Mobbing: Gegen Gewalt an Hildener Schulen
Von Christina Görtz
Hilden. Dreimal war der Füller verschwunden. Dreimal erzählte der Grundschüler seinen Eltern, dass er ihn verloren habe, auch den mit seiner Namensgravur. Die Eltern hinterfragten die Sache. Es stellte sich heraus, dass die Füller gestohlen wurden. Von anderen Schülern. Der Sohn schwieg. Aus Angst. Eine andere Schülerin traute sich kaum noch vor die Tür. Per SMS wurde sie beschimpft. Auf Internetplattformen wie Schüler-VZ wurden Gerüchte über sie verbreitet.
Nur zwei Beispiele von vielen. „Es gibt ganz unterschiedliche Formen von Mobbing“, weiß Kriminaloberkommissarin Nina Golüke. Sie arbeitet bei der Kriminalprävention des Kreises Mettmann. Sie hält Elternabende zum Thema Gewalt und Mobbing an Schulen, erarbeitet bei Interesse gemeinsam mit der Schule eine Strategie, was zu tun ist, wenn es zu Übergriffen unter den Schülern kommt.
Sie sagt: „Mobbing ist die häufigste Gewaltform unter Schülern.“ Und: „Mobbing gibt es überall.“ Überall heißt in diesem Fall: an Grundschulen, an den weiterführenden Schulen und sogar schon im Kindergarten. Je früher Konflikte solcher Art erkannt werden und je jünger die Kinder sind, desto größer ist die Chance, dass Schüler nicht langfristig in die Täter- bzw. in die Opferrolle geraten.
Viele Schulen in Hilden setzen auf das Präventionsprogramm „Faustlos“. Es soll im Vorfeld verhindern, dass es zu Übergriffen kommt. Doch wichtig ist es, so Nina Golüke, auch einzugreifen, wenn es dann doch zu Mobbing kommt. „Wir beraten Schulen, wie solche Konflikte zu lösen sind“, sagt Nina Golüke. Denn: „Wenn es zu Mobbing kommt, muss gehandelt werden.“ Während im Nordkreis des Kreises Mettmann viele Grundschulen das Angebot der Kriminalprävention in Anspruch nehmen, sind es in Hilden mit der Astrid-Lindgren-Schule sowie der Wilhelm-Hüls-Grundschule zwei Schulen. Nina Golüke hofft, dass es mehr werden, die nicht nur auf Prävention, sondern auch auf Intervention setzen. Sie weiß: „Schulen denken, dass sie, wenn sie an dem Programm teilnehmen, eingestehen, Probleme haben.“ Doch Golüke weiß, dass das Gegenteil der Fall ist. „Es ist vorbildlich, wenn Schulen daran teilnehmen. Auf Eltern wirkt das positiv.“ Die Beratung der Kriminalprävention basiert auf der Anti-Bullying-Strategie, die seit den 80er Jahren erfolgreich praktiziert wird. „Es ist belegt, dass die Gewalt nach zwei Jahren um 50 Prozent zurückgehen kann“, so Golüke.
Das Anti-Bullying-Programm arbeitet auf mehreren Ebenen: Die Polizei holt Eltern, Lehrer und Schüler mit ins Boot. Gemeinsam wird festgelegt, wie bei Mobbing und Übergriffen verfahren wird. Dass diese Arbeit im Vorfeld präventiv ist, erlebt Nina Golüke im Alltag oft. Da kommt bei Schülerbefragungen heraus, dass es in einer bestimmten, schlecht einsehbaren Ecke gehäuft zu Übergriffen kommt. Ein Leichtes etwas dagegen zu unternehmen. Auch vorhandene Fälle kommen an Licht: Da bricht ein Mädchen bei einer Unterrichtseinheit zu diesem Thema in Tränen aus. Sie erzählt, dass sie aufgrund ihrer Neurodermitiserkrankung von anderen Schülern als „Schimmelfresse“ beschimpft wird. Alle Mitschüler wussten Bescheid. Keiner hatte etwas gesagt. „Kindern muss klar werden, dass es in diesem Fall kein Petzen ist“, so Golüke.
„Wenn das Kind es von alleine nicht schafft, den Konflikt zu lösen, ist es wichtig, dass Erwachsene von außen eingreifen“, sagt sie. Wird ein Fall von Mobbing erkannt oder offenbart sich ein Opfer, schreiben Opfer und Täter auf, was passiert ist. Der Bericht geht an die betroffenen Eltern. Sie werden aufgefordert, sich dazu zu äußern. Ein Treffen am runden Tisch mit allen Parteien soll Klarheit schaffen. Ist der Täter jünger, kann die Tatsache, dass er mit der Situation offensiv konfrontiert wird, weitere Übergriffe durch ihn verhindern. „Ein Besuch auf der Polizeistation kann auch helfen“, sagt Golüke, dass Jugendliche das als abschreckend empfinden.
u Wer mehr über das Projekt erfahren möchte, egal ob Lehrer oder Eltern, kann mit der Kriminalprävention in Verbindung treten. Diese ist unter der Telefonnummer 02104/9827500 zu erreichen und per E-Mail unter kriminalprävention.mettmann@polizei.nrw.de zu erreichen.
Autor:Werner Kimmel aus Hilden |
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