Peter Wiersch: Als Helfer in der Eifel
Update: Mehr als 3500 Euro gespendet

Peter Wiersch, Kinder- und Jugendhilfe Ruhrgebiet, hat schon viel erlebt in seinem Leben. Die Flutkatastrophe nimmt ihn sehr mit und er will helfen. Foto: Pielorz
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Update: Die Schaustellerfamilie aus Schuld/Eifel konnte sich bereits über einen weiteren Besuch von Peter Wiersch freuen. Er brachte einen Scheck über 3500 Euro mit. Auch danach sind weitere 530 Euro gespendet worden, die die Familie selbstverständlich auch erhält. 

Peter Wiersch (51) hat in seinem Leben schon so einiges erlebt. Der Motorradprofi arbeitete bereits seit seiner Jugend an schnellen Motorrädern. Er hat Erfahrungen im Renn- und Boxsport, im Umgang mit Waffen bei der Bundeswehr, Ausbilder-Kontakte zur Polizei. Seit vielen Jahren arbeitet er in der Kinder- und Jugendhilfe mit Jugendämtern und Polizeibehörden zusammen. Harte Jungs, die schon einiges auf dem Kerbholz haben und Symstemverweigerer schenken ihm ihr Vertrauen. Der Hattinger ist einiges gewöhnt. Doch sein persönlicher Einsatz bei der Flutkatastrophe im Eifeldörfchen Schuld brachte ihn emotional an seine Grenzen. Und er will noch mehr tun.

„Als die Flut kam, habe ich selbst in meinem Büro in Bredenscheid mit den Wassermassen zu kämpfen gehabt. Als ich dann im Fernsehen die Bilder aus der Eifel sah, konnte ich aber kaum glauben, was ich da sah. Ich habe familiäre Kontakte in die Eifel und für mich war klar, dass ich helfen muss. Dann hat sich das irgendwie alles verselbstständigt“, erzählt Peter Wiersch. „Ich habe meinen Transporter mit Anhänger gepackt. Handwerkszeug, Wasser, Obst und Schokolade – einfach das, von dem ich dachte, man wird es vor Ort brauchen. Und dann bin ich losgefahren. Ich habe über drei Stunden gebraucht, weil so viele Straßen gesperrt waren. Erst wollte ich nach Dernau, dann wurde es aber Schuld. Der kleine Eifelort mit seinen 600 Einwohnern ist Verwüstung pur. Das ist Apokalyse. Ich kam mir vor, als ob ich an einem Filmset für einen Katastrophenfilm war und dachte, da hat der Regisseur aber vielleicht doch übertrieben. Sowas gibt es doch gar nicht. Ich konnte überhaupt nicht realisieren, dass das vor meinen Augen da tatsächlich geschehen und real war.“ Er muss selbst jetzt beim Erzählen noch schlucken. „Ich habe dann gefragt, wo ich helfen kann und eigentlich habe ich von dem ganzen Zeugs, was ich mitgebracht hatte, nur meine Gummistiefel und meine Schippe gebraucht. Es gibt vor Ort viele helfende Hände und auch schweres Gerät ist vielfach im Einsatz. Neben der Bundeswehr, dem THW und der Feuerwehr sind es vor allem die Landwirte mit ihren Traktoren und Radladern, die mitanpacken. Ich habe mir in Schuld den tiefsten Teil des Ortes ausgesucht – zumindest da, wo noch Häuser standen. Da habe ich eine Schaustellerfamilie kennengelernt (Anm: Name der Redaktion bekannt), die alles verloren hat. Ihr Haus steht zwar noch, aber es ist in keinem guten Zustand und niemand weiß, ob es stehen bleiben wird oder aufgrund der Statik doch abgerissen werden muss. Ich habe geholfen beim Schippen und die Familie hat mir erzählt, dass es ihnen schon vor der Flutkatastrophe aufgrund der Corona-Pandemie nicht gut ging. Es gab ja kaum Einnahmen. Und nun ist das, was ihnen gehörte, der Flut zum Opfer gefallen. Die Familie ist im Moment bei Freunden und Verwandten untergekommen. Sachspenden können sie – wie so viele andere in der betroffenen Region – im Moment gar nicht gebrauchen. Es gibt doch überhaupt keine Unterstellmöglichkeit. Das sagen ja auch die Helfer vom DRK und vielen anderen Einrichtungen. Das sind zwar lieb gemeinte Spenden, aber sie helfen im Moment nicht. Die komplette Infrastruktur ist ja zerstört.“

Hattinger können helfen

Peter Wiersch hat der Familie versprochen, dass er zurückkommt. Und das will er nicht mit leeren Händen tun. „Ich möchte ihnen über die Kinder- und Jugendhilfe Ruhrgebiet ganz schlicht und einfach etwas Geld mitbringen und daher bitte ich andere Menschen um Hilfe. Jeder, der spendet, kann sich sicher sein, dass diese Hilfe ankommt. Dafür stehe ich persönlich ein. Jeder Euro zählt! Wer mithelfen will: Peter Wiersch, IBAN DE66 4305 1040 0009 0040 11 bei der Sparkasse Hattingen, Kennwort ,Hochwasser Schuld‘.“
Und noch eine Idee hat der Hattinger: „Ich würde gerne mittelfristig mit der Kinder- und Jugendhilfe Ruhrgebiet so etwas wie ,Flut-Patenschaft-Schuld‘ zwischen den Menschen hier vor Ort und den Betroffenen vermitteln. Ich glaube, es wird erst so nach und nach noch vieles sichtbar und der Zuspruch, den die Betroffenen brauchen, wird mittel- und langfristiger Natur sein. Außerdem könnte so ein Netzwerk entstehen. Ich stehe auch mit einem Journalisten vor Ort in Kontakt“, erzählt Wiersch.
Ihm ist nur eines wichtig: „Ich habe es persönlich gesehen und kann es doch nicht greifen. Ich habe Geräusche von Bagger oder Generatoren gehört und das Schippen. Aber ich sah niemanden weinen oder hörte ihn schreien. Die Menschen wirkten auf mich wie betäubt, die automatisch ihre Arbeit verrichteten. Es war völlig surreal. Es war eine Art Stille, die aber keine Stille war – es gab ja Geräusche von den Arbeiten. Alles das, was ein Menschenleben ausmacht – Fotoalben, die Erinnerungen an den gekauften Besitz – alles ist zerstört. Kein Geld der Welt kann und wird das wieder heilen können. Aber die Solidarität, die Hilfe, die wildfremde Menschen bereit sind zu schenken, dieses Gefühl kann das Leid wenigstens etwas lindern.“
Kontakt: Kinder- und Jugendhilfe Ruhrgebiet, Peter Wiersch, Telefon 0172/6035312, gerne auch WhatsApp

Autor:

Dr. Anja Pielorz aus Hattingen

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