Drei Jahre auf der Walz
Gleich zu siebt besuchten Wandergesellen auf Ihrer Walz jetzt das Herdecker Rathaus.
Der Beigeordnete der Stadt Herdecke, Dieter Joachimi, begrüßte die Gesellen und freute sich, „da es sehr selten vorkommt, dass so viele Wanderer gleichzeitig kommen“.
Dementsprechend kräftig fiel auch das Pochen mit dem Wanderstab, durch den der traditionelle Wandergruß bekräftigt wird, aus. Nach der zünftigen Vorsprache erfolgte der Eintrag ins Wanderbuch mit Siegel und Unterschrift.
In diesem führt ein jeder Geselle die besuchten Ortschaften. In der nachmittelalterlichen Zeit wurde die Pflicht zur Wanderschaft, als ein Teil der Ausbildung, für bestimmte Zünfte eingeführt. Die Wanderschaft beginnt nach der Freisprechung und muss mindestens drei Jahre und einen Tag andauern.
Dabei darf der Fremdgeschriebene in der gesamten Reisezeit einen Bannkreis von 50 Kilometern um seine Heimatstadt nicht betreten. Er darf kein eigenes Fahrzeug besitzen und sich nur zu Fuß oder unentgeltlich per Anhalter fortbewegen.
Auch für das Übernachten darf er kein Geld ausgeben. Besonders in den Wintermonaten stellt dies eine große Herausforderung für die Wandergesellen dar.
„In etwa 400 bis 500 Personen befinden sich derzeit in Deutschland auf Wanderschaft, davon knapp 70 Frauen“, so die Wanderer. Auch in der Reisegruppe, die in Herdecke zu Besuch war, gab es eine Wandergesellin. Nora Warhoff ist erst den zweiten Tag auf der Reise. Die sechs Wanderbrüder haben die junge Frau in Bochum abgeholt und begleiten sie auf den ersten Tagen. Über Schwerte will die Gruppe nun in Richtung Sauerland wandern.
Bis Freitag müssen sie dort angekommen sein. Denn innerhalb von einer Woche soll die wandernde Gesellin die persönliche Bannmeile von 50 Kilometern überschritten haben. Dann heißt es für die Bochumerin, drei Jahre auf ihre heimatliche Umgebung zu verzichten.
Mit den besten Wünschen und einem kleinen Obolus für Ihre Wanderjahre wurden die Gesellen aus dem Rathaus verabschiedet.
Autor:Melanie Giese aus Recklinghausen |
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