"Wir können mit dem Abzug beginnen"

General a. D. Egon Ramms bei seinem Vortrag in der von-Seydlitz-Kaserne Kalkar. | Foto: Bundeswehr Kalkar
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  • General a. D. Egon Ramms bei seinem Vortrag in der von-Seydlitz-Kaserne Kalkar.
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Volles Haus auf dem Beginenberg in Kalkar. Zum ersten Wintervortrag des laufenden Winterhalbjahres, den die Luftwaffe in der von-Seydlitz-Kaserne Kalkar traditionell gemeinsam mit der Deutsch Atlantischen Gesellschaft ausgerichtet hatte, waren mehr als 270 Gäste erschienen. Gemeinsam mit Oberst a. D. Lambert Engelberts, dem Regionalleiter Niederrhein der Deutsch Atlantischen Gesellschaft, konnte Generalleutnant Dieter Naskrent unter anderem den Uedemer Bürgermeister Rainer Weber, den Stellvertretenden Bürgermeister der Stadt Kalkar, Theodor Reumer, und den FDP-Landtagsabgeordneten Holger Ellerbrock begrüßen. Gemeinsam freuten sie sich auf den Gastreferenten, General a. D. Egon Ramms, der bis zu seinem Ausscheiden aus dem aktiven Dienst im Herbst 2010 Kommandeur des Alliierten Streitkräftekommandos der NATO im niederländischen Brunssum war. In dieser Eigenschaft war General Ramms der operative Kommandeur der ISAF-Mission in Afghanistan und damit Vorgesetzter des jeweiligen ISAF-Befehlshabers. Er versuchte, die Frage „Afghanistan – zehn Jahre Unterstützung für ein geschundenes Land. Kommt der Abzug zu früh?“ zu beantworten.
Ganz zu Anfang stellte der Referent dem Publikum eine Frage: „Haben wir eine Alternative zu dem, was wir in Afghanistan tun?“ Eine Antwort gab der General gleich selbst: „Afghanistan sich selbst zu überlassen, kann doch eigentlich keine Alternative sein.“ In seinen lebhaften Ausführungen zeigte Egon Ramms vor allem auf, dass zum Aufbau eines Staates, so wie es sich die Vereinten Nationen in Afghanistan zum Ziel gesetzt haben, weit mehr gehört als nur Militär. „Gerade einmal 20 bis 25 Prozent der Aufgaben, die in Afghanistan geleistet werden müssen, sind tatsächlich rein militärischer Natur“, so General Ramms. Und hier liegt, so die Überzeugung des Referenten, auch ein großes Problem. „Rund 1700 kleinere und größere Hilfsorganisationen engagieren sich in Afghanistan“, so Ramms, „aber niemand koordiniert diese Organisationen.“ Die zivile Unterstützungsmission UNAMA der Vereinten Nationen sei mit dieser Aufgabe überfordert, so der Referent.
Den Zeitplan der NATO, bis 2014 alle Kampftruppen aus Afghanistan abgezogen zu haben, sieht General Ramms skeptisch. „Wir können mit dem Abzug beginnen“, so Ramms, „aber auch nach 2014 wird noch eine jahrelange Präsenz westlicher Truppen erforderlich sein.“ Er warnte vor einem übereilten Abzug der NATO. Die bislang erzielten Erfolge müssten nun konsolidiert werden. „Ich hoffe“ so der General, „dass die Politik uns die Zeit dafür gibt und uns die Afghanen nicht eines Tages fragen ‚Warum habt ihr die Uhr zu schnell vorgedreht’.“
Eine Vielzahl von Fragen bei der anschließenden Diskussionsrunde zeigte, auf wie viel Interesse die Ausführungen des ranghohen Gastes gestoßen waren. „Ich werde auf jede Frage, die ich beantworten kann, eine Antwort geben“, hatte General Ramms im Vorfeld des Vortrags versprochen – und dieses Versprechen hat er eingelöst.
„Es war beeindruckend, Ihnen zuzuhören“, mit diesen Worten bedankte sich Generalleutnant Naskrent bei seinem Gast und überreichte ihm als Erinnerungsgeschenk einen Bildband über den Niederrhein. Für General Ramms mehr als nur eine Erinnerung an den Vortrag in Kalkar, sondern auch eine Reise zurück in die eigene Jugend – sein Abitur machte er nämlich vor über 40 Jahren in Wesel.

Autor:

Lokalkompass Kleve aus Kleve

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