Feinstaub weltweit eines der größten Gesundheitsrisiken / Folgen des Coronavirus:
Rückgang der Feinstaubwerte über China

Die Feinstaubbelastung in China scheint seit Ausbruch des Coronavirus gesunken zu sein. Das ergaben Messungen. | Foto: Foto-Rabe auf Pixabay

Seit China seine Maßnahmen gegen die Verbreitung des Coronavirus gestartet hat, beobachtet der CopernicusAtmosphärenüberwachungsdienst einen Rückgang der Feinstaubwerte. Das teilt der Europaticker mit.  

Seit der Coronavirus COVID-19 im vergangenen Dezember in der Hubei Provinz in China ausgebrochen ist, unternehme die chinesische Regierung alles, um eine größere Verbreitung des Virus zu verhindern. Verkehr und Industrie liefen daher in den zurückliegenden Wochen stark eingeschränkt.
Einen wahrscheinlichen Nebeneffekt konnte nun der Copernicus Atmosphärenüberwachungsdienst CAMS beobachten: Die Werte für Feinstaub (PM2.5) für Februar sind im Vergleich zum selben Zeitraum der zurückliegenden drei Jahre deutlich gesunken.

PM2.5 gefährlich

PM2.5 ist laut der Weltgesundheitsbehörde WHO einer der gesundheitsschädlichsten Stoffe in der Luft. Als PM2.5 werden alle Partikel mit einer Größe von 2,5 Micrometer oder geringer bezeichnet. Diese Partikel, egal ob als Feststoff-, Gas- oder Tröpfchen-Gemisch, greifen die Atemsysteme an und können chronische Krankheiten und Atemwegserkrankungen auslösen oder verschlimmern.

CAMS Messungen von PM2.5 über China kombinieren Satellitenbeobachtungen mit einem detaillierten Computermodell der Atmosphäre und ermöglichen so tägliche Analysen. Beim Vergleich des Monatsdurchschnitt von Februar 2020 mit dem Mittelwert der Februardurchschnitte von 2017-2019 zeigte sich deutlich, dass die Feinstaubwerte in weiten Teilen Chinas in Bodennähe über 20 bis 30 % zurückgegangen seien. Der Rückgang von PM2.5 sei sehr wahrscheinlich auf die durch Corona eingeschränkten Aktivitäten zurückzuführen.

„Neben den Quarantänemaßnahmen spielen aber wahrscheinlich auch andere Faktoren eine Rolle“, erklärt Vincent-Henri Peuch, Director of CAMS. „China versucht seit einiger Zeit aktiv seine Emissionswerte zu reduzieren und auch wetterbedingte Abweichungen zwischen den Jahren müssen beachtet werden. Um diese Faktoren aus der Gleichung zu nehmen, haben wir die drei Jahre 2017-19 gewählt, um einen Kompromiss für einen ungefähren ‚Normal‘-Wert zu finden, der ein gewöhnlichen Februar repräsentiert. Ein größerer Zeitraum, bei dem die Emissionswerte aufgrund langfristiger Trends stärker schwanken, hätte weniger Sinn gemacht.“

Satelliten messen stets die Mengen, die sie vertikal unter sich finden, und nicht direkt Werte auf Bodennähe, heißt es in der Meldung. "An diesen Werten messen wir jedoch den Grad der Luftverschmutzung, da sie sich auf unsere Gesundheit auswirken."

CAMS nutze moderne, numerische Modelle der Atmosphäre, um die Informationen der Satelliten und weiterer Messstationen in Daten, wie beispielsweise Bodenkonzentrationen, umzuwandeln. Ein Defizit der Nutzung von numerischen Modellen sei, dass es zunächst Schätzungen von Schadstoffemissionen benötige.

Diese Schätzungen werden von sogenannten Emissionsinventaren genommen. Diese Inventare beziehen jedoch keine unerwarteten oder temporären Emissionsänderungen mit ein, wie eben beispielsweise ein möglicher Rückgang aufgrund des Coronavirus. Durch eine Kombination der Modelle mit Beobachtungen, deren Methode eigentlich für numerische Wettervorhersagen entwickelt wurden, könnten jedoch Analysen erstellt werden. Diese ermöglichten es prinzipiell, die Informationen der Satellitenbeobachtungen zu nehmen und daraus die Bodenkonzentrationen zu errechnen.

Um die Resultate noch zu erhärten, produzierte CAMS zudem die gleichen Analysen für Februar 2020 und dem Februardurchschnitt von 2017-2019 ohne Einbezug der Werte der Satellitenbeobachtungen. In diesem Fall werden die Feinstaubwerte (PM2.5) nur abhängig von den vorgegebenen Emissionswerten und Wetterbedingungen errechnet. Diese Referenz für den Unterschied zwischen Analysen mit und ohne Satellitenbeobachtungen, helfe die Unterschiede festzustellen. 

Über EZMW und Copernicus

Copernicus ist ein Erdbeobachtungsprogramm der Europäischen Union. Es ist in sechs thematische Dienste aufgeteilt: Atmosphäre, Meeresumwelt, Landüberwachung, Klimawandel, Sicherheit und Katastrophen- und Krisenmanagement. Copernicus liefert frei zugängliche Betriebsdaten und Informationsdienste, die den Nutzern zuverlässige und aktuelle Informationen über unseren Planeten und seine Umwelt zur Verfügung stellen.

Das EZMW betreibt zwei Dienste des Copernicus Erdbeobachtungsprogramm der EU: den Copernicus-Atmosphärenüberwachungsdienst (CAMS) und den Copernicus-Klimawandeldienst (C3S). Zudem unterstützt es den Copernicus-Dienst für Katastrophen -und Krisenmanagement (CEMS). Das Europäische Zentrum für mittelfristige Wettervorhersage (EZMW) ist eine unabhängige zwischenstaatliche Organisation, die von 34 Staaten unterstützt wird.

Es ist ein Forschungsinstitut und Dienstleister, der digitale Wettervorhersagen erstellt und an seine Mitgliedstaaten weiterleitet. Die Daten stehen den nationalen Wetterdiensten in den Mitgliedstaaten in vollem Umfang zur Verfügung. Der Supercomputer und das dazugehörige Datenarchiv des EZMW ist einer der größten seiner Art in Europa, und die Mitgliedstaaten können 25 Prozent seiner Kapazität für ihre eigenen Zwecke nutzen.

Feinstau weltweit großes Gesundheitsrisiko

"Verschmutzte Luft ist gesundheitsschädlich und erhöht das Risiko für Herz-Kreislauf- und Atemwegs-Erkrankungen. Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für Chemie und der Universitätsmedizin Mainz haben in einer neuen Studie berechnet, dass Luftverschmutzung die Lebenserwartung der Menschen im globalen Durchschnitt stärker verringert als Infektionskrankheiten oder andere Herz-Kreislauf-Risikofaktoren wie beispielsweise Rauchen", teilt das Deutsche GesundheitsPortal mit.

Danach verursachte Luftverschmutzung im Jahr 2015 weltweit 8,8 Millionen vorzeitige Todesfälle. Dies entspricht einer durchschnittlichen Verkürzung der Pro-Kopf-Lebenserwartung von 2,9 Jahren. Im Vergleich dazu reduziert Rauchen die Lebenserwartung um durchschnittlich 2,2 Jahre (7,2 Millionen Todesfälle), HIV / Aids um 0,7 Jahre (1 Million Todesfälle), parasitäre und durch Vektoren – also durch Lebewesen wie Stechmücken oder Läuse – verursachte Krankheiten wie Malaria um 0,6 Jahre (600.000 Todesfälle).

„Luftverschmutzung übersteigt Malaria als Ursache für vorzeitigen Tod um den Faktor 19 und HIV / Aids um den Faktor 9. Da die Auswirkungen auf die Gesundheit so enorm sind und die Bevölkerung weltweit betreffen, könnte man sagen, dass unsere Ergebnisse auf eine Luftverschmutzungspandemie hindeuten“, sagt Prof. Dr. Jos Lelieveld, Direktor am Max-Planck-Institut für Chemie und Erstautor der Studie.

Diese Studie ist die erste, die globale Auswirkungen von Luftverschmutzung auf die Gesundheit der Menschen im Vergleich zu anderen Risikofaktoren weltweit untersucht. „Unser Vergleich zeigt, dass Luftverschmutzung eine der Hauptursachen für vorzeitige Todesfälle und den Verlust an Lebensjahren ist. Die frühere Sterbewahrscheinlichkeit wird insbesondere durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen verursacht“, sagt Univ.-Prof. Dr. Thomas Münzel, Direktor am Zentrum für Kardiologie der Universitätsmedizin Mainz und Mitautor der Studie.

Weitere Infos finden Sie hier 

Autor:

Lokalkompass Langenfeld - Monheim - Hilden aus Monheim am Rhein

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