"Mit dem Fahrzeug am Limit": Julian Hanses aus Hilden startet in wenigen Wochen bei der Formel 3

In Kürze stehen die ersten Testrennen in Ungarn an: Julian Hanses aus Hilden ist in die FIA Formel-3-Europameisterschaft aufgestiegen. Grund genug für ein Interview mit dem Nachwuchs-Rennfahrer. | Foto: Alexander Trienitz
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  • In Kürze stehen die ersten Testrennen in Ungarn an: Julian Hanses aus Hilden ist in die FIA Formel-3-Europameisterschaft aufgestiegen. Grund genug für ein Interview mit dem Nachwuchs-Rennfahrer.
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Nach einer erfolgreichen Saison in der ADAC Formel 4 ist Julian Hanses aus Hilden in die FIA Formel-3-Europameisterschaft aufgestiegen. Mit dem Wochen-Anzeiger sprach das Nachwuchstalent über seinen neuen Wagen, Lampenfieber vor dem Rennen und seine Erwartungen an die kommende Saison.

Herr Hanses, sind Sie ein guter Beifahrer?
Julian Hanses: Nein, ganz und gar nicht. Als Rennfahrer muss man stets extrem vorausschauend fahren. Ich rechne also mit Vielem, das vielleicht nie so eintritt. Auf dem Beifahrersitz zu sitzen und gar keine Kontrolle zu haben, nicht agieren zu können - das fällt mir sehr schwer, wenn meine Mutter oder meine Freundin fährt. Und wenn mein Vater hinter dem Steuer sitzt, ist es noch schwerer, weil er auch gerne sehr zügig fährt.

Die Begeisterung für schnelle Autos haben Sie von Ihrem Vater geerbt?
Genau! Angefangen hat alles im Urlaub, da war ich etwa vier, fünf Jahre alt. Ich bin Leih-Kart gefahren und es hat Mega-Spaß gemacht. Ab da bin ich im Urlaub immer gefahren, bis ich ein eigenes Kart bekommen habe, das war ungefähr 2006. Nach wie vor ist mein Vater mein großes Vorbild. Er hat unheimlich viel technisches Wissen, und auch bei Dingen wie Strategie berät er mich. Wir besprechen zum Beispiel jedes Rennen nach. Mein Vater war immer schon Hobby-Rennfahrer - seine Eltern hatten aber zuviel Angst vor möglichen Verletzungen, und haben ihm den professionellen Weg nicht erlaubt.

Angst vor Verletzungen oder Unfällen - inwieweit spielt das auf der Rennstrecke eine Rolle?
Das Risiko muss man erkennen. Wichtig ist zu wissen: "Wie weit gehe ich?", "Riskiere ich es?". Natürlich muss man sein Auto gut kennen - und Vertrauen ins Team ist auch ganz wichtig. Unter diesen Voraussetzungen ist es ein irres Gefühl, sich mit dem Fahrzeug am Limit zu bewegen. Im Idealfall kommt man in einen Flow. Die Herausforderung ist es, jede Runde exakt perfekt zu treffen und jede Kurve zu denken: Das war knapp, aber es fühlt sich gut an. Es ist ein extremer Nervenkitzel.

Apropos Nerven: Haben Sie Lampenfieber vor dem Start?
Eher nicht. Aber Rennen auf dem Nürburgring sind schon etwas Besonderes. Denn dann sind im Publikum Familie, Freunde und auch eventuelle Sponsoren mit dabei. Damit muss man dann umgehen können.

Was war Ihr spannendstes Rennen in der vergangenen Saison?
Definitiv das auf dem Sachsenring! Es war die anspruchsvollste Strecke - ich liebe Herausforderungen. Beim Qualifying habe ich einen neuen Streckenrekord aufgestellt, und mich wahnsinnig über die Doppel-Pole gefreut. Beim ersten und zweiten Rennen durfte ich also ganz vorne starten. Das erste Rennen habe ich gewonnen. Beim zweiten Rennen habe ich leider einen Fehler gemacht: Ich habe etwas zu spät gebremst und dadurch meine Position verloren. Im dritten Rennen wurde ich leider abgeschossen - trotzdem habe ich das Rennwochenende in guter Erinnerung.

Mitte Mai ist das erste Rennwochenende in Pau in Frankreich. Laufen die Vorbereitungen schon?
Auf jeden Fall, schon längst. Nach dem Rennen ist immer vor dem Rennen. Sich auf Erreichtem auszuruhen, funktioniert nicht - und ist übrigens auch dem Team gegenüber unfair. Täglich Sport zu machen, Kraft- und Ausdauertraining, gehört für mich einfach dazu.
Derzeit geht es darum, den neuen Wagen ausgiebig zu testen und auf mich einzustellen. Er hat rund 80 PS mehr als der, mit dem ich bislang gefahren bin, also insgesamt 230 PS. Andere Reifen, mehr Downforce, also mehr Anpressdruck und damit eine erhöhte Kurvengrenzgeschwindigkeit... Vieles ist neu. Neu ist übrigens auch das Team, mit dem ich schon jetzt sehr gerne zusammenarbeite. Otto Schwadtke und seine Mannschaft sind hoch motiviert. Besonders toll ist, dass ich ihr einziger Fahrer bin. Sie können sich also ganz auf mein Auto und mich fokussieren.

Wie stark ist die Konkurrenz?
Stark auf jeden Fall. Mehr kann ich noch gar nicht abschätzen. Jeder hat Rennstrecken, die einem besonders oder eben eher weniger liegen. Hinzu kommt, dass man nicht an jedem Wochenende gleich performt. In zwei Wochen sind die ersten Testfahrten in Ungarn - dann weiß ich mehr. Mein Plan für die Formel 3 ist es, mich in dieser Saison vor allem ans Limit des Autos zu bringen und spätestens nächstes Jahr Richtung Meisterschaft anzugreifen.

Wie viel Zeit bleibt für Hobbies, Schule oder Ausbildung?
Wenig. Urlaub fällt dieses Jahr leider ganz aus. Wakeboard, Frisbee, Mountainbike-Fahren, das mache ich gerne. Die elfte Klasse habe ich vollendet, dann war klar: Ich muss mich entscheiden: Fachabi oder Motorsport. Beides gleichzeitig und ich hätte keine Chance, vorne mitzuspielen. Ich habe mich entschieden, alles auf eine Karte zu setzen. Und bislang war es definitiv die richtige Entscheidung! Natürlich wäre dies ohne die großartige Unterstützung vieler gar nicht möglich. Ich bin sehr dankbar dafür, dass meine Eltern, meine Familie, meine Freundin, meine früheren Teams und das heutige mir so unglaublich toll zur Seite stehen.

Kooperationspartner gesucht

Interesse, Julian Hanses zu unterstützen? Der Hildener Rennfahrer freut sich über Sponsoren- und Kooperationspartner-Anfragen. Mehr Infos gibt es auf seiner Homepage: www.julian-hanses.de .

Autor:

Janina Krause (Rauers) aus Hilden

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