Trendwende zum Jahresende
Arbeitslosigkeit steigt – weniger Dynamik und schwache Kräftenachfrage

Die Entwicklung des Arbeitsmarktes in Hattingen im Dezember 2024. Quelle: Agentur für Arbeit Schwelm
2Bilder
  • Die Entwicklung des Arbeitsmarktes in Hattingen im Dezember 2024. Quelle: Agentur für Arbeit Schwelm
  • hochgeladen von Andrea Rosenthal

Zum Jahresende gab es mit dem nicht unerwarteten Anstieg der Arbeitslosigkeit eine Trendwende auf dem Arbeitsmarkt im Ennepe-Ruhr-Kreis. Die Zahl der Arbeitslosen stieg um 205 oder 1,7 Prozent auf 12.587, die Arbeitslosenquote um 0,1 Punkte auf 7,2 Prozent. Vor einem Jahr gab es 543 Arbeitslose weniger, die Quote war damals 6,9 Prozent.

„Die steigende Arbeitslosigkeit zum Jahresende kam im Ennepe-Ruhr-Kreis nicht überraschend, weil dies saisontypisch ist. Nur in konjunkturell guten Jahren kommt es vor, dass der Dezember der Monat mit der niedrigsten Arbeitslosenzahl im ganzen Jahr ist. Davon sind wir aber meilenweit entfernt“, so Katja Heck, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Hagen. „Zu- und Abgangsbewegungen haben sich weiter verringert, wobei die Neumeldungen aber deutlich dominieren. Die Kräftenachfrage erfuhr auch im Weihnachtsgeschäft keine Belebung. Die schwierigen konjunkturellen Rahmenbedingungen haben sich zudem auf die Beschäftigung in diesem Jahr negativ ausgewirkt. Nach der neuesten Erhebung gibt es rund 108.300 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte im Kreis, knapp 1.700 weniger als vor einem Jahr“.

Hecks Erwartungen für die Gesamtentwicklung in der nächsten Zeit bleiben verhalten: „Zum Jahresbeginn wird die Arbeitslosigkeit schon saisonal bedingt deutlich zunehmen.“

Die beiden Rechtskreise entwickelten sich im Dezember erneut parallel. 3.835 Arbeitslose waren Kunden der Arbeitsagentur (79 oder 2,1 Prozent mehr als im Vormonat), 8.752 wurden durch das Jobcenter EN betreut (126 oder 1,5 Prozent mehr). Auch die Tendenzen für die Zielgruppen waren überwiegend ansteigend. Bei den jüngeren Arbeitslosen unter 25 Jahren gab es einen Anstieg um 15 oder 1,3 Prozent auf 1.156, bei den Älteren über 50 Jahren eine Zunahme um 80 oder 1,9 Prozent auf 4.245.

Die Arbeitslosigkeit von Ausländern nahm um 131 oder 2,8 Prozent auf 4.860 zu. Die Zahl der arbeitslosen Menschen mit Schwerbehinderung erhöhte sich gering um acht oder 0,8 Prozent auf 964. Die Entwicklung bei den Langzeitarbeitslosen war erneut die Ausnahme. Ihre Zahl verringerte sich leicht um 22 oder 0,4 Prozent auf 5.200. Am Jahresende waren es damit nur zwei mehr (0,04 Prozent) mehr als vor zwölf Monaten.

Gemeldete Kräftenachfrage ohne Impulse

Die Arbeitskräftenachfrage blieb im Dezember auf relativ niedrigem Niveau. Unternehmen aus dem Kreis meldeten 242 offene Stellen, nur vier oder 1,7 Prozent mehr als im November, gleichzeitig genau so viele wie im Vorjahresmonat.

Den größten Kräftebedarf hatten Personaldienstleister (97 Stellen) und das verarbeitende Gewerbe (41) sowie freiberufliche Arbeitgeber (Rechtsanwälte, Steuerberater etc., 29 Stellen für Assistenzkräfte). Es folgten das Gesundheits- und Sozialwesen (17), die öffentliche Verwaltung (15) und das Baugewerbe (15). Der Handel meldete trotz des Weihnachtsgeschäfts nur acht Stellen.

Die Zahl der insgesamt bei der Arbeitsagentur zur Besetzung gemeldeten Stellen sank um 57 oder 2,9 Prozent auf 1.901, stieg dagegen in Relation zum Vorjahresmonat um 38 oder 2,0 Prozent.

Aktuell sind 63,0 Prozent aller Arbeitsstellen für Fachkräfte auf dem Niveau der dualen Ausbildung gemeldet, für Helfer hingegen nur 19,9 Prozent.

Kurzarbeit und tatsächliche Inanspruchnahme

Im Dezember gab es im Ennepe-Ruhr-Kreis 27 neue Anzeigen von Kurzarbeit für 344 potentiell betroffene Arbeitnehmer. Der kleine Anstieg aus dem Vormonat hat sich nicht fortgesetzt, und es entspricht nur einem Bruchteil der Daten aus den pandemiegeprägten Jahren. Erst nach Ablauf von einigen Monaten zeigt sich die tatsächliche Inanspruchnahme von Kurzarbeit, da die Betriebe innerhalb dieses Zeitraums nachträglich abrechnen. Für Juli liegen inzwischen Daten zur effektiven Inanspruchnahme für den Kreis vor. Danach wurde Kurzarbeitergeld an 49 Betriebe für 1.370 Arbeitnehmer tatsächlich ausgezahlt.

Lokale Besonderheiten

Die Arbeitslosigkeit entwickelte sich im Dezember wieder regional unterschiedlich, zumeist aber ungünstig. In Sprockhövel (+ 4 auf 514) und Schwelm (+ 9 auf 1.513) waren die Anstiege noch am geringsten. In Breckerfeld (+ 15 auf 268), Gevelsberg (+ 23 auf 1.109), Hattingen (+ 26 auf 1.782), Ennepetal (+ 30 auf 1.169) und Witten (+ 110 auf 4.680) waren sie bereits deutlicher. Rückläufige Arbeitslosenzahlen hatten dagegen Wetter (- 5 auf 860 Arbeitslose) und Herdecke (- 7 auf 692).

Gesamteinschätzung

Das abgelaufene Jahr war das zweite Arbeitsmarktjahr in Folge mit einer Verschlechterung für den Ennepe-Ruhr-Kreis. „Seit 2022 ist die jahresdurchschnittliche Arbeitslosigkeit gestiegen, von damals rund 10.800 auf fast 12.500 für das Jahr 2024. Die konjunkturelle Eintrübung zieht sich bereits seit langem hin, und die jeweiligen Vorjahresvergleiche werden schlechter“, so Katja Heck weiter. „Die Kräftenachfrage war im abgelaufenen Jahr mit knapp 3.500 gemeldeten Stellen zwar um 16,6 Prozent höher als 2023, in einer langjährigen Betrachtung aber die zweitniedrigste seit 2014 und damit sogar niedriger als in den Corona-Jahren.

Die Expertin hat zudem noch einen besonderen Hinweis: „Noch ist die Situation bei der Kurzarbeit relativ unauffällig, doch das muss nicht so bleiben. Ich setze auf eine wieder geschaffene Möglichkeit, die bereits in der Pandemie tausende von Arbeitsplätzen erhalten und zur Entlastung des heimischen Arbeitsmarktes beigetragen hat: Aufgrund der schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen hat die Bundesregierung die Bezugsdauer von Kurzarbeitergeld aktuell von zwölf auf bis zu 24 Monate erhöht. Von der verlängerten Bezugsdauer profitieren Unternehmen, die sich bereits jetzt in Kurzarbeit befinden und bei denen der Arbeits- und Entgeltausfall mehr als zwölf Monate andauern wird. Die Regelung ist zu Jahresbeginn in Kraft getreten und bis Ende 2025 gültig.“

Die Entwicklung des Arbeitsmarktes in Hattingen im Dezember 2024. Quelle: Agentur für Arbeit Schwelm
Katja Heck, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Hagen. Foto: Agentur für Arbeit
Autor:

Lokalkompass Hattingen aus Hattingen

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

8 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.