Weihnachten früher: Hildenerinnen erzählen

Weihnachten: Einiges war früher anders, viele Bräuche sind aber auch gleich geblieben. | Foto: Michael de Clerque
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Weihnachten – wie war das früher? Was war anders, was ist gleich geblieben? Während es draußen dämmert und es drinnen am Tisch im Seniorenzentrum „Stadt Hilden“ nach Tannengrün, Keksen und Kaffee duftet, erzählen vier Frauen aus ihrer Kindheit – teilweise sind die Erinnerungen mehr als acht Jahrzehnte alt.

„Früher war es geheimnisvoller“, sagt Elisabeth Weege, die anderen nicken. Lange Zeit hat Weege in Halle/Saale gewohnt, heute ist sie 92 Jahre alt. „Wenn unsere Mutter vor dem Fest mit Tüten aus der Stadt kam und ins elterliche Zimmer huschte, haben wir sie regelrecht belauert.“ Doch es sei stets gut abgeschlossen gewesen und die Keksdose oben auf dem Schrank unerreichbar...

Weeges Vater war Bäcker, zu Weihnachten gab es Marzipan und Spekulatius. Auch im Krieg habe es an den Festtagen „immer etwas Besseres zu essen“ gegeben, erzählt sie. Trotzdem war Weihnachten anders: „Als der älteste Bruder an der Front war, war es nicht so feierlich – die Stimmung war getrübt.“

Auch die anderen Frauen erinnern sich, wie der Krieg und die Zeit danach den Alltag beeinflussten: „ Es gab nicht so viele Süßigkeiten oder Kuchen“, sagt Christel Glogau. Geboren in Ostpreußen, lebt die 85-Jährige seit 1946 in Hilden. „Und für den traditionellen Kartoffelsalat brauchte man Lebensmittelmarken“, ergänzt Erika Eickel, 75 Jahre. Zu Mehlklößen habe es damals „falsche Soße“ gegeben – eben nicht auf der Basis von Fleisch, sondern mit einer Mehlschwitze und Gemüse. Beim Backen musste Maismehl als Ersatz für Getreidemehl herhalten. „Und es hat trotzdem geschmeckt“, erinnert sich Glogau.

Der Weihnachtsbaum wurde „aus dem Wald geholt“, erzählt Gisela Ott, 77 Jahre. Seit ihrer Geburt lebt sie in der Itterstadt. Richtige Kerzen am Weihnachtsbaum, vor der Bescherung wurde gesungen, Gedichte aufgesagt oder eine Geschichte vorgelesen. „Ganz besonders feierlich wurde es, wenn im Radio die Grüße der Familien an die Seeleute übertragen wurden – das gehörte einfach dazu.“

Und was war mit den Geschenken? „Riesig gefreut habe ich mich zum Beispiel über neue Kleider für die vorhandene Puppe“, sagt Glogau. Vieles sei selbstgemacht und -gebaut worden, etwa die Puppenstube oder der Kaufmannsladen. Die Kinder fertigten für die Eltern Laubsäugearbeiten, umhäkelten Kleiderbügel oder Filzstoffe, die als sogenannte Klapperdeckchen zwischen die guten Teller im Schrank gelegt wurden.

Mit ein bisschen Glück gab es zu Weihnachten auch exotische Apfelsinen – die waren aber nur über Kontakte zur englischen Besatzungsmacht zu haben, erinnert sich Eickel. „Weihnachten war früher natürlicher, nicht so kommerziell – einfach schöner“, sagt Glogau und die anderen stimmen zu.

Autor:

Janina Krause (Rauers) aus Hilden

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