Mit der Feuerwehr zum Übungseinsatz
"Brand" in einer Pflegeeinrichtung
Sonntagmorgen, 8.45 Uhr. Die Freiwillige Feuerwehr Hilden rückt aus Richtung Horster Allee. Dort raucht es heftig, ein Brand wird vermutet. Aber alle sind zwar konzentriert, dabei aber fröhlich und gelassen, denn es handelt sich um einen geplanten Übungseinsatz. Der Wochen-Anzeiger war eingeladen, sich dies aus der Nähe anzusehen.
Unterwegs zum Übungseinsatzort
Es ist warm, die angeordnete lange Hose stört schon ein bisschen. Für die Feuerwehrleute ist die deutlich dichtere Schutzkleidung schweißtreibende Routine. Aber alle sind guter Dinge. Nach einem kurzen Anwesenheitsapell auf dem Gelände der Feuerwache geht’s in die verschiedenen Fahrzeuge. Ich darf im HLF (Hilfeleistungslöschgruppenfahrzeug) mitfahren. Der schwere Magirus-LKW ist mit viel Technik ausgestattet, darunter ein Stromgenerator, schweres Schneidewerkzeug und natürlich Schläuche.
Unterwegs kann ich schon einige Fragen stellen, die die Feuerwehrmänner locker und freundlich beantworten. Untereinander ist der letzte große Brand immer noch Thema. Von verschiedenfarbigen Flammen ist die Rede, von explodierenden Fässern mit umherfliegenden Teilen und vom herausragenden Einsatz des THWs an der Brandstelle.
Brandbekämpfung ist nicht alles
An der Horster Allee angekommen treffe ich Peter Brings, der den Übungseinsatz geplant hat und mir hier vor Ort alles erklärt. Für seine Kameraden spielt er den Ersatzhausmeister, der keine Ahnung hat, ob sich Menschen in dem rauchenden Gebäude befinden. Während die ersten Feuerwehrmänner das Gebäude vorsichtig besichtigen, zeigt Peter Brings mir den „Brand“ im Innern des Hauses. „Hier wird ein Zimmerbrand simuliert“, erklärt er. „Wir haben insgesamt drei „Personen“, die geborgen werden müssen, Rauch, der aus dem Gebäude entfernt werden muss und natürlich das Feuer, das bekämpft werden soll.“
Der künstlich erzeugte Rauch ist für Blicke fast undurchdringbar, das Atmen fällt schwer. Eine Wärmebildkamera und Atemschutzmasken helfen den Rettungskräften hier weiter. Es piept und krächzt unentwegt: die Kommunikation läuft über Sprechfunk. Die Einsatzkräfte haben inzwischen die hilflosen Personen – in diesem Fall eine Puppe und zwei nur in der Phantasie vorhandene Menschen gefunden. Die Puppe wird fachmännisch geborgen. Eine der virtuellen Personen ist bettlägerig und wiegt 240 Kilo. „Hier können wir die Person nicht tragen ohne sie zu gefährden,“ erklärt ein Feuerwehrmann, „Aber wir können sie samt Bett nach draußen schaffen.“
Das Feuer gilt mittlerweile als gelöscht und der eigentlich Einsatz damit beendet. Die Einsatzfahrzeuge werden wieder beladen und umgesetzt, denn im Anschluss an den Übungseinsatz sind noch zwei Ausbildungsmodule geplant.
Der Rauch muss raus
Peter Brings nimmt mich erneut mit in das Gebäude und erklärt mir, was jetzt folgt: „Hier ist ja alles noch voller Rauch. Der muss raus und dazu haben wir zwei Methoden. Einmal das Belüften und einmal das Entlüften.“ Stromkabel werden am Generator des HLF angeschlossen, sie versorgen ein Entlüftungsgerät. Es saugt den Rauch aus den Räumen. „Damit dies optimal abläuft steuern wir die Zuluft im Gebäude mit einem gezielten Öffnen bzw. Schließen von Türen und Fenstern“, erläutert Peter Brings. „Andernfalls würden wir ja ein Vakuum erzeugen.“ Anschließend wird der Prozess umgekehrt: Die Maschine bläst jetzt Luft in das Gebäude. „Das funktioniert aber nur, wenn wir eine optimale Abluftmöglichkeit haben.“ Für mich ist besonders interessant, wie schnell die Luft wieder „rein“ ist und wie gut die Brandschutztüren im Gebäude Feuer und Rauch fernhalten.
Im zweiten Ausbildungsmodul wird die „horizontale Verschiebung“ geübt. Dabei geht es darum bettlägerige Menschen innerhalb eines Stockwerkes aus der Gefahrenzone zu bewegen.
Auf dem Rückweg zur Feuerwache ist wieder der Großbrand von einigen Tagen Thema. Neben mehreren Löschzügen aus dem Kreis Mettmann und dem THW war auch das Rote Kreuz im Einsatz. „Was hat die Bratwurst gut geschmeckt“, erinnert sich einer der Feuerwehrmänner an die gute Versorgung der Einsatzkräfte durch das DRK. Die Verbundenheit der Männer untereinander ist deutlich spürbar, sowohl beim Übungseinsatz als auch in den Gesprächen über den zurückliegenden Großbrand.
Gut gerüstet für den Notfall - Nachwuchs gesucht!
Stefan Tieves gibt mir noch einen kleinen Einblick in die Organisation der Feuerwehren: „Bei großen Einsätzen kommen Löschzüge aus dem ganzen Kreis Mettmann zusammen. Wenn es notwendig wird, treten innerhalb von zwei Stunden 500 Einsatzkräfte aus ganz NRW an." Dazu gibt es ein eigenes Alarmsystem, dass über den Kreis Mettmann hinaus in ganz NRW wirksam wird.
Am Ende aber sind es die Feuerwehrleute, die löschen, bergen, retten, schützen.
Die Freiwillige Feuerwehren in Hilden und anderswo suchen dringend Nachwuchs!
Info
Der nächste Lehrgang für die Freiwillige Feuerwehr in Hilden beginnt im Oktober. Infotage hierzu finden am Dienstag, 17. September, 19 bis 21 Uhr und Samstag, 21. September, 10 bis 12 Uhr, auf dem Gelände der Feuerwehr, Am Feuerwehrhaus 17, statt.
Weitere Infos gibt es hier: Freiwillige Feuerwehr Hilden
Autor:Beatrix Gerling aus Monheim am Rhein |
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