Tag der offenen Moschee: Bürger reden mit Ditib
Am Tag der deutschen Einheit wurde auch der Tag der offenen Moschee begangen. Gerade in Hattingen zur Zeit ein diskutiertes Thema, hat doch die Türkisch Islamische Gemeinde (Ditib) eine Bauvoranfrage zu einem möglichen Neubau der Moschee an der Martin-Luther-Straße gestellt
„Ob Neubau, Umbau oder Anbau – alles ist noch offen“, stellten die Mitglieder des Vorstandes der Türkisch Islamischen Gemeinde (Ditib) zu Hattingen beim Gespräch im Baudezernat der Stadt klar.
Dieser Tage tauschten sich Dezernent Jens Hendrix und die Vorsitzenden des Stadtentwicklungsausschusses Melanie Witte-Lonsing zur Bauvoranfrage in Sachen Moscheebau mit der islamischen Gemeinde aus.
Wie der STADTSPIEGEL berichtete, möchte die Religionsgemeinde die Situation der bestehenden Moschee an der Martin-Luther Straße verbessern, da das Gebäude für die angewachsenen Zahl der Gläubigen zu klein geworden ist und die Räume renovierungsbedürftig sind.
„Wir wollten zunächst nur wissen, ob wir an dem Standort grundsätzlich bauen dürfen und möchten mit der Bauvoranfrage Planungssicherheit bekommen. An dem eingereichten Entwurf halten wir nicht fest“, betont Erkan Cöloglu.
Er war es auch, der interessierte Besucher am
Tag der offenen Moschee
durch das Gebäude führte und umfassend aufklärte. „Unsere Gemeinde hat 300 Mitglieder, aber das sind Familienmitgliedschaften. Wir können insgesamt von 900 bis 1000 Mitgliedern ausgehen. Die Gebetsräume der Moschee fassen etwa 800 Mitglieder und platzen vor allem beim Freitagsgebet aus allen Nähten. Es kommen ja auch Nicht-Gemeindemitglieder, die hier beten. Deshalb beten am Freitag hier nur die Männer. Wir nutzen den unteren Gebetsraum der Frauen mit sowie die Teestube. Da werden die Tische zusammengestellt und ein Teppich ausgelegt. Wir haben einfach keinen Platz. Die Frauen dürfen nach unserem Glauben auch freitags zuhause beten, die Männer müssen zum Freitagsgebet in eine Moschee.“
Die Moschee verfügt über zwei Eingänge, einen für Männer, einen für Frauen. Die Frauen, so erklärt Erkan Cöloglu, hätten sich für einen eigenen Eingang stark gemacht. Zwingend sei dies nicht. „In der Moschee beten Männer und Frauen normalerweise gemeinsam in einem Raum, aber getrennt voneinander. Die Frauen beten auf einer Empore über den Männern. Dieses Gebäude hat das räumlich nicht ermöglicht. Hier beten die Männer im oberen, die Frauen im unteren Gebetsraum. Der Imam, der Vorbeter, befindet sich bei den Männern. Per Lautsprecher wird sein Gebet zu den Frauen übetragen. Der Gebetsteppich im oberen Raum wurde leicht schräg verlegt und weist gen Mekka. Normalerweise wird das Gebäude gen Mekka ausgerichtet, was hier natürlich nicht möglich war.“
Beim Rundgang fallen weitere Probleme auf. Die Waschräume, vorgesehen für die rituellen Waschungen vor den Gebeten, sind dringend renovierungsbedürftig. Die Fliesen fallen aufgrund der Feuchtigkeit von den Wänden. Der frühere Jugendraum ist nur noch eine Abstellkammer. Es riecht nach Schimmel. Eine Nutzung für Menschen verbietet sich schon aus gesundheitlichen Gründen. „Wir wünschen uns ein Gotteshaus, welches von außen auch als solches erkennbar ist“, so Cöloglu.
Fragen zur Gestaltung wolle die Ditib-Gemeinde mit Hattingern, Vertretern anderer Kirchengemeinden, Politikern und der Verwaltung im offenen Dialog klären.
Um über den Umfang des geplanten Bauvorhabens eine Entscheidung zu treffen, möchte die Ditib-Gemeinde noch eine Mitgliederversammlung einberufen. „Wir wissen noch nicht, ob wir die vorhandene Moschee am alten Standort nur ausbauen möchten oder dort etwas Neues errichten werden. Alles ist auch eine Frage der Finanzierung. Das können wir als Vorstand aber nicht allein entscheiden, sondern nur mit unseren Mitgliedern“, erklärt Özcan Balik vom Vorstand.
Um den offenen Dialog voranzubringen, werden die Mitglieder des Stadtentwicklungsausschusses mit Vertretern der Türkisch Islamischen Gemeinde Hattingens am Donnerstag, 10. Oktober, eine „Rundreise“ zu Moscheen in der Umgebung antreten.
Am Tag der offenen Moschee zeigten die Bürger Interesse am Thema. Fazit: Sie haben nichts gegen einen Neubau der Moschee. Sie diskutieren aber die Höhe des Minaretts und erkundigen sich vor allem zum Ruf des Muezzin. Und sie zeigen sich verwundert, als Erkan Cöloglu erklärt, freitags werde der Ruf des Muezzin bereits schon heute per Lautsprecher nach draußen übertragen. Hört kaum jemand bei dem starken Autoverkehr...
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Autor:Dr. Anja Pielorz aus Hattingen |
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