Verwaltungschefs beklagen in Hilden zu lange Rechtswege
Verkehr rund um Düsseldorf im Blick

Tatjana Pioschyk, Chefredakteurin Radio Neandertal, moderierte die Diskussion über die Verkehrsprobleme in der Region zwischen Thomas Geisel, Oberbürgermeister von Düsseldorf, und Mettmanns Landrat Thomas Hendele (v.r.).  | Foto: Michael de Clerque
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  • Tatjana Pioschyk, Chefredakteurin Radio Neandertal, moderierte die Diskussion über die Verkehrsprobleme in der Region zwischen Thomas Geisel, Oberbürgermeister von Düsseldorf, und Mettmanns Landrat Thomas Hendele (v.r.).
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Der Verkehr - insbesondere die Düsseldorfer Umweltspuren - stehen im Fokus des 13. IHK-Wirtschaftsforums in den Räumen des Hildener Unternehmens Qiagen. 
[text_ohne][ortsmarke]Hilden.[/ortsmarke][/text_ohne]Vor dem Hintergrund des drohenden Dieselfahrverbotes entschloss sich Düsseldorf, eine weitere Umweltspur einzurichten. "Täglich pendeln rund 313.000 Menschen nach Düsseldorf ein, 106.000 verlassen die Stadt", leitet Ralf Burmester, Vizepräsident der IHK die Diskussion ein. Auf dem Podium stehen erstmals öffentlich Mettmanns Landrat Thomas Hendele und der Düsseldorfer Oberbürgermeister Thomas Geisel. Drei Themenblöcke "Pendlerverkehr", "Logistik" und "Infrastruktur" stehen auf dem Programm, zu denen Thomas Vieten (IHK), Peter Röskes (Röskes Logistics GmbH) und Stefan Stach (Regiobahn) kurze Impulsinfos geben.

Pendler 

Vieten blickt auf Kopenhagen, wo 45 Prozent der Pendler per Rad einpendeln, in Amsterdam seien es noch 32 Prozent. In Wien liege der ÖPNV-Anteil Dank des 365-Euro-Tickets bei 39 Prozent. "In Düsseldorf pendeln 75 Prozent mit dem Auto - rund 195.000 Fahrzeuge." Das 365 Euro-Ticket sei gut, aber ohne Einbindung von VRR und VRS sowie Bundeszuschüssen nicht optimal. Zusätzliche P+R-Parkplätze müssten in den Umlandkommunen entstehen. Könne sich Düsseldorf damit "anfreunden, einen relevanten finanziellen Beitrag zu zahlen", gibt Vieten den Ball zurück ans Podium, das Tatjana Pioschyk, Chefredakteurin Radio Neandertal, moderiert.
"Die Umweltspur hilft, Fahrverbote abzuwenden - wenn auch zu Lasten von Staus", sagt Geisel. "Wir haben zu viele Autos und zu wenig P+R-Parkplätze. Die können wir nicht über Nacht schaffen." Geisel plädiert, sie im Umland zu platzieren, was zu Unmut bei Hendele führt: "Wir müssen genau hinsehen, wo P+R-Plätze sinnvoll sind. Von dort müssen Pendler schnell und zuverlässig zu ihren Arbeitsplätzen kommen." Je näher sie an Schienenverbindungen liegen, wie beispielsweise auf dem alten Stahlwerk in Benrath, desto besser.
Einig sind sich die Verwaltungschefs, dass die Verkehrsverbünde besser zusammenarbeiten, ein einheitliches Tarifsystem schaffen und vor allem preislich günstiger werden müssten.

Logistik entscheidend 

"Logistik ist unabdingbar für unsere Wirtschaft und unseren gemeinsamen Wohlstand", erklärt Röskes. Die Logistik inclusive Supply-Chain sei der drittgrößte Wirtschaftszweig in Deutschland mit rund 3,2 Millionen Beschäftigten. Alle Lenkungsversuche, den Warenverkehr besser auf Bahn und Schiff zu verteilen, seien gescheitert. Die Deutsche Bahn sei nicht einmal in der Lage, die jährlichen Zuwächse zu verkraften. Laut einer DHL-Studie habe sich die Paketauslieferung zwischen 2012 bis 2018 auf 3,5 Milliarden Pakete verdoppelt. 2028, so die Studie, seien es rund 9 Milliarden Pakete. "Wie wollen Sie dazu beitragen, dass der Wirtschaftsverkehr besser läuft?", wirft er in die Runde.
"Wir müssen zusätzliche kleine Verteilzentren in der Nähe der Verbraucher schaffen. Nicht jeder Sprinter muss bis vor die Haustür fahren." Über georderte Lastenfahrräder könnten die Waren dann von den kleinen Zentren geliefert oder selbst abgeholt werden. Auch die Sprinter trügen zum wachsenden Verkehrsaufkommen bei. Zusätzlich müssten die Lasten des Internethandels auf die Pakete umgelegt werden, fordert Geisel.
"Die Situation ist schon schizophren: Wer sich Waren bestellt oder im Dezember Erdbeeren essen möchte, produziert Verkehr. Selbst wenn Logistikzentren am Stadtrand liegen, müssen sie beliefert und von dort weitertransportiert werden", sagt Hendele.

Regiobahn

Einen positiven Lichtblick bietet Stefan Stach, Geschäftsführer der Regiobahn. "Eine gute kommunale Zusammenarbeit kann die Situation erheblich verbessern und Pendler zum Umsteigen bringen." Die heutige S28 fahre auf einer Linie, die die DB in den 90er-Jahren stilllegte, weil nur 500 Personen sie nutzten. Heute transportiere die Regiobahn dort 24.000 Personen jeden Tag. Entlang der Strecke fänden sich P+R-Parkplätze ebenso wie abschließbare Radboxen. Dank einer App erfahren Autofahrer, ob ein Parkplatz und der Radfahrer ob eine Box frei sei. "Wir brauchen aber noch weit mehr Kooperationen. Können sie das Problem lösen?"
Kurzfristig eher nein, sind sich die Verwaltungschef einig. "Die Planfestellungsverfahren dauern 10 bis 15 Jahren", erläutert Hendele. Dennoch strebe er den schnellen Ausbau der Weststrecke von Ratingen nach Düsseldorf ein.
Aber auch das "Hoheitsdenken der Verkehsverbünde" verhindere schnelle Lösungen. "Ein Verkehrsverbund wäre besser", ist sich der Landrat sicher. Zusätzlich plädiert er für mehr Sicherheit in den S-Bahnen, an Bahnhöfen und den P+R-Parkplätzen.
"Bis Mitte kommenden Jahre richten wir fünf bis sechs größere und kleinere Mobilitätsstationen ein", kündigt Geisel an. Sie dienen dazu, den Umstieg von einem Verkehrsmittel auf ein anderes schnell und einfach zu ermöglichen. Auch E-Fahrzeuge samt Ladestationen können dort installiert werden. Als weiteren Schritt streben beide Verwaltungschefs ein einheitliches Zahlsystem für alle Verkehrsverbünde an.

Autor:

Lokalkompass Langenfeld - Monheim - Hilden aus Monheim am Rhein

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