Trotz riesigem Kundenansturm
Chaos in Hattinger Friseur-Salon bleibt aus
Nach sechs wöchiger Schließung dürfen Friseursalons in Nordrhein-Westfalen seit Montag wieder öffnen. Der Andrang auf die Termine war dementsprechend groß, doch es gilt vieles zu beachten. Neben der Mundschutzpflicht müssen von jedem Kunden die Haare vor dem Schneiden geschnitten werden. Trockenhaarschnitte sowie Behandlungen im Gesicht sind weiter verboten. Für Friseurmeisterin Sandra Siede Bielecki aus Hattingen ist die Öffnung trotzdem eine Erleichterung.
"Wir sind froh, dass wir endlich wieder öffnen dürfen", sagt Sandra Siede Bielecki sichtlich erleichtert im Gespräch mit dem STADTSPIEGEL. Ganze sechs Wochen fehlten der selbstständigen Friseurmeisterin jegliche Einnahmen. Die laufenden Kosten dagegen gingen weiter. Seit Montag dürfen sie und ihr Team unter strengen Hygienevorschriften wieder Kunden bedienen. So wie vor Corona wird es aber noch lange Zeit nicht sein. "Normal habe ich acht Plätze in meinem Salon. Aufgrund der Abstandsregel kann ich derzeit aber nur vier Plätze belegen", so Siede Bielecki, die im Jahr 1992 mit der Note eins die zweitbeste Meisterprüfung in ganz Nordrhein-Westfalen abgelegt hat.
Derzeit 50 Prozent der regulären Einnahmen
Dadurch kommt sie auch jetzt nur auf 50 Prozent ihrer regulären Einnahmen. "Doch das ist besser als nichts." Aktuell wird im Salon Siede nur mit Terminen gearbeitet. Und die sind beliebt, wie Siede Bielecki verrät. "Das Telefon steht im Moment keine Minute still. Ich bin bis zum 27. Mai ausgebucht." Um mglichst viele Kunden bedienen zu können, hatte der Betrieb am Öffnungstag, dem vergangenen Montag, von 7 bis 22 Uhr geöffnet. Seit Dienstag ist das Team von 7 bis 21 Uhr im Salon. "Wir haben Schichtbetrieb eingeführt. Die erste Schicht arbeitet von 7 bis 15 Uhr, die zweite von 15 bis 21 Uhr." Zudem hat der Salon nun - entgegen der regulären Zeiten - auch montags geöffnet. Die Sonderöffnungszeiten sollen erstmal bis zum 27. Mai behalten werden. "Danach will ich aber zu den normalen Öffnungszeiten zurückkehren. Das ist auch für uns als Team wichtig." Doch bei einem derzeitigen Friseurtermin ist noch vieles anders und es gibt so Einiges zu beachten:
Erlöse von Masken gehen ans Kinderhospiz
"Die Kunden müssen eine Maske tragen. Entweder bringen sie diese mit, sonst bekommen sie von uns eine", erklärt Siede Bielecki. Verkaufen will die 50 Jährige die Masken dabei nicht. "Ich gebe die Masken gegen Spende ab. So kann Jeder so viel Geld geben, wie er möchte." Den Erlös will die Hattingerin dem Kinderhospiz spenden.
Doch nicht nur die Kunden, auch die Friseurinnen und Friseure müssen Schutzkleidung tragen. "Ich stelle meinen Mädels frei, ob sie ein gläsernes Visier oder eine Maske tragen." Die meisten Mitarbeiter im Salon Siede tragen beides. Direkt einen Kunden dürfen sie dennoch nicht bedienen. "Erst müssen die Haare gewaschen werden. Dabei dürfen die trockenen Haare des Kunden von uns nicht berührt werden", so die Friseurin. Trockenhaarschnitte sind somit ebenso verboten, wie Bartstutzen oder Wimpernfärben. Auch der Föhn darf nur zum Trocknen der frisch gewaschenen Haare verwendet werden. Doch bei dem ganzen Aufwand stellt sich natürlich auch die Frage, wie sich das auf den Preis für den Kunden auswirkt. "Gar nicht! Wir erhöhen die Preise aus Solidarität zu unseren Kunden nicht", sagt Sandra SIede Bielecki, die den Salon seit 1998 alleine führt.
Friseurin hat keine Bedenken
Doch auch wenn die Maßnahmen alle umgesetzt sind - beim Haareschneiden kommen sich Friseur und Kunde sehr nah. Gibt es da überhaupt keine Angst vor einer Corornainfektion? "Bei uns nicht. Im Gegenteil: Wir versprühen Freude, wieder arbeiten zu dürfen. Schließlich ist das für viele meiner Mitarbeiterinnen existenziell. Teilweise sind sie noch alleinerziehend. Da kommt es auf jeden Cent an." Siede Bielecki fühlt sich jedenfalls gut aufgestellt für die nächsten Wochen. Um bei einem möglichen Coronaausbruch reagieren zu können, hat die Ladeninhaberin auf einem Stehtisch in ihrem Salon eine Liste ausgelegt, in die sich jeder Kunde eintragen kann. So könnte im Worst-Case die Infektionskette zurückverfolgt werden.
Autor:Christian Schaffeld aus Oberhausen |
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