Hospizbewegung Hilden unterstützt auch während der Corona-Zeit Betroffene und Angehörige
Ehrenamtliche Begleitung

Helene L. ist dankbar für die Gespräche mit den ehrenamtlichen Helfer der Hospizbewegung Hilden. Sie sind da und offen für jedes Problem. | Foto:  Gerd Altmann auf Pixabay
  • Helene L. ist dankbar für die Gespräche mit den ehrenamtlichen Helfer der Hospizbewegung Hilden. Sie sind da und offen für jedes Problem.
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Helene L. sitzt entspannt in ihrem Sessel. Die 89-Jährige lebt alleine in ihrem Haus in Hilden. Erst seit einigen Monaten schaut mehrmals täglich ein ambulanter Pflegedienst bei der bis dahin rüstigen Rentnerin vorbei. Zusätzlich unterstützt der Dienst die Seniorin bei Haushaltstätigkeiten.

Die Seniorin weiß, dass sie an einer unheilbaren Herzerkrankung leidet. Ihre Kinder besuchen sie regelmäßig, können aber aufgrund der eigenen beruflichen Situation nicht rund um die Uhr bei der Mutter sein. Eine schwierige Situation für beide Seiten. Doch so ganz allein wollen die Kinder ihre Mutter nicht lassen.

Hilfe auch für Angehörige

"Deswegen hat sich ihr Sohn an uns gewandt", erzählt Ulrike Herwald, Koordinatorin von der Hildener Hospizbewegung. "Er bat uns darum, seine Mutter zu besuchen und sie auf ihrem letzten Lebensweg zu begleiten. Weder er noch die Geschwister könnten dies nicht leisten - allein schon wegen der Entfernung, die zwischen den Kinder und der Mutter lägen." Derzeit wechselten sie die Geschwister an den Wochenenden ab, damit zumindest dieser Zeitraum abgedeckt sei.
"Die Entscheidung des Sohnes war für ihn nicht einfach", fährt Herwald fort. "Situationen wie diese gibt es immer wieder. Nach der Ausbildung verschlägt es die Kinder in alle möglichen Regionen des Landes - manch einen sogar ins Ausland. Die Eltern bleiben zurück. Solange sie fit sind, funktioniert das. Aber wenn die Eltern unheilbar erkranken, wird es oft schwierig", weiß Herwald aus Erfahrung. Im Fall der 89-Jährigen habe man eine gute Lösung gefunden.

Ehrenamtler begleiten Menschen auf dem letzten Lebensweg

Nahezu jeden Tag begleitet einer der ehrenamtlichen Mitarbeiter der Hospizbewegung andere Menschen auf ihrem letzten Lebensweg. Dabei stehe die psychosoziale Begleitung im Vordergrund. Die Helfer wirkten dem Alleinsein entgegen und unterstützten, wo sich seelische Nöte und Ängste im Sterbeprozess zeigen. "Das sind Anliegen, die sich die Hospizbewegung auf ihre Fahne schreibt, gerade auch jetzt in der Corona-Zeit", betont Herwald. Viele der 40 ehrenamtlichen Begleiter helfen den Betroffenen auch in dieser Zeit – sei es per Telefon oder auch unter den erforderlichen Schutzmaßnahmen persönlich zu Hause.
"Nach dem Anruf von Herrn L. sind wir sofort tätig geworden", erzählt die Koordinatorin. Mittlerweile besuche eine Helferin die 89-jährige Frau zwei Mal in der Woche. Gut zwei Stunden unterhalten sich beide. "Es ist eine Vertrauensbasis gewachsen. Und so können auch Themen besprochen werden, mit denen die Seniorin ihre Kinder nicht belasten möchte. Insbesondere betrifft dies Gedanken und Gefühle rund um das Sterben. "Oft reicht es auch aus, wenn Frau L. spürt, dass jemand bei ihr ist oder ihr etwas vorliest. Denn inzwischen ist sie häufiger müde und das reden fällt ihr schwer", schildert Herwald.

Intensiver Kontakt

Gerade in dieser Phase gebe es einen intensiven Kontakt zwischen den Ehrenamtlichen der Hospizbewegung und den Angehörigen. "Der Sohn, der regelmäßig einige hundert Kilometer an den Wochenenden zurücklegt, ist dankbar, dass wir seine Mutter begleiten."
So gelinge es der Hospizbewegung während der Corona-Zeit, die vor allem für kranke und sich im Sterbeprozess befindliche Menschen schwer zu tragen ist, ein Stück Wärme und Herzlichkeit zu vermitteln. Auch das Gefühl, jetzt nicht allein zu sein, helfe den Menschen auf ihrem letzten Weg.
"Die vergangenen Monate und Wochen waren aber auch für unsere Ehrenamtlichen sehr belastend. Zum einen verhinderten die teils sehr restriktiven Kontaktbeschränkungen direkte Besuche und Gespräche. Zum anderen bestand für die Ehrenamtlichen ja auch immer die Gefahr, sich mit Covit-19 zu infizieren." Darum hatte es die Hospizbewegung allen Mitarbeitern freigestellt, Menschen direkt zu begleiten. Häufig blieb das Gefühl, den Betroffenen und deren Bedürfnissen nicht ausreichend gerecht werden zu können.

Anfragen nehmen zu

Das sei bei der Familie L. nicht so gewesen. "Wir sind froh, dass die Beschränkungen wieder gelockert worden sind", sagt Herwald. "Inzwischen nehmen die Anfragen nach Begleitung stetig wieder zu." Darüber seien alle Beteiligten erleichtert. Auch die Beratungen zur Patientenverfügung biete die Hospizbewegung inzwischen wieder an. Solange es aufgrund der Hygiene- Abstandbestimmungen erforderlich sei, finden diese in einem eigens dafür angemieteten größeren Seminarraum im K-Plus Forum am Hildener Krankenhaus statt. Auch die ersten Gesprächskreise und Supervisionen für ehrenamtlich Mitarbeitende seien wieder aufgenommen worden. "Aber nur in kleinen Gruppen und unter Einhaltung der Hygienebestimmungen."

Autor:

Dirk-R. Heuer aus Hilden

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