EIN ZIRKUS PROJEKT:
SAFARI DRIVE-IN AM NIEDERRHEIN

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Coronabedingt müssen sich viele Zirkusfamilien Gedanken um ihre Einnahmequellen für Tiere und Mitarbeiter machen. Kurz gesagt: Keine Vostellungen, kein Geld.
Der Circus Maximum residiert auf dem Gelände vom Wunderland Kalkar und hat dort auf dem Parkplatz ein Safariland Drive-In organisiert.
Im Internet wurde dieses Projekt natürlich fleißig beworben. Ich zitiere nun diesen Text:

„Vorhang auf, Manege frei“ mal anders
Auf einem ausgedehnten Parcours erhalten Familien mit Kindern ein paar private Einblicke in das Alltagsleben einer Zirkusfamilie. Wie leben Menschen und Tiere dort gemeinsam und wie werden letztere umsorgt und gepflegt? Der Weg durch die Zirkuslandschaft führt vorbei an den offenen Gehegen von Kamelen, Lama, exotischen Rindern, Ziegen, Pferden, einem Vogelstrauß, Hund und Esel. Natürlich dürfen die Tiere auch aus dem Auto heraus gestreichelt, gefüttert und gefilmt bzw. fotografiert werden - unter regelmäßiger Aufsicht der Zirkusmitarbeiter. Pro Fahrzeug fallen lediglich 10,- Euro an, eine Tour dauert so lange wie gewünscht. Heißt: Wer mag dreht ein, zwei oder auch mehrere Runden. Das Terrain neben dem Wunderland Kalkar wird auf diese Weise zum Safariland am Niederrhein und hebt den Vorhang zu einer etwas anderen Manege.

Dieses Safariland am Niederrhein gibt es schon seit Februar, aber ich habe davon erst vor ein paar Tagen gehört. Also habe ich mich auf den Weg nach Kalkar begeben.
Vor uns im Auto waren zwei Kinder, die sich riesig auf diese Safari-Tour freuten. Sie hüpften vor Freude, waren ganz aufgeregt und konnten es kaum erwarten. Und auch ich freute mich auf dieses besondere Erlebnis.
Zu Beginn bezahlten wir die 10€, bekamen einen Sack Möhren und noch einige Hinweise, so z. B. dass die Autofenster entweder ganz unten oder geschlossen sein müssen, da die Tiere sich sonst verletzen können. Was jedem klar sein sollte und auch noch mal erwähnt wurde: Für Schäden, die am Auto entstehen, wird keine Haftung übernommen!

In dem Werbetext des Circus Maximum steht, dass man so viele Runden mit dem Auto drehen darf, wie man möchte. Ich dachte natürlich, dass dann dort ein Weg bzw. eine Strecke vorgegeben ist, wo alle Autos hintereinander in die gleiche Richtung fahren. Weit gefehlt. Autos, die kreuz und quer auf dem Gelände fahren. Tiere, die dazwischen kreuz und quer umher laufen. Chaos pur.
Klar, war es schön, dass man die Tiere vom Auto aus füttern und streicheln konnte. Aber dennoch war ich immer in Sorge, dass ich oder ein anderer Autofahrer den Tieren über den Fuß fährt. Die Esel und Kamele gingen vom Auto gar nicht mehr weg. Ganz egal, ob die Fenster geschlossen oder geöffnet waren. Im Werbetext heißt es ".... unter regelmäßiger Aufsicht der Zirkusmitarbeiter."
Diese Zirkusmitarbeiter bestanden aus zwei Männern, die zu Beginn des Geländes standen. Ich hätte gedacht, dass die sich auch mal über das Gelände bewegen und die Tiere eventuell zur Seite nehmen oder locken, wenn sie die Autos über einen längeren Zeitraum am Weiterfahren hindern. Leider war dem während meines Aufenthaltes nicht so.

Ich fühlte mich immer unwohler und war zum Teil auch richtig schockiert. Eine in meinen Augen für so viele Autos und Tiere zu kleine Fläche. Zu wenig Struktur, es ging kreuz und quer in alle Richtungen ; demnach Verletzungsgefahr für die Tiere. Und dann natürlich auch die ganzen Autoabgase und Motorengeräusche.

Wo waren die privaten Einblicke in das Alltagsleben einer Zirkusfamilie? Der Text mit dem das Drive-In Safariland beworben wird, klingt vielversprechender, facettenreicher. Ich habe mir mehr Einblick hinter die Kulissen versprochen. Stattdessen ging es dort zu wie auf dem Verkehrsübungsplatz.
Die Tiere werden den ganzen Tag in meinen Augen unkontrolliert gefüttert. Woher wollen die Zirkusmitarbeiter wissen, ob Esel "X" vielleicht schon hundert Möhren gegessen hat, während Esel "Y" vielleicht nur zehn Möhren, aber dafür die Süßigkeiten der Autoinsassen gegessen hat?

Schnell wollte ich dort weg. Aber wie? Es war noch nicht mal der Ausgang ausgeschildert. Ich habe dann einen Zirkusmitarbeiter gefragt, der mir sagte, dass ich da raus muss, wo ich rein gekommen bin. Super. Das war leichter gesagt als getan. Da nirgendwo Schilder standen, dass der Eingang auch gleichzeitig Ausgang ist, fuhren die Autos alle mittig und es war gar nicht so einfach das Gelände unfallfrei zu verlassen.

Ich habe später mit jemandem gesprochen, der mit seiner Familie Mitte März dort war und gar nicht glauben konnte, was ich von dort erzählte. Bei ihm ging es viel ruhiger, gesitteter und strukturieter zu. Wenig Autos auf dem Gelände, die alle in eine Richtung gefahren sind und einen seperaten Ein- und Ausgang.
Ich frage mich, warum es bei mir an diesem Tag so chaotisch und unstrukturiert war?

Ich möchte die Aktion mit dem Safariland vom Circus Maximum jetzt nicht nur negativ bewerten. Wie gesagt, an anderen Tagen lief es dort "geregelter" ab und besonders die Kinder hatten Spaß, die Tiere mal aus der Nähe zu sehen und zu füttern.
So eine Aktion bzw. so ein Projekt wie das Safariland muss ja auch genehmigt und durch das Ordnungsamt oder Veterinäramt engmaschig begleitet werden. Sonst hätte das Safariland gar nicht seine Türen öffnen dürfen. 

So ein Zirkus kämpft zur Zeit pandemiebedingt ums Überleben und muss sich etwas einfallen lassen; ganz klar.
Aber vielleicht hätten die Tiere im Gehege bleiben können und man fährt vorbei. Oder man läuft coronaconform durch, ein Safariland "To Go" sozusagen. 

Für mich steht aber ganz klar fest, dass ich die 10€ Eintrittsgeld lieber dem Zirkus hätte spenden sollen als durch das Safariland zu fahren. Das wäre eindeutig mehr Tierschutz gewesen und hätte den Zirkus trotzdem finanziell unterstützt.

Wer dem Zirkus etwas Gutes tun möchte, darf ihn natürlich (in welcher Form auch immer) unterstützen.

Autor:

Nina Benninghoff aus Oberhausen

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