwellenden Sirenenton der betriebseigenen Sirene über etwa drei Minuten.

Das schreckliche Szenario: Auf dem Betriebsgelände der Zuckerfabrik Pfeifer & Langen waren vier Mitarbeiter damit beschäftigt Reparaturarbeiten am Kalkofen in ca. 35 Metern Höhe durchzuführen. Durch eine unerwartete Reaktion traten giftige Gase aus wodurch zwei Mitarbeiter bewusstlos zusammenbrachen und auf der Gitterrostbühne liegen geblieben sind. Der dritte Mitarbeiter (ein Mitglied der Betriebsfeuerwehr) konnte sich auf die nächst höhere Bühne retten und machte durch Winken und lautes Rufen auf sich aufmerksam. Der vierte Arbeiter hatte versucht über die Treppe zu flüchten und stürzte dabei über das Geländer ca. 20 m in die Tiefe. Er blieb schwerstverletzt zwischen Stahlbauteilen liegen. Am Kalkofen entstand durch die nicht beendeten Arbeiten eine chemische Reaktion die den Turm aufheizte und zu einer Explosion führen könnte. Im unterirdischen Teil des Kalkofens entstand durch die Überhitzung ein Brand an den Förderbändern. Zeitgleich wurde durch eine Kettenreaktion im Ölpumpenhaus ein Brand mit starker Verrauchung ausgelöst. Ein übergreifen auf die benachbarten Öltanks war nicht auszuschließen.

Diese kleine Reaktion mit großer Wirkung hatte zur Folge, dass bei diesem Übungsszenario die gesamte Freiwillige Feuerwehr der Stadt Kalkar alarmiert werden musste.

Wie auch bei einem realen Einsatz wurden Einsatzabschnitte gebildet und einem Abschnittsleiter unterstellt. Bei diesem großen Einsatzgeschehen wurden drei Einsatzbereiche gebildet. Der „Kalkofen“ wurde durch Abschnittsleiter Roland Matenaer koordiniert, Georg Bouwmann leitete den Bereich „Ölpumpenhaus“ und Helmut Hessel hatte die Einweisung der Fahrzeuge und des Einsatzleitwagens inne. Da das Firmengelände den Mitarbeitern bestens bekannt ist hat je ein Mitglied der Betriebsfeuerwehr die Abschnittsleiter aktiv unterstützt. So konnten schnell wichtige Gegebenheiten und bauliche Besonderheiten kommuniziert werden. Auch die Einweisung der Feuerwehren auf dem Firmengelände sowie die Möglichkeit der Löschwasseversorgung wurden hiermit sichergestellt.

Der Einsatzbereich rund um den Kalkofen wurde durch den Löschzug Ost begonnen. Die Personenrettung stand natürlich im Vordergrund. In der persönlichen Schutzausrüstung und unter Atemschutz (Gewicht der Atemschutzgeräte etwa 18 Kilogramm) begannen vier Atemschutzgeräteträger den Aufstieg in 40m Höhe zur Rettung der laut um Hilfe rufenden Person. Diese konnte mit Hilfe einer Fluchthaube und in Begeleitung der Feuerwehr die Treppen des Turmes nach unten laufen. Dort wurde sie den erste Hilfe leistenden Kameraden übergeben. Die beiden Arbeiter auf 35 Meter Höhe wurden mit Hilfe der Drehleiter des Löschzuges Mitte gerettet. Die abgestürzte Person konnte zeitgleich unter erschwerten Bedingungen ebenfalls zwischen den Stahlbauteilen gerettet werden. Parallel zur Rettung der Arbeiter von Pfeifer & Langen wurde die Löschwasserversorgung zur Kühlung des Kalkofens aufgebaut. Hierfür sind die Mitglieder der Betriebsfeuerwehr unerlässlich denn diese weisen die Freiwillige Feuerwehr ein. Der Kalkofen wurde gekühlt und die Explosionsgefahr gebannt. Die Brandbekämpfung der unterirdischen Anlagenteile fand ebenfalls erfolgreich statt.

Währenddessen war der Löschzug Nord vollauf mit der Sicherstellung der Löschwasserversorgung und der Brandbekämpfung des Ölpumpenraums, ebenfalls unter Atemschutz, beschäftigt. Umliegende Öltanks mussten gekühlt werden.

Bei der etwa 1,5 Stunden dauernden Übung waren 58 Kameradinnen und Kameraden der Gesamtwehr der Stadt Kalkar mit 12 Einsatzfahrzeugen, sowie sechs Mitglieder der Betriebsfeuerwehr von Pfeifer & Langen im Einsatz.
Die Übung war sehr erfolgreich denn die Zusammenarbeit zwischen den Löschzügen und auch der Betriebsfeuerwehr verlief reibungslos. Die Leitung der Einsatzabschnitte und Aufteilung unter der Wehrführung konnte wie geplant umgesetzt werden, auch die Begleitung je eines Mitarbeiter der Betriebsfeuerwehr wurde positiv erwähnt. Bei einer Suppe und kühlen Getränken wurde im Anschluss noch gefachsimpelt. Um 21.30 Uhr waren dann aber auch die letzten Autos wieder einsatzbereit an den einzelnen Standorten.

Autor:

Lokalkompass Kleve aus Kleve

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