Skulpturengarten des H6
Ton, Stahl oder Bunkerbeton
Der Hildener Künstlerverein H6 bietet neben regelmäßigen Ausstellungen im Künstlerhaus an der Hofstraße 6 als biennale Dauerinstallation den Skulpturengarten hinterm Haus. Was noch bis 31. Oktober 2022 dort zu erleben ist, haben die Projektleitenden Henriëtte Astor und Friedel Warhus dem Wochen-Anzeiger vorgestellt.
von Beatrix Gerling
„Dieser Garten war vor 20 Jahren eine reine Wildnis“, erinnert sich Henriëtte Astor. Damals hatte sich ihre Tochter Desirée Astor, ebenfalls Projektleiterin, an den ersten Schritt gewagt und das war: den Garten Stück für Stück zu rekultivieren. „Meine Tochter hat Freude an Gärten, aber ich habe nicht geglaubt, dass sie aus diesem verwilderten Raum etwas machen kann.“ Mit der dann doch gelungenen Gestaltung des L-förmigen Grundstücks war der Grundstein für die Entstehung des Skulpturengartens gelegt.
„Die Künstler stellen hier jeweils von Mai des einen Jahres bis Oktober des Folgejahres aus, also rund 18 Monate“, erläutert Henriëtte Astor das Konzept. „Die Werke müssen Wind und Wetter, also auch einen Winter ertragen.“ Was das bedeuten kann, zeigt die Installation „Versetzt“ von Sigrid Fehse und Uwe Schaale. Ein festlich gedeckter Tisch mit Blumenvase und feinem Porzellan steht sichtlich verlassen unter Bäumen. Die Zigarettenschachtel ist zerknüllt, die Tischdecke vergilbt, braune Blätter bedecken die Szene. So steht das Ensemble hier seit Mai 2021 und zeigt Verharren ebenso wie Veränderung.
Beim Weg durch den Garten wird die Unterschiedlichkeit der Ausstellungsstücke deutlich. „Wir geben keine Themen vor“, sagt Friedel Warhus. Die Künstler kommen aus ganz Deutschland, arbeiten rund ein Jahr an den in Hilden ausgestellten Werken. Darunter sind Plastiken und Skulpturen aus unterschiedlichen Materialien wie „Das ungleiche Paar“ aus Ton, „O.T.“ aus rostendem Stahl oder die mannshohe, aus Eiche, Stahl und Acrylfarbe gewirkte Mahnung „Engel haben es nicht leicht in diesen Tagen“.
Die Platzierung der Exponate ist schlicht bezaubernd. Pflanzen und Licht bieten eine ideale Bühne für die Kunst, die Wege durch den Garten schaffen immer wieder neue Sichten darauf.
Die beiden Projektleitenden selbst haben für die aktuelle Ausstellung den zum Grundstück gehörenden Bunker aus dem 2. Weltkrieg gestaltet. Der Raum an sich ist eng und grau. Er liegt versteckt, ist nur über eine kleine Steintreppe nach unten zu erreichen. „Ein Unort“ beschreiben die beiden Künstler ihn. Henriëtte Astor und Friedel Warhus haben daraus etwas Lichtes, fast Frohes geschaffen: knallbunte Farben, gemütliche Holzscheite und vor allem großflächig verarbeitetes Sonnengelb erhellen den Bunker, sobald Licht hereinfällt.
Die aktuelle Ausstellung im Skupturengarten am Hildener Künstlerhaus H6 ist noch bis zum 31. Oktober zu sehen. Öffnungszeiten: Immer während der laufenden Ausstellungen im Künstlerhaus, immer samstags von 14 bis 18 Uhr und nach Absprache. Die Ausstellungsstücke stehen teilweise zum Verkauf. Weitere Infos: www.skulpturengarten-h6.
Autor:Harald Landgraf aus Dinslaken |
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