Gesundheitsrisiko Thrombose: Es gibt eine Lösung!

Hilden. Die Zahlen sind alarmierend: In Deutschland sterben jährlich rund 100.000 Menschen an einem Gefäßverschluss aufgrund von thrombotischen Erkrankungen, medizinisch als venöse Thromboembolie (VTE) bezeichnet (1). Europaweit sind es über 500.000 Menschen - das sind mehr als durch Verkehrsunfälle, AIDS, Brust- und Prostatakrebs zusammen (2). Das Wissen um die Thrombose (verstopftes Blutgefäß) und die Lungenembolie, eine der gefährlichsten Folgekomplikationen der Thrombose, ist in der Bevölkerung extrem niedrig: Laut einer Umfrage (3) haben 50 Prozent der Befragten den Begriff Lungenembolie noch nie gehört.

Mit dem 3. Weltthrombosetag am Donnerstag, 13. Oktober 2016, wollen internationale und nationale Fachgesellschaften die Bevölkerung für Venenthrombosen sensibilisieren. Auch die Deutsche Venen-Liga e. V. (DVL), eine der größten Patientenorganisationen für Venenleiden in Deutschland, unterstützt diesen Tag. Im Interview DVL-Präsident Dr. Michael Wagner.

Warum ist der Deutschen Venen-Liga das Thema Thrombosen wichtig?
Dr. Wagner: Unbehandelte Krampfadern können eher eine Thrombose entwickeln, aus der die lebensgefährliche Lungenembolie entsteht. Wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, Patienten mit Krampfadern zu motivieren, so früh wie möglich zu einem Venenspezialisten zu gehen, auch um abklären zu lassen, ob sie ein Thromboserisiko haben. Denn besonders häufig kommt eine Thrombose in den Beinvenen vor.

Was passiert bei einer Thrombose?
Dr. Wagner: Es bildet sich ein Blutpfropf (Thrombus) in einem Blutgefäß, er behindert den Rückfluss des Blutes zum Herzen. Löst sich das Gerinnsel von der Gefäßwand, kann eine gefährliche Lungenembolie entstehen. Daher ist es wichtig, Anzeichen einer Venenthrombose richtig zu deuten und schnell einen Arzt aufzusuchen. Sonst kann es lebensgefährlich werden, wie bei Gerhard Tötschinger (70), der langjährige Lebensgefährte von Schauspielerin Christiane Hörbiger, starb im August 2016 ganz plötzlich an einer Lungenembolie, ebenso wie im vergangenen Jahr der 35-jährige CDU Abgeordnete Philipp Mißfelder.

Woran erkennen Betroffene, ob sie gefährdet oder gar schon betroffen sind?
Dr. Wagner: Beschwerden zeigen sich häufig in Form einer Schwellung des Beines, Schmerzen oder Spannungsgefühl in der Wade. Der Venenspezialist kann mit moderner Ultraschalldiagnostik die Thrombose bestätigen oder ausschließen. Aber die Symptome sind leider nicht immer eindeutig: Das können z. B. muskelkaterartige Waden-schmerzen, Überwärmung, Fieber, gespannte Glanzhaut, Wadendruckschmerz oder auch eine Erhöhung der Entzündungswerte im Blut sein.

Steigt das Risiko bei längeren Autofahrten oder Flugreisen?
Dr. Wagner: Wer Symptome bemerkt, die auf eine Thrombose hindeuten könnten, sollte immer sofort einen Arzt aufsuchen. Insbesondere nach einer langen Reise mit Auto, Bus, Bahn oder Flugzeug ist es wichtig, aufmerksam auf mögliche Anzeichen einer Thrombose zu achten, denn langes Sitzen erhöht das Risiko. Darum die Beine auch im Flugzeug bewegen und z. B. aufstehen oder mit den Füßen wippen. Unser Tipp: Vor Langstreckenflügen einen Venenspezialisten aufsuchen (Phlebologe).

Quellen:
(1) Cohen AT et al. Thromb Haemost 2007; 98:756-64
(2) American Public Health Association Leadership Conference 2003
(3) Umfrage im Auftrag der Internationale Gesellschaft für Thrombose
und Hämostaseologie (ISTH)

Autor:

Olaf Tkotsch aus Hilden

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