Trauergruppe beim Kinderschutzbund Hilden
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- hochgeladen von Werner Kimmel
Hilden. Sarah, Jannis, Nico, Cindy, Jens, Emra, und Sandy, alles Grundschulkinder zwischen sechs und zehn Jahren, haben eine ganz besondere Gemeinsamkeit: Ihnen allen ist der Papa gestorben.
Die betroffenen Kinder haben sich von Anfang Januar bis April in regelmäßigen Abständen insgesamt achtmal in der Kindertrauergruppe „Papaschnuffelgruppe“ des Kinderschutzbundes (KSB) in Hilden getroffen.
Nicht nur den Gruppennamen haben sich die Kids selber ausgedacht, auch die Gruppenregeln wurden gemeinsam erarbeitet. „Nicht auslachen, nicht schubsen, zuhören!“ und einiges mehr steht in liebevoll-krakeliger Kinderschrift auf dem Flip-Chart geschrieben.
Fünf der Kinder wurden von der Trauerbegleiterin und Geschäftsführerin des Kinderschutzbundes Christa Cholewinski schon in Einzelsitzungen begleitet, manche nur einige Wochen, andere weit über ein Jahr. In der Gruppe erfuhren die trauernden Kinder nun, dass es auch andere Kinder gibt, deren Papa gestorben ist, dass sie nicht alleine mit solch einem Schicksalsschlag sind.
„Die Kinder kannten sich bis auf ein Geschwisterpaar vorher nicht. Schon während des ersten Gruppentreffens war eine bemerkenswerte Harmonie und ein Zusammenhalt unter den Kindern zu spüren“, weiß Christa Cholewinski zu berichten. „In unserem neuen Snoezelenraum saßen wir in kuscheliger Runde zusammen und jedes Kind erzählte von seinem Papa, woran er gestorben ist und was sich seit dem alles verändert hat“.
Auch Petra Nagel, die schon die erste Kindertrauergruppe des KSB vor sechs Jahren begleitet hat, war wieder mit dabei. Sie schildert einen der vielen kleinen Momente, in denen die Kinder spontan, offen und unbefangen über ihren toten Papa sprechen konnten; „Die Kinder lagen gemeinsam im Klettergerüst auf dem Schulhof und schauten in den Himmel. Jens meinte dann, er würde schon gerne wissen, wo sein Papa denn nun genau sei. Nico erwiderte darauf, sein Papa lebe nun auf einem Stern, ganz hoch oben im Himmel. So entstanden während eines freien Spieles ganz tiefsinnige Gespräche auf einem Klettergerüst“.
Neben dem freien Spiel auf dem Schulhof in der Schulstraße 44 gab es zu jedem Treffen ein bestimmtes Thema, zum Beispiel Gefühle, Trauer, Wut, Erinnerungen und Abschied. Es wurde gemalt und gebastelt, mit Ton gearbeitet, Geschichten vorgelesen, man ging gemeinsam auf eine Traumreise und vieles mehr.
Zusätzlich zu den Treffen in der Gruppe gehörte auch ein „Mütterabend“. In entspannter Runde wurde von den vielen großen und kleinen Schwierigkeiten im Alltag berichtet. Die Mütter erfuhren in einer kurzen Einführung von Christa Cholewinski über die Besonderheiten der Kindertrauer und hatten anschließend Gelegenheit zum Austausch, zum Hilfe geben und zum Hilfe annehmen.
Und Sorgen gibt es, neben der großen Trauer, sehr oft, wenn der Papa und meist auch „Hauptversorger“ der Familie stirbt. Bei den Kindern können Existenzängste entstehen; Wer versorgt uns nun? Müssen wir aus unserem Haus ausziehen, wohlmöglich umziehen in eine andere Stadt, verlieren wir Freunde, muss ich die Schule wechseln? Kann ich noch zu meinem Sport, meinem Tanzen, meinem Musikunterricht? Die Mütter stehen allzu oft vor einer großen Herausforderung, sie müssen nun eine doppelte Elternrolle besetzen, viele gleichzeitig aufgrund der finanziellen Situation mehr arbeiten und sind außerdem auch noch trauernde Partnerinnen.
Christa Cholewinski zog als Resümee: „Alle Kinder dieser Gruppe berichteten Petra und mir immer wieder von den verletzenden verbalen (und nicht nur verbalen) Angriffen einiger Mitschüler. – Dein Vater ist ja der totale Loser, der ist tot – war nur einer von vielen. - Das kann nicht sein und dagegen kann man auch etwas tun. Aufklärende Gespräche mit Lehrern, Erzieherinnen und eventuell auch mit Eltern haben sich in der Vergangenheit bereits als sehr hilfreich bewährt. Der Kinderschutzbund steht bei Bedarf gerne für solche Gespräche zur Verfügung.“
Finanziert wird die Kindertrauergruppe durch Spenden.
Als gemeinnützig anerkannter Verein stellt der Kinderschutzbund gerne eine Spendenbescheinigung aus.
Autor:Werner Kimmel aus Hilden |
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