Beate Linz-Eßer: "Die meisten Bewohner nehmen es gelassen"
Hildener Seniorendienste fahren Sicherheit hoch

Die beliebten Fahrten mit dem Tandem finden trotz der Coronakrise weiter statt. Das Infektionsrisko ist gering.  | Foto: Michael de Clerque

"Wir haben die Sicherheitsmaßnahmen zum Schutz vor dem Coronavirus erheblich hochgefahren", sagt Beate Linz-Eßer, Geschäftsführerin der Seniorendienste Stadt Hilden gGmbH. "Und das schöne ist, die meisten Bewohner nehmen es gelassen."
Von Dirk-R. Heuer

"Natürlich machen wir uns große Sorgen, dass das Virus in einer unserer Einrichtungen ausbricht", sagt die Geschäftsführerin - coronagerecht - im Telefongespräch. Sie geht mit gutem Beispiel voran und meidet alle überflüssigen Kontakte zur Aussenwelt. "Auch die Mitarbeiter sind sich des Risikos sehr bewusst" weiß Linz-Eßer und ein wenig stolz schwingt in der Stimme mit.
"Nein", erklärt sie, "noch haben wir keine Erkrankten." Doch die Gefahr einer Infektion hat Linz-Eßer ständig vor Augen - und die Hoffnung, dass eben dieser Tag nicht eintritt. "Wenn jemand hustet oder gar Fieber hat, wird er sofort isoliert - das gilt auch für unsere Mitarbeiter." Einige blieben zu Hause, bis der Verdacht ausgeräumt war. Natürlich trügen die Mitarbeiter alle Mundschutz, Handschuhe und hielten den Sicherheitsabstand so gut wie möglich ein. "Gerade das große Engagement des Teams und der Zusammenhalt, macht mir Mut, die Krise zu bewältigen."
Ganz toll verhielten sich die auch Bewohner. "Inzwischen hat auch der letzte begriffen, wie wichtig die Regelungen sind." So dürfen die Bewohner zwar das Gelände verlassen, aber nur in Begleitung eines Mitarbeiters. Bei der Rückkehr von Einkäufen gehen sie dann erst einmal in Quarantäne.
Auf dem Areal halten alle ausreichend Abstand - die Mitarbeiter kontrollieren das.

Besuchsverbot ist für alle sehr bitter

"Besonders bitter ist das Besuchsverbot", weiß Linz-Eßer. "Da sehen sich Eheleute, die seit Jahrzehnten täglich zusammen sind, plötzlich nur noch durch die Scheibe. Das ist schon herz­zer­rei­ßend", erzählt die Geschäftsführerin und schluckt erst einmal. "Über Videotelefonie und dem Übermitteln von Fotos versuchen wir, die Kontakte zu den Familienangehörigen zu ermöglichen." Trotz aller Einschränkungen seien die Bewohner sehr diszipliniert.
Problematisch sei das Leben für die Demenzkranken geworden. "Der Wegfall des Besuchs der Bezugspersonen aus der Familie ist für sie besonders schwer. Und dann stehen plötzlich die Pfleger mit Masken vor ihnen, die sie aber nicht erkennen." Das sei sehr bitter und schwierig für die Mitarbeiter.
Bitter sei auch der Wegfall der Tagespflege, vor allem für die Angehörigen. "Aber das Risiko wäre zu groß, denn immerhin wohnen am Erikaweg 125 Senioren und 93 an der Hummelsterstraße", informiert die Geschäftsführerin.

Schutzmaterial ist noch weitgehend vorhanden

"Toll sind auch die Angebote von aussen, uns beispielsweise mit selbstgenähten Masken zu versorgen", findet Linz-Eßer. Noch seien Schutzmasken aus den bestehenden Vorräten da. "Außerdem haben wir kurz vor dem großen Run bereits waschbare Stoffmasken bei Trigema bestellt und auch erhalten." Mit einfachem Mundschutz seien beide Einrichtungen noch gut versorgt. "Im Falle einer Infektion reichen unsere Schutzmasken der Klasse FFP2 allerdings nur wenige Tage. Die Masken, die sonst keine 50 Cent kosten, sind im preis rapide angestiegen", weiß Linz-Eßer, "man hat mir Masken für über 15 Euro pro Stück angeboten", fährt sie empört fort. "Diese Wucherpreise habe ich natürlich abgelehnt." Sie suche nun nach alternativen Lieferanten. "Desinfektionsmittel haben wir vor der Pandemie noch eingekauft - das ist noch ausreichend vorhanden."

Pandemiepläne aufgestellt

Für den Fall der Fälle seien inzwischen Pandemiepläne aufgestellt und "alle möglichen Szenarien durchgespielt - zumindest in der Theorie". Und dabei schwingt in Linz-Eßers Stimme die große Hoffnung mit, dass keines der Szenarien in der Realität durchgespielt werden muss.

Autor:

Lokalkompass Langenfeld - Monheim - Hilden aus Monheim am Rhein

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