Theatersehnsucht bei der neanderland Biennale 2011

Sehnsucht – jeder kennt dieses Gefühl. Sehnsüchte können ein ganzes Leben lang wachsen oder spontan ausgelöst werden – durch den Duft einer Blume, den Klang einer Melodie oder den Biss in eine Bratwurst, die irgendwie nach Zuhause schmeckt. Und wer könnte unsere Sehnsüchte besser ins Bild setzen als das Theater? Auf der Bühne wird die Sehnsucht zur Sehsucht. Gefühle werden inniger, Bilder bunter, das Leben intensiver. In ein bis zwei Stunden kann im Theater die Welt untergehen oder gerettet werden, man kann einmal um sie herum reisen oder sie ganz verlassen...

Ihre ganz persönliche Vorstellung von „Theaterseh(n)sucht“ setzen nationale und internationale Theaterprojekte im Rahmen der neanderland Biennale 2011 vom 27. Mai bis zum 26. Juni in allen 10 Städten des Kreises Mettmann mit insgesamt 33 Stücken und Lesungen leidenschaftlich in Szene. Ob nachdenklich stimmende Dramatik, heiterere Melancholie oder ausgelassener Klamauk – einen Monat lang darf sich das Publikum auf ein theatralisch-phantastisches Feuerwerk der Ideen freuen. Neben Theaterbühnen werden auch öffentliche Plätze und eher ungewöhnliche Locations zu Schauplätzen eines ganz besonderen Festivals, das bereits zum 5. Mal stattfindet.

Highlights der Biennale sind unter anderem:

“Hamlet“ mit der Bremer Shakespeare Company
Freitag, 27. Mai, um 19 Uhr in Mettmann
Die Bremer Shakespeare Company bringt Hamlet völlig neu auf die Bühne, quasi als Hamlet-„Remix“. In Nora Somainis Inszenierung ist Helinsgör ein hermetischer Lebensraum. Eine Art Sauerstoffzelt sichert der Elite des Landes das Überleben. An diesem klinischen Ort kreist die Königsfamilie um sich selbst und reibt sich in inneren Kämpfen auf. Die Toten leben in einer Parallelwelt, einer Art Fegefeuer, aus dem heraus sie die Lebenden bedrängen. Liebe, Rache, Macht und Intrigen sind auch hier die Zutaten für eine spannende Aufführung.

“Ganz oder gar nicht“ mit dem Theater Ebertbad
Samstag, 28. Mai, um 20 Uhr in Heiligenhaus
Sechs Männer – ein Problem: So verschieden sie alle sind – dick, schön, schwarz, schwul, alt oder jung – die Arbeitslosigkeit verbindet sie. Und bringt sie zusammen auf eine verwegene Idee: Was die Chippendales können, können sie schon lange. Die bunte Truppe aus Taxifahrer, Tanzlehrer, Bergmann und Opel-Arbeiter studiert eine Strip-Show ein – zum Entsetzen ihrer Ehefrauen. Dabei wollen sie sogar noch einen Schritt weiter gehen als ihre gut gebauten Vorbilder. Schwungvoll und voller Selbstironie inszeniert das Theater Ebertbad eine „Ladies night“, die einen liebevollen Blick auf die Ruhrgebietsmentalität wirft, auf Solidarität, Natürlichkeit und Toleranz.
Regie: Ex-Missfit Gerburg Jahnke

“Karagöz in der Fremde“ mit dem Schattentheater Aksoy aus der Türkei Mittwoch, 8. Juni, um 20 Uhr in Monheim
Wenn Ahmet Aksoy die Puppen tanzen lässt, dann ist Karagöz immer dabei. So wie das Kasperle zum Kaspertheater gehört, so gehört Karagöz zum türkischen Schattenspiel, meist im Team mit seinem gebildeten Nachbarn Hacivat. An langen Stäben bewegt Puppenspieler Aksoy seine Figuren auf einem weißen Vorhang – allen voran Karagöz, „Schwarzauge“, der lebensfrohe, einfache aber lustige und gerissene Mann aus dem Volk. Diesmal kommt der etwas ungehobelte Kerl als Gastarbeiter aus der Türkei nach Deutschland und trifft dort ausgerechnet auf Till Eulenspiegel. Das kann ja heiter werden...

„Große Sehnsucht Nr. 10“ Gemeinschaftsproduktion von elf Amateurtheatergruppen aus dem Kreis Mettmann
Mittwoch, 22. Juni, um 19.30 Uhr und Donnerstag, 23. Juni, um 17 Uhr
Das kann Sehnsucht aus Theater machen: Elf Amateurtheatergruppen wagen ein Experiment: nämlich möglichst viele Akteure der verschiedenen regional ansässigen Amateurgruppen gemeinsam auf die Bühne zu bringen. An zwei Aufführungstagen präsentieren sie unter Leitung des Dramaturgen Olaf Reifegerste das Stück „Große Sehnsucht Nr. 10“. Der Aufführungsort wird zum Schauplatz: Der ehemalige Lokschuppen verwandelt sich in einen Bahnhof, auf dem Menschen ankommen, abfahren und einander treffen. Menschen, die ihren persönlichen Sehnsüchten – zum Beispiel nach Liebe, Sicherheit oder auch nach dem Tod – freien Lauf lassen. Es wird ein spannender Abend: Das macht Theater aus Sehnsucht!

Veranstalter der neanderland Biennale ist der Kreis Mettmann in Kooperation mit Erkrath, Haan, Heiligenhaus, Hilden, Langenfeld, Mettmann, Monheim, Ratingen, Velbert und Wülfrath. Die Intendanz liegt in den Händen von Uwe Muth.

Das gesamte Programm finden Sie unter www.neanderland-biennale.de

Autor:

Werner Kimmel aus Hilden

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