Hilden schenkt Nove Mesto zum 30-jährigen Jubiläum ein Kinderfest
In aller Freundschaft
Hilden. 30 Jahre Städtepartnerschaft feiern Hilden und Nove Mesto nad Metuji in diesem Jahr. Ein Grund zum Freuen, zum Feiern und für Geschenke, die bekanntlich die Freundschaft erhalten. Im Juni trat deshalb die Tschechische Band „Fukanec“ beim Hildener Fest der Völker auf. Im Gegenzug haben sich die städtische Jugendförderung samt Spielmobil und der Paten- und Partnerschaftsausschuss am 13. September auf den Weg gemacht, um den Familien in Nove Mesto ein großes Kinderfest zu bescheren. Im Gepäck: Bungee-Run, Malgarten, Rollenrutschbahn, Kinderschminke, Riesen-Lego, Fun-Cars, zwei Hüpfburgen und vieles mehr.
Das alles musste für den Transport in einem Lkw vom Zentralen Bauhof verstaut werden. Allein fürs Einräumen haben der Spielmobilbeauftragte Mike Dörflinger und sein Team drei Stunden gebraucht. „Das ist wie Tetris spielen“, berichtet Dörflinger. „Jedes Teil passt nur an eine ganz bestimmte Stelle.“ Die Aufgabe, die wertvolle Fracht nach Nove Mesto zu bringen, haben Robert Janssen, Vorarbeiter Straßenunterhaltung, und Frank Müller, Kraftfahrer bei der Müllabfuhr, übernommen. Für beide ist Nove Mesto bekanntes Pflaster. „Der Bauhof hat schon ganze Schuleinrichtungen, ein Feuerwehrfahrzeug und Krankenbetten nach Nove Mesto transportiert“, berichtet Robert Janssen.
Gedankt haben es ihnen nicht nur die Kollegen, die die 900 Kilometer im Bus zurückgelegt hatten. Auch und vor allem die tschechischen Kinder, die das Kinderfest besuchten, waren begeistert. Zu Beginn auf dem Marktplatz zählte Mike Dörflinger vom Spielmobil bereits 300 Besucher. Rund 1.500 Menschen kamen über den Tag verteilt – und hatten jede Menge Spaß.
Absoluter Publikumsmagnet war die Rollenrutschbahn. Aber auch die anderen Attraktionen kamen gut an. Jaroslava Petras zweijähriger Sohn beispielsweise konnte von den riesigen Lego-Steinen nicht genug kriegen. Die beiden Schwestern Veronika (5) und Magdalenka (2) waren aus dem Malgarten gar nicht mehr wegzubekommen und für Lada Fiedlekova und ihre Patenkinder Anna und Adela war das Schminkangebot das absolute Highlight.
Publikumsmagnet
Alexandra Bauss, Koordinatorin an der OGS-Schulstraße, hat beim Kinderschminken geholfen und ihrerseits viel Freude an der Aktion gehabt: „Es ist fantastisch, wie unkompliziert die Kommunikation mit Kindern und Eltern funktioniert. Wir haben uns auf Englisch und Deutsch, vor allem aber mit Händen und Füßen unterhalten“ Genau das sei das Tolle am gemeinsamen Spiel, betont Spielmobilbeauftragter Mike Dörflinger. „Es funktioniert über Landes- und Sprachgrenzen hinweg.“
"Was für die Hildener Kinder selbstverständlich ist, ist für die tschechischen etwas ganz Besonderes“, berichtet Sarah Buchner, langjährige Spielmobilerin. „Manche Besucher haben zum ersten Mal in ihrem Leben eine Hüpfburg gesehen.“ Diese Erfahrung haben auch Diana Pohler und Carsten Strohschein vom Area 51 gemacht, als sie die „Funcars“ und den Spielbereich für die Kleinen beaufsichtigten. „Die Kinder spielen ausgelassen und haben irre Spaß“, erzählt Diana Pohler. „Gleichzeitig gehen sie sehr achtsam mit den Spielgeräten um und helfen sich untereinander, wo es nur geht.“ Dagmar Rudolfova, Direktorin des örtlichen Kinder- und Jugendhauses, bestätigt diesen Eindruck und erklärt: „Für die tschechischen Familien ist das Kinderfest ein einzigartiges Event, auf das sie schon lange hingefiebert haben“
Diese Rückmeldung freut Catharina Giesler sehr. Seit 2018 leitet sie die städtische Jugendförderung. Den Austausch zwischen Hilden und Nove Mesto fördert sie bereits seit 26 Jahren. Rund 400 junge Menschen hat sie in dieser Zeit nach Tschechien begleitet. Sie ist überzeugt: „Eine Städtepartnerschaft lebt von den gegenseitigen Begegnungen. Von den persönlichen Erlebnissen und Erfahrungen, die die Bürger beider Städte teilen.“
In der Vergangenheit haben sich unter anderem Berufs- und Musikschüler, die Kinderparlamente, Sportvereine, Chöre, Kleingärtnerinnen und Kleingärtner gegenseitig besucht und einander kennengelernt. „All diese Menschen machen eine Partnerschaft überhaupt erst möglich“, unterstreicht Ludger Reffgen, Vorsitzender des Paten- und Partnerschaftsausschusses. „Sie füllen sie mit Leben.“ Petr Hable, Bürgermeister von Nove Mesto, pflichtet dem bei: „In den vergangenen 30 Jahren sind nicht nur aus Städtepartnern Freunde geworden, es haben sich auch Freundschaften zwischen einzelnen Personen und Familien entwickelt.“
Auch Birgit Alkenings ist glücklich, dass die Partnerschaft so vielseitig ist. „Darauf können wir echt stolz sein“, erklärt Hildens Bürgermeisterin. Schließlich sei der Weg bis zum ersten Partnerschaftsvertrag steinig und lang gewesen. Die damalige Tschechoslowakei und Westdeutschland waren durch den Eisernen Vorhang getrennt, und beide Regierungen haben sich viel Zeit beim Prüfen der Anträge gelassen. Quasi mit Fall der Mauer 1989 kam schließlich die Zusage. Damit war die Städtepartnerschaft zwischen Nove Mesto und Hilden eine der ersten überhaupt zwischen den beiden Ländern.
„Obwohl beide Länder inzwischen in der Europäischen Union sind, ist unser Partnerschaft 2019 keineswegs selbstverständlich“, erklärt Birgit Alkenings. „Einige Menschen in der EU scheinen vergessen zu haben, dass eben diese als großes Friedensprojekt gedacht war.
Partnerschaftsvertrag
Stattdessen schüren sie Ausgrenzung und Hass. Umso wichtiger ist es, dass wir unsere grenzübergreifende Freundschaft sorgsam pflegen und uns gemeinsam für Verständnis und Toleranz einsetzen.“ Dieses Versprechen haben die Vertreter beider Städte am 14. September mit einer Urkunde erneuert.
Menschen, denen diese Fortsetzung am Herzen liegt, gibt es in beiden Städten viele. Michael Willms vom Jugendtreff am Weidenweg ist beispielsweise bereits zum zweiten Mal in diesem Jahr in Nove Mesto. Im Mai hat er mit dem Stadtradeln-Team „Strampeltiere“ die Strecke von Hilden nach Tschechien mit dem Fahrrad zurückgelegt. Außerdem haben Sascha Göbeler, Peter Keller und Christina Wolf, Sozialarbeiter am Bildungscampus Holterhöfchen, den Plan geschmiedet, im Sommer 2020 eine Ferienfreizeit in der tschechischen Partnerstadt zu organisieren. „Das wäre eine tolle Chance für die Jugendlichen“, erklärt Sascha Göbeler. „Auf diese Weise sehen und erleben sie, wie Gleichaltrige in anderen Ländern leben.“
So ist das Ende des Kinderfestes gleichzeitig auch der Startschuss für viele weitere Aktionen und Veranstaltungen. Bereits am 26. September eröffnet in Hilden die Ausstellung „Zwei Welten“ des Künstlerduos Alena Therova und Josef Ther aus Nove Mesto. Bis zum 19. Oktober sind die Keramiken und Computergrafiken im Bürgerhaus, Mittelstraße 40, zu sehen. Viele Aktionen lockten die Kinder auf das eigens für sie organisierte Fest. Fotos: Stadt Hilden Ihre Freundschaft erneut beurkundet haben Hildens Bürgermeisterin Birgit Alkenings und ihr Kollege Petr Hable aus Nove Mesto.
Autor:Andrea Becker aus Essen-Borbeck |
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