Richtung Rathaus? Jan Schaberick traut sich das Amt zu

Herausforderer Jan-Christoph Schaberick traut sich die Aufgabe als Verwaltungschef zu.
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  • hochgeladen von Henrik Stan

Für einen, der zum ersten Mal seine Haut in einem Wahlkampf zu Markte trägt, wirkt Jan-Christoph Schaberick erstaunlich entspannt. Das mag mit der ethnologisch fragwürdigen Gelassenheit zusammenhängen, die man allen Westfalen nachsagt. Aber der Mann von der SPD, der seinen zweiten Vornamen meistens weglässt, hat von der Pike auf gelernt, die Nerven zu behalten. Beim Kampfsport.

Taekwondo, natürlich beim TuS Ende, war seit frühester Jugend sein Sport. Schon mit dreizehn übernahm er sein erstes Traineramt. Wie man, vor allem vor Wettkämpfen, Konzentration bündelt und die Nerven bewahrt, hat er sich beibringen lassen und dann Kindern vermittelt. „Ein entspanntes Verhältnis zu den Dingen ist eine Frage der Vorbereitung“, weiß der 30-Jährige. „Aber auch Bewegung hilft, zur Ruhe zu kommen. Ein Sauna-Besuch, laufen oder auf dem Rad um den See oder durch den Wald, das macht den Kopf frei.“

„Ich bin optimistisch, sowohl was die Wahlbeteiligung
betrifft als auch mein Ergebnis.“

Wenn auch das nicht mehr hilft, muss Klassik aufs Ohr. Gern auch als Einschlafhilfe. „Ich bin kein Musikexperte“, gesteht der Kandidat. „Ich habe auch keinen MP3-Player und könnte nicht sagen, was gerade in den Charts los ist.“ Ganz und gar nicht unergiebig gestalten sich alle Fragen über Weltgegenden wie Australien, China und das Dreiländereck zwischen Schwarzwald und Bodensee. Schaberick könnte stundenlang erzählen über seine erste Reise auf den Südkontinent. 15 war er da, Austauschschüler und überrascht, wie „deutsch“ die Gegend rund um Adelaide ist. Zwischen Lörrach und Bad Säckingen treibt er sich gern im Auto herum, als Basislager dient das Ferienhaus eines Onkels. Nichts von Idylle haben Schabericks Erinnerungen an Shanghai, wo er ein Semester an der Tongji-Universität studierte. „Man wird von den riesigen Dimensionen erschlagen“, erzählt er. „Im Kontrast zum eigentlich menschenfeindlichen Erscheinungsbild der Stadt steht die unfassbare Gastfreundschaft und Hilfsbereitschaft so ziemlich aller Leute, die ich dort getroffen habe.“ Die sechs Monate in einer fremden Welt betrachtet er heute als prägend. „Ich habe mich mit rudimentären Sprachkenntnissen in einer totalen Reizüberflutung zurecht finden müssen. Allein das ist eine Erfahrung, die ich nicht missen möchte.“ Weiterer Erkenntnisgewinn: Es lohnt sich, nach China zu schauen.

„Mir ist niemand begegnet, der gesagt hätte:
,Ich gehe nicht zur Wahl.‘“

„Wir haben uns an der Uni mit dem dortigen Arbeitsvertragsrecht beschäftigt. Die Sozialauswahl bei Kündigungen fand ich ungeheuer fortschrittlich, auch vorbildhaft.“ Weniger frohgemut blickt der BVB-Fan auf sein Praktikum in einer Wirtschaftskanzlei zurück. „Einerseits war es aufregend, während der Weltfinanzkrise 2008/2009 frisch erworbenes Wissen praktisch anwenden zu können. Andererseits habe ich gemerkt, dass das keine berufliche Perspektive darstellt. Die Kanzlei war behilflich, Tausende Arbeitnehmer zu entlassen. Das bedeutet nichts anderes als Existenzen zu vernichten. Das widert mich heute noch an.“ Beim Thema Küche wird es wieder amüsant. „In Shanghai war ich Stammgast in einem uigurischen Restaurant.“ Noch heute schwärmt er von den handgezogenen Nudeln, die mit unterschiedlichsten Saucen serviert werden. „So etwas habe ich seitdem nie wieder gegessen. Es wird vielleicht mal Zeit, sich ein Rezept zu besorgen.“ Die Uiguren sind übrigens ein Turkvolk, eine der ungezählten Ethnien, im riesigen Reich der Mitte, mit traditionell schamanistischen Glaubensvorstellungen. Die teilt Schaberick nicht. Er ist Christ und besuchte seinerzeit den Waldorfkindergarten und die Rudolf-Steiner-Schule Witten. „Man muss nicht regelmäßig in die Kirche gehen, um an Gott zu glauben“, stellt er fest.
Alltäglicher ist ohnehin der Kontakt mit Menschen. Den wünscht er sich und sucht ihn. Auf all seinen Flugblättern und im Internet taucht seine Handynummer auf. Die Leute machen Gebrauch von dem Angebot. „Dabei steht für mich im Vordergrund, jedem mit dem selben Respekt und der selben Wertschätzung zu begegnen.“ In angemessener Sprache, möchte man ergänzen. Als Spezialist für Kommunal- und Verwaltungsrecht kennt Schaberick die Gefahr, im Juristen-Jargon hängen zu bleiben und an den Menschen vorbei, oder schlimmer, über ihren Kopf hinweg zu reden. Code-Switching ist ihm wichtig, die Fähigkeit, Amtsdeutsch in Umgangssprache zu übersetzen. „Es ist doch ein Armutszeugnis, wenn sich Politiker nicht verständlich ausdrücken können“, findet er und hat erlebt, wie hilflos ein Referent (leider einer von der SPD) einer Jugendgruppe gegenüberstand, die ihn schließlich „an die Wand argumentierte“. Den nahm er anschließend ins Gebet: „Nehmt das gefälligst ernst! Nutzt das, was euch die jungen Leute zu sagen haben!“ In Herdecke sähe er gern mehr Kompetenzen für das Kinder- und Jugendparlament.

„Es ist ein Armutszeugnis, wenn sich Politiker
nicht verständlich machen können.“

In Herdeckes Altbürgermeister Hugo Knauer hat Schaberick einen positiven, im besten Wortsinn volkstümlichen Politikertypus kennengelernt. Als ihm klar wurde, dass er sich gern stärker politisch engagieren möchte, bat er den Mann, der 33 Jahre lang an der Stadtspitze stand, um Rat. Er empfahl: Schau dir die Programme aller Parteien an und entscheide dich für die, die deinen Ansichten am nächsten kommt. Damals gab es die ungemein praktische Internetseite der Bundeszentrale für politische Bildung noch nicht. Also bastelte sich Schaberick seinen Wahlomaten eben offline auf Papier. Und als alle Broschüren systematisch durchgearbeitet waren, hatte sich die Sozialdemokratie durchgesetzt.
Die wird ihr Klientel mobilisieren, da ist sich der Hundefreund ohne eigenes Tier, der sich früher auch gern ums Wohlergehen einer Hühnerschar kümmerte, absolut sicher. „Mir ist niemand begegnet, der gesagt hätte: ,Ich gehe da nicht hin!‘ Die Menschen wissen, worauf es ankommt. Das stimmt mich optimistisch sowohl was die Wahlbeteiligung betrifft als auch mein Ergebnis.“

Kurz-Biografie
Geboren am 7. März 1985 im Gemeinschaftskrankenhaus (zusammen mit einer Zwillingsschwester)
aufgewachsen und wohnhaft in Herdecke
Jurist
Mitglied im Rat der Stadt Herdecke, im Kreistag des Ennepe-Ruhr-Kreises sowie im Verwaltungsrat der Stadtsparkasse Herdecke
Stellvertretender SPD-Fraktionsvorsitzender im Rat der Stadt Herdecke
Vorsitzender des Ausschusses für Bauen, Planen und Verkehr sowie Vorsitzender der Verkehrskommission

Autor:

Henrik Stan aus Hagen

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