Der Prof und die Stripperin
Der Konflikt eines sehr ungleichen Pärchens ist seit dem Montagmorgen Inhalt eines Strafverfahrens am Hagener Landgericht.
Auf der Anklagebank sitzt die ehemalige Erotiktänzerin und wegen Betrügereien verurteilte Evmorfia M. In den Zeugenstand musste ihr ungleicher Gegenpart, ein Professor der Fernuniversität Hagen, treten. Die 32-jährige Duisburgerin soll ihr späteres mutmaßliches Opfer, das sie in seinem Fakultätsbüro offenbar bedroht, körperlich misshandelt und beraubt hat, 2010 im Bahnhofsmilieu kennen gelernt haben. Aus der ersten Begegnung entstand eine Art Beziehung, die für beide Seiten Vorteile bringen sollte. Für die Angeklagte eine Einnahmequelle, war es für den Professor eine Gelegenheit für seine sexuellen Neigungen.
Doch das Einvernehmen dauerte offenbar nicht lange an. Im Februar dieses Jahres soll Evmorfia M. den Professor in seinem Büro an der Fernuniversität aufgesucht haben. Die Anklageschrift beschreibt für den 25. Februar einen regelrechten Überfall mit vorgehaltener Waffe. Zwar zieht die Angeklagte laut Staatsanwaltschaft nur eine Softair-Pistole, dennoch eskalierte die Situation zwischen den Bekannten scheinbar, als die Angeklagte Geld einforderte. Um die Geldbörse des Professors entstand ein Gerangel und Kampf, in dessen Verlauf die 32-Jährige ihren Gegner mit einem Gürtel gewürgt haben soll, um an seine Barschaft heranzukommen.
Ihre Beute seien 250 Euro gewesen. Die Version der Angeklagten stellt sich allerdings völlig anders und sie selbst als Opfer dar. Vor der 6. Strafkammer des Landgerichts Hagen beteuerte sie am Montag ihre Unschuld. Sie gab an, den Professor auf seinen ausdrücklichen Wunsch hin besucht zu haben, um, schwanger im fünften Monat, für ihn zu tanzen und zu strippen. Als Honorar seien die 250 Euro ausgemacht gewesen.
Doch plötzlich habe er ihr das Doppelte für ein Schäferstündchen geboten, was sie aber abgelehnt habe. „Daraufhin drückte er mich gegen die Wand und gegen meinen Bauch, fasste mir in den Schritt. Ich habe ihn weggeschubst und geschlagen“, berichtet Evmorfia M. in ihrer Aussage vor Gericht. Sie drohte dem Mann mit einer Anzeige, nahm 280 Euro fürs Taxi und das Strippen, die er ihr vorher gegeben haben soll, an sich und verschwand.
Dem Hagener Professor, der diese Version der Geschichte als glatte Lüge abtut, war der Vorfall zwar peinlich und ihm sei auch bewusst gewesen, wie rufschädigend diese Affäre für ihn hätte werden können, dennoch wollte er unbedingt Anzeige erstatten. „Das kann man doch nicht durchgehen lassen“, lautete sein Fazit des Vorfalls. Der Prozess gegen die 32-Jährige wird fortgesetzt.
Text: Anja Grevener
Autor:Jens Holsteg aus Herdecke |
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