Herdecke hat einen neuen Sackträger
Die Ruhrstadt hat einen neuen Sackträger. Josef „Jupp“ Urbatzka (56) hat jetzt dieses repräsentative Amt von Hans-Georg Kollotzek, der drei Jahrzehnte lang die Herdecker Traditionsfigur verkörpert und geprägt hat, übernommen.
Und damit die Sache auch authentisch wird, gab es gleich zur Inthronisierung das passende Outfit zum Amt: Blauer Kittel mit rotem Halstuch, pludrige blaue Hose, Kappe, Stiefel oder Holzschuhe. Ganz wichtig dabei ist auch das Messingschild, das er vor der Brust trägt.
Rund zehn Jahre fungierte Jupp Urbatzka als Stellvertreter von „Hansel“ Kollotzek, er hat also viel Erfahrung im Amt. Erst kürzlich repräsentierte er Herdecke beim großen Altstadtfest in der Partnerstadt Blankenburg (Harz).
Der gelernte Kfz-Schlosser arbeitet seit vielen Jahren bei den Technischen Betrieben. „Obwohl ich zurzeit nicht in Herdecke wohne, kenne ich hier jeden Winkel, erzählt Urbatzka, „und ich fühle mich mit der Stadt und ihrer langen Geschichte eng verbunden“. Was ihn an der Rolle als Sackträger reizt? „Ich möchte mit den Bürgerinnen und Bürgern, mit den Gästen und Besuchern der Stadt zusammen sein. Ihnen etwas über Herdecke erzählen, Herdecke in Nah und Fern bekannt machen“.
Der Name „Herdecker Sackträger“ weist auf die große Bedeutung des Herdecker Kornmarktes in den früheren Jahrhunderten hin. Bereits 1355 erhob Graf Engelbert III v.d. Mark als zuständiger Landeherr das „dorp herricke“ zum Marktort. Aus dem Sauerland bis hin zum Bergischen Land kamen damals die Händler zum Herdecker Kornmarkt, um Getreide aufzukaufen. Seit etwa 1630 fand der wöchentliche Kornmarkt auf dem unteren Teil der heutigen Hauptstraße, unmittelbar hinter der Ruhrbrücke statt. Der dort errichtete Sackträgerbrunnen steht also an historischer Stelle.
Die Sackträger spielten eine wichtige Rolle auf dem Kornmarkt. Seit spätestens 1825 durfte nämlich das Auf- und Abladen der Kornsäcke nur durch die von der Stadt lizenzierten, offiziellen Sackträger geschehen. Da es in der Vergangenheit immer wieder Ärger mit unehrlichen Sackträgern gegeben hatte, die mit den Getreidesäcken auf Nimmerwiedersehen verschwanden oder Korn aus den Säcken stahlen, konnten nach der 1849 von der Stadt erlassenen Marktordnung nur „unbescholtene“ Personen, die zuvor auf dem „Polizeibureau“ überprüft wurden, Sackträger werden. Die Sackträger waren an dem Messingschild mit der Aufschrift Herdecker Sackträger und der behördlichen Registriernummer erkennbar, das sie an ihren blauen Kitteln tragen mussten.
Autor:Jens Holsteg aus Herdecke |
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