Schutz für Kinder und Jugendliche
Stadt Hilden setzt auf Prävention

Jenny Riegel (l.) und Anne Hetze haben sich auf die Beratung bei sexualisierter Gewalt spezialisiert. Foto: Stadt Hilden
  • Jenny Riegel (l.) und Anne Hetze haben sich auf die Beratung bei sexualisierter Gewalt spezialisiert. Foto: Stadt Hilden
  • hochgeladen von Andrea Rosenthal

Seit 2016 zeigt die Kriminalstatistik in NRW, wie auch in anderen Bundesländern, eine
kontinuierliche Zunahme an Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung von Kindern und Jugendlichen. 2016 waren es 2.334 vollzogene und versuchte Straftaten, 2020 bereits 4.303. Hinzu kommt ein deutlich größeres Dunkelfeld.

Die Stadt Hilden will Kindern und Jugendlichen so viel Schutz wie möglich geben. Neben dem Allgemeine Soziale Dienst, der Familien begleitet und unterstützt, gibt es zwei zusätzliche Fachstellen: die Präventionsstelle gegen sexualisierte Gewalt für Hilden und seit Anfang 2023 die Stelle für spezialisierte Beratung bei sexualisierter Gewalt. Diese Stelle wurde vom Land NRW geschaffen und hat ein Einzugsgebiet, welches über die Stadtgrenzen Hildens hinausgeht.

Prävention seit 1989

Die Präventionsarbeit im Bereich sexualisierter Gewalt hat in Hilden bereits eine langjährige Tradition. Seit 1989 macht sich die Stelle in Kooperation mit Kindergärten und Schulen für Kinder und Jugendliche stark. Jenny Riegel hat die Stelle Anfang des Jahres übernommen und erklärt: „Unser Ziel ist es, dass junge Menschen ihre Gefühle ernst nehmen. Wir wollen ihr Selbstbewusstsein stärken und ein Bewusstsein dafür schaffen, dass sie ein Recht auf Hilfe
haben!“

Bereits während ihres Studium der Sozialen Arbeit hat Jenny Riegel in der Präventionsstelle ein mehrmonatiges Praktikum gemacht: „Ich bin froh, dass ich von meiner Vorgängerin Susanne Hentschel lernen konnte und ihre wichtige Arbeit fortsetzen darf.“ Riegel berät pädagogische Fachkräfte ebenso wie Eltern zum Thema sexualisierte Gewalt. „Kinder und Jugendliche brauchen unseren Schutz. Das gilt für Schule und Sportverein ebenso wie für den digitalen Raum, für Online-Portale und soziale Plattformen. Bei Informationsabenden vermittelt Riegel den Teilnehmenden, wie sie jungen Menschen am besten helfen können.

In jeder Gruppe gibt es Opfer

„Kinder brauchen eine klare Sprache. Sie müssen Worte haben für all ihre Körperteile. Auch für die Geschlechtsteile“, unterstreicht Jenny Riegel. „Nur so können sie ein Gefühl für den eigenen Körper entwickeln und Grenzen setzen.“ Aus diesem Grunde geht die Sozialarbeiterin in erster Linie in Kitas und Schulen und arbeitet vor Ort mit den Kindern, Schülerinnen und Schülern. „In jeder Gruppe oder Klasse war immer mindestens ein Kind, dass bereits Erfahrung mit Gewalt gemacht hat“, berichtet die Sozialarbeiterin.

Diese Erfahrung teilt auch Anne Henze. In der spezialisierten Beratung setzt ihre Arbeit dann an, wenn es erste Hinweise auf Übergriffe an Kindern und Jugendlichen gibt. „Die große Mehrzahl sexualisierter Übergriffe geschieht im erweiterten familiären Umfeld“, erklärt Henze. „Manchmal ahnen Bezugspersonen des Kindes bereits etwas, wissen aber nicht, wie sie ihr Bauchgefühlt einordnen können. Sie wollen helfen, haben aber Angst, jemanden falsch zu verdächtigen. Mit diesen Gedanken können sie zur mir kommen.“

Bei allen Anfragen im Bereich sexualisierte Gewalt beträgt die Wartezeit auf einen ersten Termin maximal 14 Tage. Im Gespräch können dann passgenaue Hilfsangebote gemacht werden. Dabei wird das soziale Umfeld der möglicherweise betroffenen Kinder und Jugendlichen im Ganzen betrachtet. Gegebenenfalls finden auch Gespräche mit weiteren Familienangehörigen und Bezugspersonen statt, die nicht als Tatpersonen vermutet werden.

Netzwerk an Hilfen

Anne Henze ist Kinder- und Jugendpsychotherapeutin mit einem Master in Klinisch Therapeutischer Sozialarbeit. Sie weiß: „Das soziale Bezugssystem ist von immenser Bedeutung für den Heilungsprozess!“ Für die Betroffen steht außerdem ein breites Netzwerk an helfenden Institutionen bereit, um bei Bedarf zu unterstützen.

Gleichzeitig möchte Anne Henze auch diejenigen erreichen, die beispielsweise unsicher sind, weil ihr Kind Dinge berichtet, die sie nicht einordnen können. Wenn Eltern Fragen haben wie: Welche Regeln gibt es für Körpererkundungsspiele? Was ist normal, wenn Kinder sich mit ihrem Körper und dem anderen Geschlecht auseinandersetzen und wann sollte ich handeln?

„Alle Gespräche sind ergebnisoffen und manchmal stellt sich im Laufe des Gesprächs auch heraus, dass das Verhalten des Kindes absolut alterstypisch ist,“ berichtet Henze und appelliert, „immer lieber einmal zu viel fragen als einmal zu wenig.“ Auf Wunsch kann die Beratung auch anonym erfolgen.

„Mit der spezialisierten Beratung schließen wir eine wichtige Lücke in der Versorgung und Begleitung von Kindern und Jugendlichen“, resümiert Jugenddezernent Sönke Eichner. „Ich bin froh, dass wir für den Schutz vor und bei sexualisierter Gewalt so ein tolles Team haben!“

Die Ansprechpartnerinnen

Spezialisierte Beratung bei sexualisierter Gewalt
Anne Henze
anne.henze@hilden.de
Tel. 02103 72 1290
Dienstzeiten
Montag: 8:30-18:30 Uhr
Dienstag: 8-13 Uhr
Donnerstag: 8-15 Uhr
Freitag: 8:30-18:30 Uhr

Präventionsstelle gegen sexualisierte Gewalt an Kindern und Jugendlichen
Jenny Riegel
Jenny.riegel@hilden.de
Tel. 02103 72-1288
Dienstzeiten
Montag: 9-14:45 Uhr
Dienstag 9:30-16 Uhr
Mittwoch: 10:30-16 Uhr
Donnerstag: 9-14:45 Uhr

Autor:

Lokalkompass Langenfeld - Monheim - Hilden aus Monheim am Rhein

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