Winterchaos auf Hildens Straßen
Eindeutig an der Spitze der Unfallshäufigkeit im Straßenverkehr lag Hilden am vergangenen Wochenende im Kreisvergleich.
So kam es von Samstagabend bis Sonntagabend in Hilden zu elf Verkehrsunfällen, während beispielsweise in Erkrath im gleichen Zeitraum kein einziger Unfall polizeilich gemeldet wurde. Von Sonntagmorgen bis Montagsmorgen passierten sieben weitere Karambolagen.
Einen Teil der Schuld daran trägt die katastrophale Straßenlage: Hildens Straßen sind bessere Buckelpisten, auf denen die Autos nur mühsam vorwärtskommen. Probleme hat der städtische Bauhof, dessen Streusalzvorräte zuneige gegangen waren. Weitere Lieferungen sind zwar bestellt. Ein Lieferant teilte vor zwei Wochen jedoch der Stadt mit, dass er bis auf Weiteres nicht lieferfähig sei. Weitere Bestellungen würden von ihm nicht mehr bedient. „Bis sich die Lage entspannt hat, werden nur noch die Hauptverkehrsstraßen und besonders gefährdete Stellen gestreut“, teil der Bauhof mit. Verstärkt setzt der Bauhof deshalb mit viel Man-Power Radlader zum Räumen ein.
„Die derzeitigen Witterungsverhältnisse stellen den Winterdienst in Hilden vor eine besondere Aufgabenstellung.
Die Stadt hält seit Jahren ein Salzsilo mit 110 Tonnen Streugut bereit, zuzüglich 25 Tonnen Sacksalz für Handstreudienste. Dies war bis auf den letzten Winter stets ausreichend“, so Roland Becker vom Bürgermeisterbüro.
Der Zentrale Bauhof ist auf das Streuen von abstumpfenden Streustoffen umgestiegen. Auf vielen Straßen in Hilden befindet sich zurzeit eine festgefahrene Schnee- und Eisdecke, die mit Granulat abgestreut ist. So wurden bislang fast 300 Tonnen Granulat und Sand auf die Straße gebracht. Dies hilft bei der festgefahrenen Eisdecke allerdings nur kurzfristig und bedingt.
„Eine Räumung der Schnee- und Eisdecke ist wegen der festgefahrenen Eisdecke auf der Fahrbahn nicht möglich“, so Roland Becker. Die Mitarbeiter des Bauhofes hätten vergeblich versucht, die Eisdecke mit Schneeketten auf den schweren Fahrzeugen zu brechen, um anschließend das „Brucheis“ räumen zu können. Dies funktioniert aber nur, wenn das Eis vorab mit Salz aufgeweicht wird.
Aktuell ist am Montag eine Lieferung mit 20 Tonnen Salz aus Rumänien eingetroffen.
„Wir haben die Arbeitszeiten der Mitarbeiter des Winterdienstes ausgeweitet. Wir setzen in diesen Zeiten auch zusätzliche Mitarbeiter ein, die wir aus anderen Bereichen abziehen. Fahrzeuge, die als Notfallreserve für Ausfälle noch vorgehalten wurden, werden von uns zusätzlich eingesetzt. So wurde kurzfristig entschieden, die Altpapierabfuhr am Montag auszusetzen und die dafür eingeteilten Mitarbeiter zusätzlich im Winterdienst einzusetzen, um die Kollegen zu entlasten. Bislang leisteten die Mitarbeiter rund 2.500 Stunden im Winterdienst. Wir arbeiten an der Kapazitätsgrenze“, so die Stadt. „In den Beschwerden wird immer wieder angeführt, dass die Straßenverhältnisse in den umliegenden kreisangehörigen Gemeinden ungleich besser sind. Dies ist richtig. An dieser Stelle muss aber darauf hingewiesen werden, dass die Salzlager ungleich größer sind, so dass dort erst jetzt die Vorräte zur Neige gehen und es problematisch wird.“
Nach den Erfahrungen des letzten Winters hatte der Zentrale Bauhof auch eine Vergrößerung des Salzlagers vorgeschlagen. Mit diesen zusätzlichen Salzmengen hätte ein längere Zeit überbrückt werden können. Die Anschaffung eines weiteren Silos hätte mit rund 200.000 Euro zu Buche geschlagen. Vor dem Hintergrund, dass der vergangene Winter recht außergewöhnlich war und nicht davon ausgegangen werden konnte, dass sich solch eine Situation so schnell wiederholt, diese Investition aber zwangsläufig eine Erhöhung der Straßenreinigungsgebühr zur Folge gehabt hätte, hat der Rat der Stadt diese Anschaffung abgelehnt.
„Dass dies eine Fehleinschätzung war, ist unumstritten“, gibt die Stadt zu.
Vorsorglich wegen der Schneelast auf dem Dach gesperrt wurde bereits am Samstag auch die Hildener Stadthalle. Ausfallen mussten bedauerlicherweise deshalb das Adventskonzert des Chors 84 und die Weihnachtsfeier des Vereins für Bewegung, Sport und Gesundheit.
Unter den extremen Witterungsverhältlissen leiden auch verschiedene Berufsgruppen. „Das ist Knochenarbeit“, sagt Karlheinz Häuser (57), der seit 43 Jahren als Postbote arbeitet. „Gerade vor Weihnachten ist viel zu tun, und man kommt mit dem vollbepackten Rad kaum vorwärts.“ Und dann käme noch der Stress hinzu, wenn sich Kunden wegen verspäteter Postzustellung noch beschweren, so der Briefträger.
Autor:Werner Kimmel aus Hilden |
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