In Wetter werden Hospizhelfer ausgebildet
Wie gehe ich mit einem Menschen um, der bald sterben wird? „Nimm den Sterbenden so, wie er ist“. Das ist wohl die wichtigste Botschaft, die der Trauerbegleiter und katholische Laienseelsorger Hans-Paul Niepmann den 13 engagierten Menschen mit auf den Weg geben kann, die er derzeit in Wetter für den Verein „mobiles hospiz wetter“ zu ehrenamtlichen Hospizhelfern ausbildet.
Seit Januar und noch bis Dezember dieses Jahres leitet Niepmann gemeinsam mit seiner Frau Gabriele, die ebenfalls Trauerbegleiterin ist, den Schulungskurs, der einmal im Monat in der Seniorenresidenz an der Friedrichstraße stattfindet.
Im ersten Halbjahr stand vor allem Kommunikation und Gesprächsführung auf dem Programm: „Niemand hat ein so feines Gehör wie ein Sterbender“, so Niepmann. Wichtig ist daher vor allem das Zuhören, aber auch das Erkennen von Bedürfnissen. Niepmann spricht vom zudeckenden und aufdeckenden Gesprächsverhalten: „Wenn mir jemand sagt, er kann nicht mehr, er stirbt jetzt: Dann kann ich entweder zudeckend antworten: Jeder muss mal sterben. Oder in einer positiven, aufdeckenden Weise: Was führt sie dazu zu glauben, dass sie jetzt sterben müssen? So erhält man ausführlichere Antworten und kann konkret auf seinen Gesprächspartner eingehen.“
Auch Berührungen können Botschaften übertragen, etwa wenn man seinem Gegenüber einfach sanft die Hand hält, und der Sterbende sie drückt. „Dann merke ich, ihm tut das gut und er ist dankbar für diese kleine Geste.“ Niepmann: „Wichtig ist, dass der Sterbende sich angenommen fühlt.“
Natürlich geht es auch darum, den Angehörigen in dieser belastenden Situation zu helfen, sich mit dem Sterben eines lieben Menschen und der Trauer um ihn auseinanderzusetzen. „Wenn wir den Angehörigen klarmachen können, was für ein schönes Leben der Sterbende geführt hat und wir auf die vielen gemeinsamen Erlebnisse verweisen können, dann haben wir viel erreicht“, so Niepmann.
Zuhören, auf den Sterbenden und seine Bedürfnisse eingehen, einfach für einen anderen Menschen da sein – um das zu lernen, müssen die angehenden Hospizhelfer auch sich selbst besser kennen lernen. Mit der eigenen Trauer in Berührung kommen, seine Wahrnehmung schärfen, sich auf den Gesprächspartner einlassen - das waren wichtige Punkte bei den ersten Schulungstreffen.
„Besonders fasziniert haben mich die Wahrnehmungsübungen, wo wir mit geschlossenen Augen unterschiedliche Gegenstände von einem Stein bis zur Stimmgabel erfühlen mussten“, erzählt Simone Thiele, eine der Teilnehmerinnen. „Wir lernen wahnsinnig viel, auch über unser eigenes Verhalten.“
In einer „Malphase“ konnten die angehenden Hospizhelfer ihren Gefühlen bildnerischen Ausdruck geben. „Nicht umsonst bezeichnet man die Malerei als Fotografie der Seele“, schmunzelt Niepmann. Aber auch ganz praktische Übungen stehen auf dem Schulungsprogramm. So lernen die Teilnehmer, wie man den Mund eines Patienten feucht macht, wie man Hilfestellung beim Aufrichten gibt oder das Bett macht, wenn der Kranke noch drin liegt.
In Gesprächen mit den Teilnehmern wird deutlich, wie sehr ihnen die Hospizarbeit am Herzen liegt: „Ich habe meine Oma im Altenheim betreut, da habe ich gesehen, dass viele ältere Menschen ganz alleine sind. Dagegen wollte ich etwas tun“, schildert Christa Birr ihre Motivation: „Ich möchte Menschen Halt und Trost geben und sie begleiten.“ Sich ehrenamtlich für ihre Mitmenschen zu engagieren und der Gesellschaft etwas zurückzugeben, ist allen angehenden Hospizhelfern wichtig. Immer wieder hört man diesen Satz: „Sterbende und ihre Angehörigen auf dem letzten Weg begleiten zu können ist ein großes Geschenk.“
Die ausgebildeten Hospizhelfer erhalten im Dezember ihre Zertifikate und werden dann Anfang 2013 ihre Arbeit aufnehmen.
Weitere Informationen über „das mobile hospiz wetter e.V.“ gibt Vorsitzende Barbara Tasli unter Tel. 0176 99334857 oder per Mail: info@mobileshospizwetter.de.
Autor:Melanie Giese aus Recklinghausen |
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