Auf Entdeckungsreise

Wenn einer eine Reise tut, dann hat er viel zu erzählen: Der österreichische Autor Karl Markus Gauß entwirft in „Im Wald der Metropolen“ eine faszinierende Mischung aus Reisereportage, Geschichtserzählung und Kulturhistorie.
In 13 Kapiteln reist Gauß vom Burgund nach Transsilvanien, von einer thüringischen Kleinstadt auf eine griechische Insel, von Wien über Belgrad nach Istanbul – in bekannte und unbekannte Landstriche Europas.
Reisen hat dabei für Gauß unterschiedliche Bedeutungen: „Damit ich auf die Idee kam, dieses Buch zu schreiben, waren viele imaginäre und wirkliche Reisen vonnöten, Reisen durchs eigene Zimmer und durch halb Europa, durch Bücher und Landschaften. Auch die eigene Lebensreise gehört dazu.“
Gauß nimmt den Leser mit auf eine Reise durch Zeiten und Orte. Man erfährt, dass Jugoslawien in Wien erfunden wurde, der traurigste Regen in Brünn fällt, die Sprache Esperanto in Oppeln entwickelt wurde, dass man Arnstadt, eine der ältesten deutschen Städte, am besten an einem trüben Sommertag besucht und man sich auf einer kleinen griechischen Insel gut unterhalten kann, indem man gemeinsam mit seinem Gesprächspartner schweigt.
Ungewöhnlich auch Gauß Reisetipp: „Man darf keinen Ort verlassen, ohne über seinen Friedhof gegangen zu sein. Die Art, wie Friedhöfe aufgebaut sind und wie sich die Gesellschaft dort noch ein letztes Mal ein Bild ihrer selbst gibt, sagt sehr viel aus.“ Außerdem gibt es dort viel zu lernen: „Als Kind habe ich das flinke Kopfrechnen auf den Friedhöfen gelernt, zu denen ich mitgenommen wurde, und noch heute ist es das erste, was ich gewohnheitsmäßig vor jedem Grab mache, dass ich aus Geburts- und Sterbedatum rasch die Jahre berechne, auf die es die Verblichenen gebracht haben, um diese dann zu dem Alter in Beziehung zu setzen, in das ich mittlerweile selber gekommen bin.“
„Im Wald der Metropolen“ ist eine literarische Entdeckungsreise durch Europa und ein aufschlussreicher Streifzug durch die Kulturgeschichte unseres Kontinents.
Karl Markus Gauß / Im Wald der Metropolen /Zsolnay / 300 Seiten

Autor:

Jens Holsteg aus Herdecke

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