Gedenkbuch über die Hildener Gefallenen im Zweiten Weltkrieg

Hilden. (wk) Heinrich Strangmeier, zu Beginn des Zweiten Weltkrieges Leiter der Hildener Stadtbücherei und gleichzeitig mit der Leitung des Amtes für Familienunterhalt beauftragt – damit auch zuständig für Zahlungen an Hinterbliebene von gefallenen Soldaten, begann 1940 ein Gedenkbuch zu erstellen – in dem sich das Schicksal der Verstorbenen anhand von Dokumenten wie Feldpostbriefen widerspiegeln sollte. Mit einigen Mitarbeitern befragte er auch die Angehörige der Soldaten nach deren Lebenslauf und charakterlichen Besonderheiten. Das geplante Gedenkbuch ist ein Torso geblieben – unter anderem wegen des fortschreitenden Chaos des Krieges und der zum Ende des Krieges stark ansteigenden Todesfälle. Rund 220 Schicksale hat Heinrich Strangmeier freilich erfasst und in mehr oder weniger längeren Berichten dokumentiert. Ihm blieb zum Kriegsende nur die Möglichkeit, das bereits vorhandene Material zu sichern und dem Hildener Stadtarchiv zu übergeben.
2007 sind der damaligen Mitarbeiterin des Stadtarchivs Petra Burgsmüller die erschütternden Berichte – so genannte Nekrologe – zufällig in die Hände gelangt. Sie regte den Herausgeber der historischen Hildener Buchreihe „Niederbergischen Beiträge“ Dr. Ernst Huckenbeck an, das vor fast 70 Jahren geplante Gedenkbuch zu publizieren. 2010 erschien der erste Band „Macht Euch keine Sorge...“ als Band 71 der „Niederbergischen Beiträge“; die Fortsetzung der Dokumentation wurde jetzt in Band 72 veröffentlicht.
„Die Nekrologe bieten eine Fülle von Informationen und besitzen einen beachtlichen Quellenwert“, so der Historiker. „Eine Veröffentlichung ist nicht selbstverständlich. Seit der viel beachteten Wehrmachtsausstellung von 1995 bis 1999 bedürfen alle Erinnerungen an die ehemalige deutsche Wehrmacht weit mehr als früher einer rechtfertigenden Begründung“, schreibt Dr. Ernst Huckenbeck in seinem Vorwort in Band I. Nach der Wehrmachtsausstellung schiene es so, als habe die Wehrmacht nicht nur sozusagen ihre Unschuld verloren, sondern es habe sich gezeigt, dass auch sie in besonderer Weise zu den „willigen Vollstreckern“ gehört habe. „Inzwischen hat sich eine vermittelnde Auffassung durchgesetzt, die eine Mitwirkung der Wehrmacht an zahlreichen Verbrechen nicht leugnet, aber daran festhält, dass eine generelle Beschuldigung weit an der Wirklichkeit vorbei geht“, so Huckenbeck. In jedem Fall aber werde man ein Gedenkbuch für die Gefallenen des Zweiten Weltkrieges heute anders und erheblich kritischer lesen als noch vor einigen Jahrzehnten. „Das zweibändige Werk zeigt jedenfalls den Krieg in seiner ganzen Brutalität“, fasst Dr. Ernst Huckenbeck zusammen.
Die 220 Beiträge auf rund 900 Seiten in den beiden Bänden beinhalten jeweils die Lebensbeschreibung der betroffenen Person – in der Regel auch mit einem Portraitfoto versehen. Die Auszüge aus Feldpostbriefen sind mitunter drastisch, die Schreiber nehmen meist kein Blatt vor den Mund und klagen über elende Unterkünfte, Läuseplagen und unzureichende Verpflegung. „Der Krieg ist noch lange nicht zu Ende. Jetzt haben wir ungefähr die Hälfte, und was die anderen sagen ist Quatsch!“, schreibt Walter Burg im Juni 1942, der im August des gleichen Jahres in Russland fiel.
Ergänzt werden die Nekrologen durch ein Verzeichnis der ungefähr 1800 Toten und Vermissten (bei einer Stadt in der damaligen Größenordnung von 20.000 Einwohnern!). Das Stadtarchiv nimmt weiterhin Material zu diesem Thema entgegen; Dokumente von Privatpersonen können auch problemlos kurzfristig eingescannt werden. Infos unter Telefon

Autor:

Werner Kimmel aus Hilden

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