"Man muss an den Traum glauben!": Interview mit Heribert Klein, Motor der Unicef-Gala, anlässlich des großen Finales der Unicef-Gala
Nicht in einer Metropole, nicht in einer Großstadt, sondern in Hilden ist die längste bestehende Unicef-Gala der Welt zuhause. In diesem Jahr ist Finale: Die Commerzbank beendet ihr Sponsoring. Das zweitgrößte deutsche Kreditinstitut will sich künftig unter anderem in einer eigenen Stiftung und als Sponsor des Deutschen Fußballbundes engagieren. Die kommende, 37. Gala wird aber noch einmal unterstützt. Wir sprachen mit Heribert Klein, Motor der Unicef-Gala, über die Verwirklichung von Träumen, den kommenden Abschied - und über Pläne für die Zukunft.
Nach 37 Jahren beendet die Commerzbank ihr karitatives Engagement mit Unicef zum 31. Dezember 2018 in Hilden, Düsseldorf-Neuss und Köln. Die Restrukturierung der Bank stehe mit dem Ende der Unicef-Aktivitäten nicht in Zusammenhang, sagte eine Sprecherin der Bank. Sind Sie traurig, dass ihr Lebenswerk, das Sie in Hilden mit Unicef geschaffen haben, nun zu Ende geht?
Heribert Klein: Sicherlich bin ich traurig, dass Deutschlands erste und die weltweit älteste Unicef-Gala nun nach 37 Jahren hier in Hilden mit dem Hauptsponsor Commerzbank, früher Dresdner Bank, in diesem Jahr letztmalig stattfindet. Aber ich muss auch unendlich dankbar sein, dass mein früherer Arbeitgeber fast vier Jahrzehnte diese Großveranstaltung des Herzens unterstützt hat - das ist sicherlich auch einmalig.
Es gibt unzählige gute Möglichkeiten, sich karitativ zu engagieren. Warum steht das Kinderhilfswerk Unicef im Zentrum der Gala?
Ein guter Freund, Sir Peter Ustinov, hatte mir von Unicef erzählt - und mich quasi infiziert. Er war großartig, einen Menschen wie ihn habe ich nie wieder getroffen. Er ist allen mit derselben Wertschätzung begegnet, vom kleinen Kind bis zum großen Staatsmann. Egal, wo er war, er hat stets für Kinder und ihre Rechte gekämpft. Ich habe mich dann über Unicef informiert. Und der Dresdner Bank vorgeschlagen, sich nicht nur im Sport und in der Kultur, sondern auch karitativ zu engagieren.
Internationale Weltstars treten in einer Gala in Hilden auf: Wie haben Sie das geschafft?
Hilden ist eine vergleichsweise kleine Stadt. Von Anfang an war klar: Stars, die hierher kommen, tun es nicht für sich, sondern ausschließlich für die Sache, für Unicef. Dr. Ellen Wiederhold war damals Bürgermeisterin. Ich schätzte sie sehr. Obwohl sie die großen Hermann-Wiederhold-Lackfabriken führte, war sie bodenständig.
Sicher, der Anfang war nicht leicht. Und zur ersten Gala kamen vielleicht rund 300 Gäste - schließlich wusste keiner, was ihn erwartete. Man muss an den Traum glauben! Und vor allem am Anfang nicht aufgeben.
Manchmal liegen Erfolg und Nicht-Erfolg auch eng beieinander. Zum Beispiel als wir unter dem Motto "Kleine Münzen, große Hilfe" vor der Euro-Einführung um Spenden ausländischer Münzen gebeten hatten. Ich hatte nicht auf dem Schirm, dass es EU-weit nur eine einzige Zählmaschine für Münzen aus mehreren Ländern gibt - und die steht in London. Wäre die DB-Tochter Schenker nicht eingesprungen, hätten die Transportkosten den Wert der Münzen übertroffen.
Lassen Sie uns zur Unicef-Gala zurückkehren. Bürgermeisterin Birgit Alkenings hat sie wiederholt als "großes Geschenk für Hilden" bezeichnet. Und auch für die Commerzbank war es eine grandiose Werbung.
Sicherlich ist das langjährige karitative Engagement auch eine großartige Imagewerbung. Es war nie eine Aktion der Commerzbank für ein oder zwei Jahre, sondern es war ein glaubwürdiges Engagement über fast vier Jahrzehnte. Für die Stadt Hilden war es sicherlich auch eine großartige Werbung, solch eine Weltklasse-Veranstaltung und die Marke Unicef so lange bei sich zu haben.
Geht mit dem Gala-Finale Anfang Dezember auch Ihr Lebenswerk 'Unicef' zu Ende?
Nein, mein Lebenswerk für Unicef, wie Sie es nennen, geht nicht am Jahresende zu Ende. Ich habe meinem Freund und Unicef-Weltbotschafter Sir Peter Ustinov versprochen, solange ich gesund sein darf und der Herr mir die Kraft gibt, werde ich mich für Kinder in Not einsetzen.
Gilt dies auch für Hilden?
Wenn Hilden es möchte, dann gilt es auch für Hilden, denn ich habe diese Stadt in mein Herz geschlossen. Alle bisherigen Bürgermeister, die ich schätzen durfte, haben sich immer für Unicef eingesetzt. Dr. Ellen Wiederhold, Günter Scheib, Horst Thiele und nun Birgit Alkenings war es ebenso eine Herzensangelegenheit wie dem gesamten Stadtrat, ihnen allen bin ich dankbar.
287 herausragende Künstler aus den Bereichen Musical, Oper, Jazz & Soul und Instrumental haben für unvergessliche Momente gesorgt. Gibt es einen, der Ihr Herz besonders getroffen hat?
Es wäre ungerecht, hier einen herauszustellen. Von den kleinsten bis zu den größten Künstlern, sie haben mich alle begeistert. Denn sie haben sich alle mit dem selben Ziel eingesetzt: den notleidenden Kindern ein bisschen mehr Sonne im Herzen zu bescheren.
Rund vier Millionen Euro kamen mit der Unicef-Gala zusammen.
Eine enorme Summe - auch mit Blick auf den Eintrittspreis, der viele Jahre lediglich 30 Euro betrug. Zahlreiche Projekte konnten so durchgeführt werden. Zwei Beispiele: Einen Brunnen zu errichten, kostete durchschnittlich 68 Euro. Für 70 Euro konnte für 35 Kinder ein Monat Schulunterricht ermöglicht werden.
Viele Künstler sind wiederholt, einige sogar viele Male nach Hilden gekommen. Die Atmosphäre hinter der Bühne war familiär, es sind Freundschaften entstanden. Die 37. Unicef-Gala wird ein großer Abschied werden, sicher werden auch viele Tränen in den Augen haben. Wie blicken Sie auf die beiden Abende?
Sie werden mir sicherlich sehr schwer fallen. Es spiegeln sich dann 37 Jahre noch einmal innerlich ab. Künstler aus aller Welt kommen noch einmal nach Hilden und wir verabschieden uns gemeinsam. Die Gala wird mir aber auch, so hoffe ich, Kraft geben, um in irgendeiner Form weiterzumachen – denn solange es Kinder in unserer Welt gibt, die durch Hunger und Krieg sterben, solange muss unsere Hilfe „lebenslänglich“ sein.
Danke - auch und nicht zuletzt im Namen unserer Leser - für 37 Jahre Einsatz für Unicef in unserer Stadt. Wir haben Sie und die Unicef-Gala gerne journalistisch begleitet - und werden natürlich auch über das Finale berichten. Hoffentlich auf „ein Wiedersehen mit Unicef" - auch nach Jahresende!
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Autor:Janina Krause (Rauers) aus Hilden |
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