Von Gedanken und Gesundheit: Neue Ausstellung im Wilhelm-Fabry-Museum
Am Sonntag, 25. Februar, 11 Uhr, wird die Ausstellung „Placebo – Nocebo. Die Macht der Gedanken über unsere Gesundheit“ im Wilhelm-Fabry-Museum, Benrather Straße 32a, eröffnet.
In der 10. Themenausstellung zeigt das Wilhelm-Fabry-Museum Werke von Künstlerinnen und Künstlern aus ganz Deutschland, die dem Aufruf gefolgt sind, zu dem Thema "Placebo – Nocebo" zu arbeiten. Sie richten den Blick auf die Präparate, die Probanden, aber auch auf das Surrogat, also den Ersatzstoff, der aus Hoffnung, Liebe und Religion bestehen kann.
Gleich einem Luftballon gen Himmel
Eine der insgesamt 33 jurierten Arbeiten, geschaffen von der in Dresden lebenden Künstlerin Antje Krohn, trägt den Titel „Gedankenfrei", welcher bereits viel über einen Zustand, den wohl jeder kennt, verrät. Den Moment der Leichtigkeit hat sie durch eine tänzerisch in die Luft geschwungene Frau visualisiert. Ganz Ornament geworden, ein rotes Kleid tragend, hebt sie gleich einem Luftballon gen Himmel ab. In dem befreiten Augenblick scheint alles möglich und wird zur puren Lebensfreude, die hier Ausdruck in einer Körperhaltung findet.
Gleich einer Atempause ist es auch ein Zustand, in dem der Körper die eigene Droge, das Endorphin produziert. Durch eine die Sinne beflügelnde Arbeit sind wir mitten im Thema des Unbewussten, des nicht Greifbaren, also den Aspekten, die mit Placebos verknüpft werden – mit Präparaten, die keine therapeutische Wirkung haben. Eine Begrifflichkeit, die ebenfalls weitergefasst und im Übertragenen verstanden werden kann.
Vision des Paradieses
So präsentiert Razeea Lindner in ihrer konzeptuellen Arbeit eine Vision des Paradieses, das Frauen im Jenseits vermeintlich erwartet. Eine vergoldete Sphäre, in deren Mitte eine weiße Perle verheißungsvoll funkelt. Es ist ein imaginäres Ziel und impliziert das Bestreben, das Glück lieber im Hier und Jetzt zu suchen. Denn was macht ein Leben lebenswert fernab eines materiellen Anspruchs?
Der Glaube versetzt sprichwörtlich Berge, das demonstriert Hans-Joachim Uthke mit seinem Placebo für Christen, der Bibel. Aber für viele wird die Medizin auch zur Religion, geradezu zum Heilsversprechen. In der Sache, in der es um Nichts geht, nämlich um das Placebo oder auch um das Nocebo, nehmen die Gedanken ihren Lauf. Das veranschaulicht Ada Mee, indem sie den Körper losgelöst von den Gedanken, das Chaos im Kopf sichtbar macht. Das alles beherrschende Negativum wird zur unerträglichen Plage, ähnlich einem Alptraum, so dass sich der schemenhaft gezeigte Mensch verzweifelt seine Ohren zuhält.
Ein "Wärmator" für kalte Herzen
Mit Witz und Ironie kommt der „Wärmator" von Adam Cmiel daher. Er soll kalte Herzen wärmen, und so ist die leuchtend rote Glasglocke beinahe wie ein menschliches Herz geformt, gestülpt über etwas Undefinierbares, das an ein versteinertes Herz denken lässt. Und natürlich sind es die Gefühle, die erstaunlich viel in uns auslösen.
So zeigt uns Karin Hilbers, wie die Übertragung positiver Signale schematisch aussehen könnte. Rein pragmatisch kommt es auf die Verpackung an: je größer, teurer und aufwendiger, desto mehr schenkt man dem Präparat Glauben, und darauf kommt es schließlich an. Elisabeth Schlanstein widmet dieser äußeren Hülle gar ein ganzes Bild und malte in einem übergroßen Maßstab eine Blisterverpackung, gedacht zur Einzelentnahme. Diese ist eingedellt, und das Präparat wurde scheinbar genommen. Ob mit oder ohne Wirkstoff, wer weiß, das Experiment hat begonnen
Heute erscheint der medizinische Umgang mit dem Placebo selbstverständlich, doch machte einst der amerikanische Arzt Henry Beecher aus der Not eine Tugend, als ihm im Zweiten Weltkrieg das Morphin für die Behandlung verwundeter Soldaten ausging. Daraufhin versorgte er einfach einige Patienten mit Kochsalzlösung. Erstaunlicherweise wurde deren Schmerz trotzdem gelindert. Das vermeintliche Nichts löst also eine Menge aus, das veranschaulichen die teilnehmenden Akteure dieser Ausstellung auf eindrucksvolle und originelle Weise.
Vernissage am 25. Februar
Die 10. Themenausstellung im Wilhelm-Fabry-Museum, Benrather Straße 32a in Hilden, wird mit Grußworten von Bürgermeisterin Birgit Alkenings und einer Einführung von Dr. Sandra Abend eröffnet. Für den musikalischen Rahmen sorgt der Düsseldorfer Dreigesang GlücksSträhne.Der Besuch der Ausstellungseröffnung ist kostenfrei.
Ein umfangreiches Veranstaltungsprogramm begleitet die Ausstellung, die bis zum 12. August 2018 zu sehen ist.
Hintergrund: Placebo - Nocebo
- Ein Placebo (lateinisch „ich werde gefallen“) ist ein scheinbares Arzneimittel, das keinen Arzneistoff enthält und deshalb auch keine durch einen solchen Stoff verursachte pharmakologische Wirkung haben kann.
- Der Nocebo-Effekt (lateinisch nocere ‚schaden', nocebo ‚ich werde schaden') ist – analog zum Placebo-Effekt – eine scheinbare negative Wirkung eines Arzneimittels. (Wikipedia)
Autor:Lokalkompass Hilden aus Hilden |
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