Protestaktion auch in Hilden
Bäcker fordern Transparenz

Rim Khemiri-Kiwus und Roland Schüren zeigen, welche Mengen an Bons täglich nur im Back-Stubenladen am Hildener Mühlenbachweg 9 anfallen.  | Foto: Michael de Clerque
  • Rim Khemiri-Kiwus und Roland Schüren zeigen, welche Mengen an Bons täglich nur im Back-Stubenladen am Hildener Mühlenbachweg 9 anfallen.
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Ab dem 1.1.2020 wird die neue Kassensicherungsverordnung (KassenSichV) des Bundesfinanzministeriums gelten. Ein wesentlicher Bestandteil der Neuerung: Die Kassenbon-Ausgabepflicht.

Das bedeutet, dass für jeden Einkauf, auch wenn nur beispielsweise zwei Brötchen gekauft werden, ein Kassenbon ausgedruckt und dem Kunden überreicht werden muss. "Völliger Unsinn", finden die Bäcker.

400 Bäume fallen nur für Bäckerbons

"Das sind bei uns gut 2.700.000 Bons pro Jahr zusätzlich zu den wenigen bereits auf Kundenwunsch ausgedruckten Bons. Für ganz Deutschland bedeutet dies, dass ca. 400 Bäume täglich durch Kassenbons nur aus Bäckereien gefällt würden", sagt Roland Schüren, Bäckermeister in Hilden. Das habe der Branchen-Infodienst back.intern ermittelt.
Am Montag zeigte Schüren, wo die Bons landen werden: Auf dem Fußboden vor der Theke im Kundenraum. Rund 500 schüttete er auf dem Boden aus - die Menge, die künftig täglich dort sinnlos anfallen werde. Schüren beteiligte sich an der bundesweiten Aktion der freien Bäcker, die sich gegen die Bon-Pflicht wendet. Sie sei praxisfern wie viel andere Vorschriften auch.

Unfaire Bedingungen

Entgegen der zahllosen Beteuerungen seitens politisch Verantwortlicher in Bund und Ländern, endlich faire, also den Leistungen und Risiken entsprechende Rahmenbedingungen für das (Lebensmittel-)Handwerk zu schaffen, passiere das Gegenteil. Die Flut an Regulierungen könne das Handwerk nicht mehr bewältigen. "Diese Regulierungen, die in erster Linie auf die Risiken industrieller Verarbeitungsprozesse und folglich auf sehr hohe Stückzahlen und flächendeckende Verteilsysteme zugeschnitten sind, tragen zur Verdrängung lokaler Handwerksbetriebe aus Dörfern und Stadtteilen bei", kritisiert der Verband der freien Bäcker. Die qualifizierten Handwerker, die kompetent, eigenverantwortlich und mit unmittelbarer Nähe zu den Kunden arbeiteten, würden entmündigt. Sie würden zudem vorkriminalisiert, wenn sie die Vielzahl an Regelungen nicht hundertprozentig erfüllen können.

Keine Steuertransparenz für Multis

Den Handwerksbetrieben werde mit der Bon-Pflicht gleichsam Steuerhinterziehung unterstellt. Auf der anderen Seite habe Deutschland Ende November im EU-Ministerrat der öffentlichen, länderbezogenen Steuerberichterstattung für multinationale Großunternehmen (public country-bycountry-reporting) nicht zugestimmt. Das bedeute, nach wie vor für werde für diese Unternehmen keine Steuertransparenz und damit keine Steuergerechtigkeit hergestellt. Doch wer Steuervermeidung wirklich stoppen will, müsse endlich Transparenz schaffen.

Autor:

Lokalkompass Langenfeld - Monheim - Hilden aus Monheim am Rhein

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