Politik kontra Wirtschaft; gibt es auch Gemeinsamkeiten?
Anders ausgedrueckt: Wie viel Politik vertraegt eine Wirtschaft?
Vor dem Hintergrund der aktuellen Meldungen ueber beispielsweise staatliche Rueckzahlungen von Banken, auch im Gespraech befindliche Diskusionen ueber „Mannagergehälter“ und „Bonuszahlungen an fuehrende Wirtschaftsmagnaten“ ,aber auch gleichzeitigen Mahnungen und Warnungen vor zu viel staatlicher Ueberschuldung; im Gegensatz dazu noch die Debatte ueber Mindestlohn und Sicherheit der Renten kommt mir folgende These wieder in den Sinn:
Die Politik ist nicht Widersacher der Wirtschaft, sondern Helfer..
„Fuer den Staat ergibt sich daher zu Zeiten die Notwendigkeit, die privatwirtschaftlich gewollte Entwicklung nicht zu foerdern, sondern zu hemmen, und mit dieser Politik ist er nicht Widersacher sondern Helfer der Wirtschaft – Wirtschaft in einem weiteren umfassenden Verstande.“
Staatliche Wirtschaftspolitik habe „dort einzusetzen, wo das herrschende Wirtschaftssysthem versaghen muß“.
Die staatliche Korrektur des Wirtschaftssystems in der Krise muesse „ ohne scharfen Bruch der Entwicklung und ohne wirtschaftliche Experimente die Fortentwicklung der gesellschaftlichen Produktivkraefte „ gewaehrleisten; konkret geht es also darum, „den Absatz zu ermoeglichen, den die Wirtschaft am Ende ja doch unter den schwersten Krisen bewerkstellen muss“.
Man muss zu diesem Zweck Reformen foerdern, die „die Nachfrage auf dem Konsumguetermarkt verstaerken“, und deshalb solche Einkommen bekaempfen, die in ihrer typischen und systemgebenden Eigenart nicht konsumtiv werden, sondern nur kapitalvermehrend den Gegensatz zwischen Erzeugung und Verbrauch vertiefen“.
Mit der Aufloesung vermachteter Strukturen in der kapitalistischen Wirtschaft durch zoll- und handelspolitische Maßnahmen , durch eine „Beschraenkung der gebundenen Preispolitik“ und, zur Begrenzung der „ Akkumulation des Kapitals in ihrer unbeherrschten Expansionstendenz“ , mit einer gemeinwirtschaftlich orientierten Investitions – und Rationalisierungspolitik sollte das Ziel erreicht werden....
Soweit die These!
Es liest sich , wenn es im Lager der Linken oder der SPD geschrieben wurde...aber, weit gefehlt... diese These stammt von keinem Geringeren als dem Vater unseres Wirtschaftssystems: Ludwig Erhard!
Unsere aktuellen Politiker sollte es sich mal wieder zu Herzen nehmen , wenn es um die Frage der Mindestloehne(die immer noch nicht zufriedenstellend geklaert ist) oder um den Umgang mit „Kartellen“ und Preisabsprachen geht.
Denn, so alt wie diese Aufzeichnungen ist die Problematik...
Ludwig Erhard hat es im Rahmen seiner Taetigkeit beim Institut fuer Wirtschaftsbeobachtung (1928 bis 1942) geschrieben... und ja...die Spuren von Marx, dessen Schriften er selbstverstaendlich kannte (schon allein durch seinen Universitätsprofessor und Freund „Max Liebermann“), aber seine Ideen stammen noch weit vor den Schriften , die Rosa Luxemburg und Fritz Sternberg vefassten...Ludwigs Erkenntnisse leiteten sich vom Staatsphilosophen Rodbertus ab...einem Vormarxistischen Nationaloekonomen.
Im Manuskript Ludwig Erhards, worin sich obrige These befindet vertrat er die Ansicht:
„die Entwicklung des Kapitalismus fuehre, verursacht durch die „beziehungslose und diktatorisch auftretende Kapitalbewegung mit ihren kuenstlich fixierten Anspruechen, in eine Katastrophe.
Das Ergebnis sei Armut, und dies bei einer sinnlosen Kapitalakkumulation, bei Ueberfuelle von Produkten in einem wahren Arsenal von produktiven Wekzeugen“.
„Reichtum, also hoehere Entfaltung des Verbrauchs an materiellen und kulturellen Guetern koenne in der gegenwaertigen Ordnung nicht entstehen, den in ihr schaffe das Kapital nicht Reichtum, sondern bestenfalls wieder Kapital.
Der Kapitalismus lasse in seinem derzeitigen Stadium „Erzeugung und Verbrauch nicht zusammen und zum Ausgleich kommen“ und verfehle damit schlechthin den Sinn des Wirtschaftens.“
...soweit der Volksoekonom Ludwig Erhard... geschrieben und durchdacht in Zeiten der schlimmsten wirtschaftlich und menschlichen Zeiten des vorigen Jahrhunderts...in den Wirren der zersplitternden Monarchie, der Weltwirtschaftskriese, der verfallenen Weimarer Republik und dem Aufkommen der Nationalsozialisten ...worin es nicht nur zu politischen , sondern eher zu buergerkriegs- und fast kriegsaehnlichen Kaempfen kahm.
Ob nun Ludwig Erhard im Innern seines Herzens Kommunist war, oder aber ob die Partei, mit der er spaeter den wirtschaftlichen Aufbau unserer Republik meisterte, den kommunistischen Gedanken mittlerweile gut zu verbergen weiß, steht ausserhalb meiner Kenntnis..
Nur soviel: Ludwig Erhard hatte die Gabe alle politisch Verantwortlichen an einen Tisch zu bekommen um konkrete Ergebnisse ausarbeiten zu koennen.
Solche Menschen wuensche ich mir wieder in unserer politischen Landschaft...Menschen, die auch einmal „ueber den Tellerrand“ ihrer Partei blicken koennen und sich nicht zum Spielball von Lobbyisten machen.
Autor:Helmuth Lubos aus Hilden |
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