Coronakrise
EN-Kreis nimmt vorsorglich hunderte Proben in drei Pflegeheimen
Andreas Thol, Vannessa Vahle und Annika Muthmann stehen in aller Frühe im Wartebereich des Gesundheitsamts im Schwelmer Kreishaus vor großen Kartons mit Teststäben, Röhrchen und Plastiktüten. Der Mitarbeiter der Personalabteilung und die beiden Auszubildenden packen Stäbchen in Röhrchen, Röhrchen in Tüten, Tüten in Kisten. Die Kisten wandern in DRK-Einsatzfahrzeuge, bestimmt sind sie für das AWO-Seniorenzentrum Egge in Witten, das Haus Elisabeth in Ennepetal und das Dorf am Hagebölling in Gevelsberg.
Weil es in diesen drei Pflegeeinrichtungen im Ennepe-Ruhr-Kreis einen bestätigten Fall beziehungsweise begründete Verdachtsfälle auf eine Infektion mit dem Corona-Virus gegeben hat, lässt der Kreis dort jetzt sämtliche Mitarbeiter und Bewohner testen. Mit der Aktion verfolgt die Kreisverwaltung zwei Ziele: Zum einen soll eine nach wie vor durchaus denkbare Verbreitung in den Einrichtungen ausgeschlossen werden, zum anderen dienen die Tests als Übung für den Ernstfall.
"Notwendige Quarantäne und Todesfälle in Pflegeheimen in Würzburg, Wolfsburg und vielen anderen Städten haben in den letzten Tagen sehr eindrucksvoll gezeigt, wie ungemein wichtig es ist, gerade in solchen Einrichtungen Infektionsketten schnell zu unterbrechen", betont Michael Schäfer, Leiter des Krisenstabs.
Angesichts der aktuellen Erkenntnisse über die Situation in den ausgewählten Heimen in Witten, Ennepetal und Gevelsberg wird die Wahrscheinlichkeit eines positiven Tests bei den insgesamt rund 780 Mitarbeitern oder Bewohnern als gering eingeschätzt. Beispielsweise deshalb, weil der Noro-Virus in der Wittener Einrichtung schon für besondere Vorsichtsmaßnahmen gesorgt hatte. Darüber hinaus wurden alle engen Kontaktpersonen der Corona-Fälle in Quarantäne geschickt und negativ auf das Virus getestet.
Dennoch hat sich der Krisenstab am Ende für die material- und zeitintensiven Tests entschieden. Spielraum dazu ergab sich auch, weil die mobile und stationäre Corona-Diagnostik des Ennepe-Ruhr-Kreises aktuell freie Kapazitäten hat.
"Wenn es tatsächlich zu einem Ausbruch in einem Pflegeheim kommen sollte, müssen wir dort umgehend jeden testen. Dann sollten Planung und Abläufe sowie das Zusammenspiel zwischen Gesundheitsamt, ehrenamtlichen Helfern der Hilfsorganisationen und Einrichtung stimmen. Je sicherer jeder Handgriff, je weniger Sand im Getriebe, desto höher die Chance, das Infektionsrisiko für alle Beteiligten zu minimieren. Die entsprechenden Erfahrungen, wie was im Detail am besten funktioniert, sollen und können alle Beteiligten jetzt sammeln", erklärt Schäfer.
Während Thol, Vahle und Muthmann noch packen, besprechen DRK-Mitarbeiter auf dem Parkdeck des Kreishauses bereits die letzten offenen Fragen. Ihre Aufgabe an Tag 1 der Aktion: Alle Beschäftigten der drei Einrichtungen müssen einen Abstrich erhalten. Dazu zählen neben den Pflegekräften unter anderem auch Mitarbeiter der Verwaltung, der Haustechnik, der Cafés und der Waschküchen. Die Pflegekräfte müssen zudem geschult werden, denn sie sollen an Tag 2 die Abstriche bei den Bewohnern nehmen.
"Unsere Teams, die jetzt rausfahren, sind normalerweise in der stationären Diagnostik am Kreishaus beschäftigt", erklärt Michael Emmert vom DRK. "Sie haben bereits Erfahrung im Umgang mit den Corona-Abstrichen und wissen, welche Vorsichtsmaßnahmen einzuhalten sind."
Die wichtigste Maßnahme: Direkter Kontakt ist unbedingt zu vermeiden. Die Rachenabstriche nehmen die Beschäftigten in den Pflegeheimen deshalb selbst und übergeben die Röhrchen mit den Teststäbchen anschließend einem DRK-Mitarbeiter in Schutzkleidung. Die Röhrchen werden in Kühlboxen zwischengelagert. Ist eine Kühlbox voll, fährt eine weitere Einsatzkraft sie sofort zur Analyse ins Labor.
Für Tag 2 ist ein ähnlicher Ablauf geplant: Dann werden die geschulten Pflegekräfte bei den insgesamt rund 400 Bewohnern der drei Einrichtungen Proben nehmen. Mitarbeiter des DRK werden die Aktion vor Ort koordinieren, die Proben entgegennehmen und ins Labor bringen.
Stichwort: Anzahl der Proben
Insgesamt werden in den drei Einrichtungen rund 780 Personen getestet: In Witten 172 Bewohner und 145 Beschäftigte, in Ennepetal und Gevelsberg jeweils 108 Bewohnerinnen und Bewohner und insgesamt 249 Mitarbeitende.
Autor:Lokalkompass Hagen aus Hagen |
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