100 Jahre Arbeiterwohlfahrt in Welper: Erika Bischoff blickt zurück
"Wir waren die ersten"
"Ein Waschlappen und ein Stück Seife - meine Oma hat sich gefreut wie ein Schneekönig über dieses Geschenk des Ortsverbandes Welper zu Weihnachten 1946. Da konnte die AWO endlich wieder ihre Arbeit aufnehmen. Meine Oma war schon vor dem Krieg Mitglied. Wir waren in der Familie alle immer Sozialdemokraten", erinnert sich Erika Bischoff.
Das 100-jährige Bestehen würde die Arbeiterwohlfahrt Hattingen-Welper in diesem Jahr feiern - wenn da nicht die Corona-Pandemie wäre. 63 von diesen 100 Jahren hat Erika Bischoff aktiv miterlebt und mitgestaltet. Als junge Ehefrau und Mutter ist sie 1958 in die AWO eingetreten. Emmi Kruppke, nach der heute das Seniorenzentrum im Ort benannt ist, habe sie als damals jüngstes von rund 500 Mitgliedern im Ortsverein aufgenommen.
Essen auf Rädern
"Es vergingen keine vier Jahre, da war ich schon im Vorstand. Wir haben im Ortsverein richtig viel gearbeitet. Jahrelang habe ich jeden Mittag Essen für Senioren ausgefahren. Wir waren 1969 die ersten, die das bei der AWO gemacht haben. Das Auto, mit dem ich unterwegs war, war gestiftet“, erinnert sich die 86-Jährige. Nachmittags war sie damals häufig unterwegs, um für die vielen Aktivitäten im AWO-Heim einzukaufen. Oft hat sie Senioren mitgenommen, die nicht mehr allein einkaufen konnten, "dann war gleich der ganze Nachmittag belegt".Einladungen zu den gemütlichen Kaffeenachmittagen, die so genannten Kaffeekarten, haben Erika Bischoff und die anderen Helferinnen früher noch persönlich zu den Mitgliedern gebracht, "häufig bis in den vierten Stock", und nicht ohne einen Plausch an der Tür.
Kuchen und Kartoffelsalat
Neben der ehrenamtlichen Arbeit im Ortsverein hat die ausgebildete Näherin dann mit über 50 auch noch gearbeitet. "Du machst so viel für die Menschen hier, Du musst auch an Dich und Deine Rente denken", habe der damalige Bürgermeister zu ihr gesagt. "Zwölf Jahre habe ich dann noch neben den Aktivitäten im Ortsverein in Hattinger Schulen geputzt", erzählt Erika Bischoff.Kuchen backen und Kartoffelsalat machen, Fahrten organisieren, Blumen und Lose verkaufen - es gab immer viel zu tun bei der AWO in Welper. "Das habe ich alles gerne gemacht. Wie ich es geschafft habe, weiß ich heute nicht mehr. Gut, dass ich meine Eltern im Haus hatte. Die waren immer da, wenn meine Kinder aus der Schule kamen und ich noch unterwegs war. Es war alles schön, besonders unsere Fahrten. Obwohl es manchmal Ärger gab, wenn der Bus voll war und nicht alle mitfahren konnten", berichtet Erika Bischoff, die mit ihrem Akkordeon bei vielen Zusammenkünften sogar noch für Musik sorgte, mit etwas Wehmut.
Feier zum 100-Jährigen wird nachgeholt
Aus gesundheitlichen Gründen hat sie sich schon vor der Corona-Pandemie etwas zurückgezogen und will „nun im Ortsverein auch nicht wieder neu anfangen“. Aber wer weiß, die Feier zum 100-jährigen Bestehen, die sobald es möglich ist unbedingt nachgeholt werden soll, wird sie sich vielleicht doch nicht entgehen lassen. Schließlich hat sie viel aus der Geschichte des Ortsvereins zu erzählen.
Auch die Ehrung der Jubilarinnen Sylvia Zimmermann (50 Jahre), Irmhild Schöber (30) und Elke Siepmann (25) wird nachgeholt.
Autor:Lokalkompass Hattingen aus Hattingen |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.