Was Sie hören und was Sie besser lassen sollten

Nach langer Zeit schauen wir mal nicht über unsere Landesgrenzen hinweg, sondern gucken was zwei unserer größten heimischen Künstler an neuem Material produziert haben.

Gabriele Susanne Kerner ist inzwischen 52, stolze Oma und allen wahrscheinlich eher unter dem Namen Nena bekannt. Ihre großen Erfolge hatte sie in den 80ern zur Zeit der Neuen Deutschen Welle mit Songs wie “99 Luftballons”, “Leuchtturm” oder “Irgendwie, irgendwo, irgendwann”. Die gebürtige Hagenerin schaffte es auch nach dem Tod der NDW die Erfolgsspur zu halten auch wenn der ganz große Erfolg sich erst mit der Neuinterpretation ihrer einstigen Hits einstellte. Seit dem landeten alle Alben in den Top Ten der Verkaufscharts und dieses hofft sie auch für ihr neues Werk “Du bist gut”.

Nena hat es immer wieder verstanden sich neu zu erfinden und sich auch aktuellen Trends nicht zu verschließen ohne sich dabei zu verbiegen. Dies versucht sie auch auf dem neuen Silberling wie gleich der Opener “Das ist nicht alles” mit seinen elektronischen Elementen zeigt. Treibend ist auch “Lied Nummer Eins” oder das wavige “Besser geht’s nicht”. Der Rest ist wie zuletzt gewohnt Midtempopop, der mal nett anzuhören ist und manchmal auf die Nerven geht. Die Texte sind leider teilweise sehr esoterisch und abgehoben bzw. nichts sagend, wie auch ihre Ansprachen bei “The Voice of Germany”.

Ein Album mit Höhen und Tiefen, welches der international erfolgreichsten Künstlerin Deutschlands nicht gerecht wird.

Der Rezension der nächsten Veröffentlichung stelle ich ein Outing voran. Ende der 80er bis Mitte der 90er war der Schreiber der Zeilen hier ein großer Fan der nachfolgenden Band. Damals hatten Hartmut Engler und Band etwas zu sagen und auch die Liebeslieder hatten eine Tiefe, die im deutschsprachigen Raum seines Gleichen suchte. Songs wie “Wenn sie diesen Tango hört”, “Funkelperlenaugen” oder “Freunde” sprachen und sprechen vielen Fans aus der Seele. Mit dem großen Erfolg kam leider auch die Belanglosigkeit und vor allem driftete Pur textlich immer mehr in schmalzige Plattitüden ab. Das letzte Album “Wünsche” ging wieder in die richtige Richtung und der Schreiber dieser Zeilen hatte die Hoffnung, dass dieses auf “Schein & Sein” weitergeführt wird.

Leider wurde er enttäuscht, denn der neue Silberling ist an Belanglosigkeit kaum zu übertreffen. Der gleichnamige Opener fängt noch rockig an, bevor es wieder heißt “Reim mich oder ich beiß dich” und "Klischee ich grüß dich". Wieder ein Schritt zurück; schade eigentlich.

Autor:

Kay Utermark aus Herdecke

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