Was Sie hören und was Sie besser lassen sollten
„Female Fronted Metal“ bezeichnet eine Musiksparte, die einerseits wie der Name schon sagt eine Sängerin aufweist und zum anderen meist Metal mit Gothiceinflüssen verbindet. Speerspitze dieser Sparte sind sicherlich die Finnen Nightwish sowie die Holländer Within Temptation, die gerade ihr fünftes Studioalbum veröffentlicht haben. Aber auch andere Länder haben schöne Frauen, was Liv Kristine unter Beweis stellt.
In Zeiten der zurückgehenden Albumverkäufe muss man sich schon etwas Besonderes ausdenken, um den potentiellen Hörer von seinem PC und den Downloadmöglichkeiten weg zu locken. Die Niederländer Within Temptation um Frontdame Sharon den Adel versuchen dies, in dem sie dem Hörer nicht nur metallische Klänge auf die Ohren geben, sondern die erzählte Geschichte auch noch durch nach und nach erscheinende Comics und Videos abgerundet werden soll.
Musikalisch bietet das Sextett wieder sehr pompöse durch Orchester begleitete Rocksongs. Wohlwollend fällt auf, dass das Orchester nicht ganz so im Vordergrund steht, wie bei den beiden letzten Werken und Sharon nicht mehr ganz so doll „quietscht“, sondern sich auf ihre gesanglichen Stärken beschränkt. Stattdessen sind Popstrukturen in die Songs eingeflossen, was die Songs eingängiger macht und sicherlich neue Hörerschaften gewinnen kann. Die Singleauskopplung „Faster“ dient hierbei schon als Untermalung für einen deutschen Fernsehsender.
Insgesamt schafft es Within Temptation auf „The Unforgiven“ sowohl härtere Klänge als auch Midtemposongs oder Balladen in einem stimmigen Gewand zu präsentieren. Als Reinhörtipps empfehle ich „Fire and ice“ oder „Shot in the dark“.
Gothic Metal gehört zu Holland wie Käse oder Tulpen und Within Temptation bleiben hier das Aushängeschild.
Aus Norwegen kommt Liv Kristine, die in den 90ern mit ihrer damaligen Band Theatre of Tragedy den Gothic Metal mit erfunden hat. Seit 2003 hat sie einige Mannen der Band ihres Mannes (Atrocity) um sich vereint und lotet mit Leave’s Eyes die Grenzen des Genres aus. „Meredead“ ist das vierte Werk der deutsch-norwegischen Formation und bietet neben lauten Gitarren auch etliche altertümliche Instrumente. Dazu singt die hübsche Frontdame auch in ihrer Muttersprache oder in altenglisch.
Hervorzuheben sind die Songs „Krakevisa“ oder die Ballade „Empty Horizon“, die aus einem guten Silberling herausstechen, wohingegen die obligatorische Coverversion (Mike Oldfields „To France“) nicht unbedingt hätte sein müssen.
Autor:Kay Utermark aus Herdecke |
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