Gruß an die Flüchtlinge: „You are in good hands!“
Keine 24 Stunden nach dem Bezug der früheren Klassenräume der Albert-Schweitzer-Hauptschule mit 132 neuen Flüchtlingen informierte Sozialdezernent Reinhard Gatzke die Anwohner über die aktuelle Lage. Die Reaktionen aus der gut besuchten Versammlung: Mit einer kritischen Ausnahme bestätigten die Hildener den Ruf als Stadt mit großer Willkommenskultur.
Von Elfie Steckel
Reinhard Gatzke und seine Sachgebietsleiterin Michaela Neisser schilderten anschaulich die Situation, die die Stadt mit der plötzlichen Zuweisung weiterer Flüchtlinge traf. In Kurzfassung: Dienstag, 4. August, trifft um 10.39 Uhr ein Fax der Bezirksregierung im Rathaus ein, dass noch am gleichen Tag Vollzug für die Bereitstellung von 150 Plätzen zu melden sei und die Plätze tatsächlich bis Mittwoch 18 Uhr bereitstehen müssten. Vier Busse treffen dann tatsächlich ein, der letzte um 0.15 Uhr. Sie bringen 132 Menschen, darunter 26 Kinder, aus 19 Nationalitäten. 90 Kräfte, dazu acht Ärzte des Kreisgesundheitsamtes, schuften bis gegen 3 Uhr in der Nacht. Auch alle Azubis der Stadtverwaltung helfen mit, und zwar bei der Registrierung.
Michaela Neisser schilderte das in der am Donnerstagabend stattfindenden Anwohner-Information in der Astrid-Lindgren-Schule so: „Mit Händen und Füßen haben sie minimalistisch festgestellt, wer woher kommt und wer mit wem in ein Klassenzimmer ziehen kann. Es war nach halb drei, bis wir fertig waren...“ Spontan gibt es lebhaften Beifall des Publikums, bevor sie fortfährt: „Am anderen Morgen stand Röntgen und Impfen auf dem Plan, und dann sollen die Leute erst mal zur Ruhe kommen“.
Für die Kinder war der Donnerstag eher abenteuerlich: Anne de Wendt, Presbyterin der evangelischen Kirche, ging mit ihnen in die Innenstadt und kaufte ihnen neue Schuhe. Die Kinder sollen aus dem Staunen nicht mehr herausgekommen sein – auch über Marken, die ihnen offensichtlich bekannt waren. Die Kirche wird sich weiter einbringen, beispielsweise mit niederschwelligem Deutsch-Unterricht. Und die katholische Kirche ist ebenfalls eingebunden, unter anderem über einen „Runden Tisch“ im Sozialamt.
Gatzke, der seit 1993 in Diensten der Stadt Hilden steht, erinnert sich an damals ähnliche Probleme wegen des Balkankrieges, doch „diese Dimension überschreitet alle Vorstellungen“. Ende 2012 habe die Stadt 70 ausländische Flüchtlinge betreut, bis Ende diesen Jahres seien es wahrscheinlich 500. „Bisher ist aber alles gut gelungen, auch weil wir vorgesorgt haben, und ich bin wirklich beeindruckt von der vielfältigen Willkommenskultur der Hildener“.
Dass ein neuer Schwung kommen werde, habe man nach der Zuweisung an die Großstädte geahnt. Die Stadt habe sich für die leerstehende Albert-Schweitzer-Schule statt für Turnhallen entschieden, weil in den Räumen etwa zehn Personen recht gut wohnen könnten und die Aula als Begegnungsraum oder Spielplatz genutzt werden könne. Die Unterbringung der Neuankömmlinge solle nur drei Wochen dauern – was nicht nur Gatzke bezweifelt. Wie dem auch sei, er habe den Menschen noch in der Nacht versichert: „You are in good hands“ - Ihr seid in guten Händen.
Und das muss man wörtlich nehmen, wenn man erlebt hat, wer aus der Versammlung Unterstützung jeglicher Art anbot. In der Kleiderkammer des SKFM werden die Menschen ebenso kostenlos eingekleidet wie die Kinder beim Kinderschutzbund, Ehrenamtler wollen überall anpacken...
Weitere Infos
Wer nähere Informationen zum Thema haben oder seine Hilfe wofür auch immer anbieten möchte, der kann das über Facebook der Stadt mitteilen (www.facebook.com/stadtportal.hilden) oder über eine E-Mail an hilfe@hilden.de . Aktuelles gibt es auch auf der Homepage der Stadt.
Autor:Lokalkompass Hilden aus Hilden |
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