Herdeckes ältestes Haus ist zu neuem Leben erwacht.

Ein Blick ins Innere des denkmalgeschützten Fachwerkhauses Hauptstraße 1 in Herdecke.

Zu neuem Leben ist Herdeckes ältestes Haus erwacht. Seit dem 11.Dezember befindet sich in dem mächtigen Fachwerkbau Hauptstraße 1 das „Café Kornspeicher“. Inhaberin Nuriye Aynur bietet hier an allen sieben Tagen der Woche von 9-18 Uhr neben verschiedenen Getränken auch frisch gemachte Suppen, Salate und selbst hergestellte Teigwaren an. Auch das 1. oder 2. Frühstück kann man hier bekommen. Besonderen Wert legen N. Aynur und ihr Team jedoch auf das Kaffeeangebot. Dafür hat die Inhaberin sogar eine spezielle Kaffeeschulung absolviert. Im Angebot ist nämlich nur Gourmet-Kaffee, der in den Herkunftsländern mit der Hand gepflückt und handwerklich verarbeitet wird. Auch wird bei ihr der Kaffee für jede Tasse frisch gemahlen und aufgebrüht. „Der beste Kaffee in Herdecke“, wie N. Aynur mit berechtigtem Stolz versichert. Doch nicht nur auf ein gehobenes Angebot, sondern auch auf eine gepflegte und auch persönliche Atmosphäre in dem Café wird von ihr Wert gelegt. Und das kommt an, wie der anhaltend rege Besuch zeigt. Schon an den ersten Tagen war der Andrang recht groß. Viele Herdecker wollten dabei auch einmal sehen, was aus „ihrem“ Haus geworden ist. Das Haus Hauptstraße 1 ist nämlich nicht nur Herdeckes Visitenkarte, sondern nachweislich das älteste erhaltene Gebäude in der Stadt. Wie eine jetzt im Rahmen der Restaurierung durchgeführte dendrochronologische Untersuchung eindeutig ergeben hat, wurde es Ende des 16. Jahrhunderts errichtet. Was sein ursprünglicher Verwendungszweck war, lässt sich nicht mehr ermitteln. So sind sich die Experten nicht einig darüber, ob es ein Ackerbürgerhaus war oder als Kornspeicher diente. Sicher ist, dass auf dem freien Platz vor diesem Haus seit etwa1630 bis in die 1870er Jahre der weithin bekannte Herdecker Kornmarkt stattfand. An diesen Kornmarkt erinnert auch der neben dem Haus 1937 errichtete Sackträgerbrunnen.
Das Haus hatte Coskun Aynur, der Ehemann der Inhaberin, Betriebswirt und selbstständiger Versicherungskaufmann, Ende 2005 erworben. Schnell wurde ihm aber vor Augen geführt, was für eine Aufgabe er sich mit diesem – denkmalgeschützten –Gebäude vorgenommen hatte. So dauerte es alleine ein Dreivierteljahr, bis er in Hamm einen Architekten fand, der auf Renovierung von denkmalgeschützten Häusern spezialisiert war und seinen Ansprüchen genügte. C. Aynurs oberste Priorität war nämlich, das alles zu erhalten, was erhaltenswert war und möglichst nahe an den Urzustand heranzukommen. So wurden nur Lehmfarbe, Kalk und diffusionsoffene Farben verwendet. Wo Holzteile ersetzt werden mussten, sind dafür alte Balken besorgt worden. Besonders stolz zeigt sich C. Aynur darüber, dass bei der denkmalgerechten Restaurierung auch keine eisernen Nägel benutzt wurden, sondern die für den historischen Fachwerkbau traditionellen Holzdübel. Ein erheblicher Teil der Restaurierungs- und Umbauarbeiten wurde aber in Eigenarbeit mit Hilfe von Verwandten und Freunden geleistet. „Ohne diese Hilfe hätte ich das nicht schaffen können“, so C. Aynur. Als Ergebnis ist Herdeckes historisches Schmuckstück nicht nur wiederhergestellt und sein Erhalt gesichert, sondern zugleich mit neuem Leben gefüllt worden.

Autor:

Dr. Margrit Sollbach-Papeler aus Herdecke

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