Buchkompass: Die Delete-Strategie
Aufgaben streichen als neue Strategie
Wir alle kennen die Situationen auf Arbeit, wenn wir eine Aufgabe erledigen, die eigentlich nur bürokratischer Mehraufwand aber nicht zielführend ist, oder an dem fünften Meeting, zu dem wir nichts beitragen können, teilnehmen sollen. Das haben wir schon immer so gemacht oder jedes Meeting ist wichtig sind die Argumente, die dann gebracht werden und die Gespräche führen dann zu nichts.
Martin Gaedt hat sich in seinem Buch Smart Arbeiten mit der Delete-Strategie mit diesem Problem beschäftigt und er verspricht, mit seinem Buch Überflüssiges zu streichen, Produktivität zu steigern und kreatives Potenzial freizusetzen. Erschienen ist das 312 Seiten starke Buch im Juni 2024 beim Remote Verlag.
Das Besondere am Buch ist, dass es erst nach jeder Bestellung gedruckt wird. Ein durchaus interessantes Konzept und sicherlich günstig für den Verlag. Trotz dieser nicht so oft vorkommenden Variante lagen zwischen Bestellung und Lieferung nur wenige Tage und deshalb wäre mir das vermutlich gar nicht aufgefallen, stünde es nicht explizit auf der Seite des Verlages beim Bestellvorgang. Das hat auf alle Fälle dazu geführt, dass ich diesmal nicht den Inhalt, sondern die Bindung als erstes in den Blick genommen habe. Ich hatte beim Remote Verlag schon einmal das Problem, dass ein Buch nach wenigen Tagen des Lesens auseinandergefallen ist. Dies ist hier nicht passiert und die Bindung sieht auch durchaus stabil aus. Beim genauen Blick ist mir dann auf einigen Seiten das Layout aufgefallen, auf einigen Seiten wurde eine abgerissene Seite dargestellt. Das passt zwar zum Thema Delete, wirkt aber doch nicht sehr professionell.
Doch nun zum Inhalt, dem smarten Arbeiten mit der Delete-Strategie. Die Idee dahinter ist simpel. Aufgaben, die nicht wirklich zielführend sind, also Zeit fressen aber keine Ergebnisse bringen sollen reduziert oder bestenfalls ganz gestrichen werden. Im Buch selbst gibt es viele Beispiele von Firmen, die Aufgaben oder ganze Arbeitstage gestrichen haben, etwas, dass hier immer wieder gelobt und hofiert wird, um Mitarbeiter zu entlasten und zu gewinnen. Fachkräfte verschwenden zu viel Zeit und je mehr Zeit man spart, desto weniger Fachkräfte braucht man schlussendlich. Ein Beispiel hierfür ist der bürokratische Aufwand in der Pflege, würde dieser vom Gesetzgeber reduziert werden, würden sich die Pflegekräfte mehr um die zu Pflegenden kümmern können und wir bräuchten weniger Pflegekräfte. Das Ziel des Buches ist klar, Entschlackung der Aufgaben und hier gibt es für jede Firma und jede Branche Vorschläge, wobei der Fokus eigentlich eher auf der individuellen Lösung im eigenen Betrieb liegt. Hier müssen sich Führungskräfte und Angestellte zusammensetzen und Aufgaben streichen. Leider wird das Versprechen, dass man, wenn man einen praxisnahen Ansatz zur Arbeitsoptimierung, Zeitmanagement und Entlastung sucht, dieses Buch ein perfekter Berater sei, nicht erfüllt. Denn die eigentliche Arbeit und die Ideen passen eben nur für bestimmte Branchen und können gar nicht so übernommen werden. Sicherlich helfen die Tipps zur Ideensammlung, davon hätte es aber viel mehr gebraucht und weniger Erfolgsgeschichten mit Beispielen und Begründungen. Gerade die Gründe sind es ja, die einem zu diesem Buch greifen lassen, man hätte sie nicht nochmal aufzählen müssen. Gelungen ist das Quellenverzeichnis, bei dem man das eine oder andere Buch, welches mehr Tipps bietet, finden kann.
Fazit: Martin Gaedts Smart Arbeiten mit der Delete-Strategie ist ein Buch mit einer guten Idee aber Großteils mit dem falschen Inhalt, denn Beispiele für erfolgreiches Löschen sind zwar gut und schön, aber mehr allgemeine Tipps zum Finden von möglichen zu löschenden Aufgaben wären viel sinnvoller gewesen. Ansonsten gibt es viele tolle Erfolgsgeschichten und das Buch ist eine Lobpreisung der Vier-Tage-Woche und, zum Glück, ein gutes Quellenverzeichnis. Dafür braucht man aber dieses Buch nicht.
Autor:Martin Wagner (Die PARTEI Hattingen) aus Hattingen |
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