Capio Klinik im Park: Interview mit Chefarzt Dr. Steffen
Homeoffice-Thrombose statt Reisethrombose
Viele Arbeitnehmer arbeiten derzeit im Homeoffice. Gleichzeitig sind aufgrund der Corona-Pandemie viele Freizeitaktivitäten, wie etwa das Training in Sportvereinen, nur eingeschränkt möglich. "Weniger Bewegung bedeutet ein erhöhtes Thromboserisiko", erklärt Dr. Horst Peter Steffen, Chefarzt der Capio Klinik im Park. In einem Interview gibt er Antworten auf verschiedene Fragen.
Warum erhöht Arbeiten im Homeoffice die Thrombose-Gefahr?
Dr. Steffen: Thrombosen sind Blutgerinnsel, die sich in den Venen bilden können. Lösen sie sich, können sie Richtung Lunge wandern – und dort großen Schaden anrichten, bis hin zu einer lebensbedrohlichen Lungenembolie. Wenig Bewegung gehört zu den Faktoren, die die Blutgerinnselbildung unterstützt. Im Homeoffice entfällt der Weg zur Arbeit – statt zum Bus oder vom Parkplatz ins Büro zu eilen, wird in wenigen Schritten vom Frühstückstisch zum Schreibtisch gewechselt. Wenig Bewegung belastet die Venen, denn so entfällt die Unterstützung durch die sogenannte Muskelpumpe beim Rücktransport des Blutes Richtung Herz. Das Blut fließt langsamer, Gerinnsel bilden sich leichter. Übrigens: So mancher Arbeitstag am Schreibtisch dauert länger als ein Flug zum Urlaubsziel. Neben der Reisethrombose sollten deshalb auch auf die Gefahren einer Homeoffice-Thrombose nicht unterschätzt werden.
Wie kann man eine Thrombose erkennen?
Dr. Steffen: Zu den Anzeichen einer möglichen Thrombose gehören zum Beispiel Schwellungen am Fußknöchel, am Unterschenkel oder am ganzen Bein. Die Haut spannt und kann sich rot oder blau verfärben. Beim Auftreten schmerzt die Wade, das geschwollene Bein ist wärmer als das nicht betroffene. Besondere Vorsicht ist bei Atemnot geboten: Sie kann auf eine Lungenembolie hinweisen. Hier sollte sofort ein Arzt aufgesucht oder ein Rettungswagen gerufen werden. Auch ein Thrombose-Verdacht sollte sehr zeitnah ärztlich abgeklärt werden.
Wer ist besonders gefährdet?
Dr. Steffen: Zu den Risikogruppen gehören Menschen, die kurz zuvor operiert wurden. Besonders gefährdet sind zudem Menschen über 60 Jahren, Übergewichtige, Menschen mit einer familiären Thromboseneigung, Raucher, Frauen, die die Anti-Baby-Pille einnehmen, und Menschen mit Krampfadern.#
Wie wird eine Thrombose behandelt?
Dr. Steffen: Die Behandlung erfolgt in der Regel ambulant, mit Heparin-Spritzen oder aber auch mit einer medikamentösen Therapie durch Tabletten.
Wie kann man einer Thrombose aktiv vorbeugen?
Dr. Steffen: Bewegung hilft, die Venen gesund zu halten und Thrombosen vorzubeugen. Schon Treppensteigen statt Aufzugfahren oder das Rad statt das Auto zu nutzen, wirkt sich positiv aus. Ausreichend zu trinken ist ebenfalls wichtig. So kann das Blut besser fließen und es können sich weniger schnell Thrombosen bilden. Oft hilft es, sich direkt morgens eine Flasche Wasser auf den Schreibtisch stellen. Bei stundenlangem Sitzen oder Stehen sind zudem leichte Kompressionsstrümpfe sinnvoll. Ihr sanfter Druck erleichtert den Venen ihre Arbeit.
Autor:Corinna Rath aus Hilden |
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