Remscheid – die Stadt auf den Hügeln (er)findet sich neu
Interview mit dem Baudezernenten Peter Heinze und der Remscheider Architektin Sophie Welke
Zur Attraktivität von Innenstädten gehört eine Umgebung, mit der man sich identifiziert. Auch gute Fahrradwege als Elemente städtischer Mobilität werden immer wichtiger. Über die Pläne der Stadt Remscheid hat der Bund Deutscher Architekten BDA Bergisch-Land mit dem neuen Baudezernenten Peter Heinze und der Remscheider Architektin Sophie Welke gesprochen.
Für Peter Heinze ist eine ganze Reihe Projekte wichtig. Das fängt an bei Maßnahmen rund um die Alleestraße und die Entwicklung des Stadtteils Honsberg. Dann ist die Ansiedlung des Designer Outlet Center ein ganz großes Thema. Und nicht zuletzt erwarten die Bürger neue Wohnungen und die Schaffung neuer Gewerbeflächen. Heinze: „In Remscheid geht es zum Beispiel auch darum, dass die Stadt ein viel größeres Selbstbewusstsein bekommt und auf ihre Stärken besinnt. Die Profilierung muss viel deutlicher herausgearbeitet werden. Der Transfer von der „Seestadt auf dem Berge“ hin zu einer modernen Industriestadt ist schon ein unglaublich aufregender Prozess, der selbstbewusst vorgetragen werden muss.“ Für die Architektin Sophie Welke, die vor Jahren nach Remscheid gezogen ist, hat jeder Stadtteil so gute Strukturen, dass es oft nicht nötig ist, in einen anderen Stadtteil zu wechseln, um etwa schwimmen zu gehen oder einzukaufen. Die Topographie dieser Stadt, deren Hügel bebaut sind, die Täler aber nicht, verhindere den Weg über die Mittelachse zur anderen Seite. Welke: „Das ist eine Herausforderung, wir müssen daran arbeiten, uns besser zu vernetzen.“
Dieser Landschaftsraum ist für Heinze auch das Attraktive an Remscheid. So habe man überall natürliche Aussichtspunkte, weil das Gefälle so stark ist und die Täler in der Regel unbebaut seien. Das mache Remscheid zu einem attraktiven Wohnstandort. „Es gibt im Übrigen einen deutlichen Einpendlerüberschuss - aus Köln, aus der ganzen Rheinschiene, aus Wuppertal und aus Solingen,“ betont Heinze. „Bei dem Innenstadtprojekt Alleestraße zum Beispiel geht es darum, den Bestand dort unter die Lupe zu nehmen und zu überlegen, wie die Revitalisierung gelingen kann und Neues
entsteht. Es geht darum, moderne Mehrfamilienhäuser in Innenstadtnähe zu errichten und die tolle Aussicht in die Rheinebene zu nutzen.“ Welke kann das nur bestätigen. Einfamilienhäuser findet man in Remscheid nur schwer, der Markt sei leergefegt. „Aber es muss ja nicht immer das Haus mit Garten sein, die schöne Wohnung auf der Alleestraße mit Blick nach Köln und einem Kitaplatz in der Nähe kann ein Modell sein, das für Remscheid interessant wird“, so Welke.
Fahrradfahren wird unter anderem durch die Nutzung von E-Bikes auch im Alltagsverkehr an Bedeutung im Bergischen Land zunehmen. „Wir wollen in Remscheid qualitätsvolle Radwege schaffen und uns mit dem regionalen Netz der Radwege in den Tälern verknüpfen. Es gibt da verschiedene Ideen, die „Trasse des Werkzeugs“ und die „Balkantrasse“ mit den anderen Trassen zu verknüpfen,“ sagt Heinze über die Pläne, das Radwegenetz in Remscheid auszubauen. Welke, selbst schon länger mit dem E-Bike unterwegs, geht noch ein Stück weiter. Sie glaubt fest daran, dass Fahrradwege dabei helfen werden, die Stadtteile miteinander zu verknüpfen.
Bis der Startschuss für das geplante Designer Outlet Center fällt, muss noch ein Rechtsstreit mit der Stadt Wuppertal ausgetragen werden. „Das Interessante ist, dass das DOC von den Remscheidern als gesamtstädtisches Projekt gesehen wird und nicht als Projekt eines einzelnen Stadtteils. Die Remscheider, nicht nur in Lennep, sondern auch z.B. in Lüttringhausen sehen diese Entwicklung als ihre eigene an. Sie identifizieren sich damit: ein toller Integrationsprozess. Ökonomisch rechne ich mit einem starken wirtschaftlichen Impuls für die Lenneper Altstadt,“ sagt Baudezernent Heinze. Sein Fazit für die Zukunft von Remscheid: „Remscheid ist im Werden. Die Stadt ist dabei, sich neu zu (er)finden. Das ist ein superinteressanter Prozess, der mich auch begeistert. Es gibt viele Mitstreiter, die diese Entwicklung mittragen und ihre Kraft investieren. Das macht die Stadtbevölkerung aus sich heraus, das finde ich gut.“
Das Interview in voller Länge kann man nachlesen auf http://bda-bergisch-land.de/.
Autor:Monika Medam aus Hilden |
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