Begleitung in der Trauer: Christa Cholewinski hilft Kindern und Jugendlichen durch die schwere Zeit

Christa Cholewinski, Geschäftsführerin des Hildener Kinderschutzbundes, bietet seit zehn Jahren Trauerbegleitung für Kinder und Jugendliche an. | Foto: Michael de Clerque
  • Christa Cholewinski, Geschäftsführerin des Hildener Kinderschutzbundes, bietet seit zehn Jahren Trauerbegleitung für Kinder und Jugendliche an.
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Ein Geschwisterkind, das sterbenskrank ist, ein Elternteil, das plötzlich nicht mehr da ist oder der Tod der besten Freundin: Für die betroffenen Kinder und Jugendlichen ist das oft nur schwer zu verkraften. Christa Cholewinksi, Geschäftsführerin des Hildener Kinderschutzbunds, bietet seit zehn Jahren Trauerbegleitung an – nicht nur für Hildener Betroffene.

Wenige Wochen nachdem der Vater von Ben (3 Jahre) und Lara (5 Jahre, Namen von der Redaktion geändert) erfährt, dass er an einem nicht heilbaren Hirntumor erkrankt ist, wendet sich die Mutter an Christa Cholewinski. Gemeinsam erarbeiteten sie, was sie den kleinen Kindern erzählt.

„Wichtig war auch, dass ein soziales Netzwerk aufgebaut wurde, damit bei akuten Problemen schnell jemand für die Kinder da war“, sagt Cholewinksi. Die nächsten Monate brachten Veränderungen mit sich: Der Vater wurde operiert, war mehrfach im Krankenhaus, brach in der Wohnung zusammen. „Immer wieder haben wir darüber gesprochen, wie die Mutter den Kindern die sichtbaren Veränderungen erklären kann“, sagt Cholewinski.

Nach dem letzten gemeinsamen Sommerurlaub wurde ein weiterer Tumor entdeckt, nach der Operation wurde der Vater Zuhause gepflegt. „Die Kinder haben Fragen gestellt. Sie wussten: Papa ist müde, er muss viel schlafen.“ Wenige Stunden vor seinem Tod hat die Mutter Christa Cholewinksi angerufen, und dann die Kinder aus dem Raum genommen. „Nach dem Tod haben die Kinder sich von ihrem Vater verabschiedet. Ihn gestreichelt.

Bei den Vorbereitungen der Bestattung hat Cholewinski die beiden Kinder dann erstmals getroffen: „Beim Bestatter haben Ben und Lara den Sarg bemalt. Mit Handabdrücken, Strichmännchen, Glitzer. Natürlich waren sie traurig. Aber es wurde auch viel gelacht.“ Kontakt zur Familie hat sie weiterhin.

„Wenn der Vater jung stirbt, dann ist das eine Katastrophe, die man nicht ändern kann. Aber man kann schauen, dass die Kinder möglichst gut aus dieser Situation kommen“, sagt Cholewinski. „Meine Aufgabe ist es, die Kinder und Jugendlichen zu stärken, ihnen Sicherheit zu geben, auf ihre Gefühle einzugehen und sie während der Trauer zu begleiten.“

Meist alle zwei Wochen ein Treffen

Meist beginnt die Trauerbegleitung mit einem Erstgespräch mit den Eltern beziehungsweise einem Elternteil. Zum ersten Treffen werden die Kinder und Jugendlichen begleitet, in der Regel gibt es alle zwei Wochen ein Treffen. Fast immer sind es Einzelbegleitungen. Je nach Interessen wird gebastelt, Musik gehört – und ganz viel erzählt. Wie ist es in der Familie, in der Schule?

„Oft wird in der Schule nach wenigen Wochen erwartet, dass die Kinder einfach wieder zur Tagesordnung übergehen“, kritisiert Cholewinksi. Zu ihrer Arbeit gehören auch Gespräche mit Kitas und Schulen, um das Umfeld für die Probleme der Kinder und Jugendliche zu sensibilisieren.

Cholewinski hat sich weitergebildet, um Trauerbegleitung nicht nur für Erwachsene, sondern auch für Kinder anbieten zu können. In den vergangenen zehn Jahren hat sie so 130 Heranwachsende zwischen 4 und 24 Jahren betreut, auch aus Neuss und Köln kommen sie zu ihr.

Meist waren es Vater (46 Fälle) oder Mutter (36), die verstorben sind, gefolgt von Bruder (16) und Schwester (14). Todesursache waren meist Krebserkrankungen (60 Prozent), an zweiter Stelle stehen Suizide (18 Prozent).

„Suizid ist für die Kinder besonders schwierig, weil er fast nie erwartet wird“, sagt Cholewinski. Die Kinder und Jugendlichen seien geschockt, oft traumatisiert. Und sie schämten sich. „‘Bin ich schuld?‘, ‚Hatte Papa mich nicht lieb?‘, hinzu kommen Vorwürfe von außen: ‚Wieso habt ihr denn nichts gemerkt?‘“, weiß Cholewinski. Außerdem gebe es dann finanzielle Probleme: Nicht nur der Ernährer der Familie falle weg, auch die Lebensversicherung weigere sich meist, zu zahlen.

Aktuell betreut Cholewinski 12 Kinder und Jugendliche. Finanziert wird die Arbeit ausschließlich aus Spenden. Wer den Hildener Kinderschutzbund unterstützen möchte, erhält weitere Informationen telefonisch unter 02103 / 54853 oder im Internet auf der Homepage des Hildener Kinderschutzbundes.

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Autor:

Janina Krause (Rauers) aus Hilden

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