Porträt des Hattinger Radfahrers Gerd Isenberg
Leidenschaft, die Freude schafft
Gerd Isenberg - täglich mit dem Rad unterwegs
Natürlich hat er auch schon „gelitten“. Stürze mit schmerzhaften Hautabschürfungen kennt er, aber Knochenbrüche oder ernsthafte Verletzungen mit bleibenden Schäden waren noch nicht dabei. Der Blankensteiner Gerd Isenberg (66) fühlt sich fit und wohl in seiner Haut.
Geboren und aufgewachsen in Hattingen ist das Radfahren für ihn mehr als ein Hobby unter vielen. Seit 2014, genervt durch die permanenten Staus auf der Ruhrallee auf dem Weg zur Arbeit nach Essen-Bergerhausen und zurück, ist der Softwareentwickler überzeugter Berufspendler mit dem Pedelec geworden. Hinzu kommen ausgedehnte Wochenend- und Mehrtages-Touren während des Urlaubs und seit Renten-Beginn auch Touren unter der Woche – alles in allem so etwa 1000 km im Monat.
Nun hat er auch mehr Zeit, sich im Allgemeinen Deutschen Fahrradclub/ ADFC zu engagieren. Aus der ehrenamtlichen Initiative „ProRad Hattingen“ entwickelte sich 2021 unter der Regie der beiden Radaktiven Robert Dedden und Peter Hupperich eine Hattinger Ortsgruppe des ADFC im EN-Kreis; der IT-Spezialist Gerd Isenberg war als treibende Kraft dabei und bringt sich nun mit seiner Freude am Radfahren ein.
Der ADFC wurde 1979 bewusst als Gegenpart zum ADAC gegründet. Er versteht sich als Fahrradlobby mit Service für seine Mitglieder: Pannenhilfe sowie Haftpflicht- und Rechtschutzversicherung für Mitglieder, die mit dem Rad oder zu Fuß unterwegs sind._
Als ADFC-TourGuide organisiert er Dienstagstouren für sportliche und leistungsstarke Radlerinnen und Radler (ältere Männer deutlich überproportional) und leichtere Freitagstouren in der näheren Umgebung.
In der Signalgruppe „ADFC-Chat“, in der alles kommuniziert wird, fallen seine gewitzten Mottos auf: Eine Krupp-Tour durch Essen wird dann zu „Krupps 3 Mix“, also zur Tour auf den Spuren des Lebens, Arbeitens und Sterbens der Ruhrindustriellen. Und Neugierde auf die schlicht daherkommenden „Dienstagstouren“ wird durch das Motto „Tyrs-Serie“ geweckt, was auf den altisländischen Gott des Kampfes und Sieges zurückgeht und zum Wochentag und manchmal auch zum Ehrgeiz der Tourteilnehmer passt.
Als Experte für Digitales hat es Gerd Isenberg auch hingekriegt: Die Touren des ADFC Hattingen erscheinen nun mit allen wesentlichen Informationen zur Tour und zum Streckenverlauf im Veranstaltungs-Portal des ADFC.
Fragen an Gerd, den man selten „radlos“ sieht
Peter: Welche Räder machen dir am meisten Spaß?
Gerd: In unserer hügeligen Landschaft bevorzuge ich das Pedelec.
Peter: Deine Lieblingstouren?
Gerd: Die Touren sollten abwechslungsreich sein – von Hattingen in alle Himmelsrichtungen. Eifel- und Sauerlandtouren, Flussradwege, z.B. Lahn, Mosel, Ems, Weser; letztes Jahr Eder, Fulda, Weser, Diemel, Möhne und Ruhr. Spontane Übernachtungen mit ADFC Bett & Bike.
Peter: Fährst du auch Auto?
Gerd: Ab und zu meinen E-Golf – der hat ungefähr die Hälfte des Km-Standes, wie mein E-Bike, 30.000 vs. 60.000 in den letzten 4 Jahren.
Peter: Welche anderen Interessen und Hobbys hast du außer dem Radfahren?
Computerschach! Hatte in den 90ern ein eigenes Schachprogramm, bin Editor eines englischsprachigen Wikis über Computerschach, vor Corona noch Badminton.
Peter: Wie beurteilst du die Verkehrspolitik bei uns in Hattingen?
Es wird so langsam besser – aber es gibt noch viel zu tun. Bessere Radwege zu Hattinger Schulen, z.B. breite Radstreifen entlang der Holthauser Straße, dort 50 statt 70 km/h. Innerstädtisch bis auf Hauptstraßen 30 km/h.
Peter: Was müsste deiner Meinung nach dringend angepackt werden?
Gerds Mängelliste:
• Ruhrtalradweg besser an die Altstadt anbinden
• Untermarkt, Krämersdorf, Kleine-Weil-Straße für Räder freigeben
• Ruhrgasse und Henrichspark als Fuß-Radweg
• fahrradfreundliche Ampelschaltung an L651, keine Bettel-, Kontaktampeln mit Sensorik
• Glückauftrasse asphaltieren
• Anbindung des Rheinischen Esels zum Ruhrtalradweg in Bommern.
„Wutkreuzung“ Ruhrstraße/ Gasstraße entschärfen, separate Ampelphase
• Elbschetrasse Richtung Gevelsberg weiter ausbauen.
Peter: Was ist besonders schlecht für Radlerinnen und Radler?
Gerd: Schrecklich sind die Radschutzstreifen an parkenden Autos vorbei mit Dooring Gefahr, z.B. an der Schulstraße. Die Radschutzstreifen sind auch bezüglich Abstand von überholenden Autos eher kontraproduktiv. Statt der erlaubten 1,5 m Abstand, glauben wohl viele Autofahrer, es sei erlaubt, knapp außerhalb des Schutzstreifens mit 0,5 bis 1 m Abstand überholen zu können.
Peter: Zum Schluss hast du als passionierter Freizeit- und Alltagsradler noch einen Wunsch frei!
Gerd: Schön wäre eine geschwungene Rad- und Fußweg-Brücke über die Ruhr, um schneller vom Hüttenpark ins Rauendahl zu kommen.
Autor:Peter Hupperich aus Hattingen |
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