Suchthilfezentrum veröffentlicht Jahresbericht
Leichter Anstieg bei Suchterkrankung

Tanja Große Munkenbeck, Leiterin des Caritas-Suchthilfezentrum Hattingen-Sprockhövel, im Beratungsgespräch.  | Foto: Foto: Patrizia Labus/Caritas Ruhr-Mitte
  • Tanja Große Munkenbeck, Leiterin des Caritas-Suchthilfezentrum Hattingen-Sprockhövel, im Beratungsgespräch.
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Allein im vergangenen Jahr hat das Suchthilfezentrum Hattingen /Sprockhövel 728 Menschen mit Suchterkrankung geholfen. Das geht aus dem aktuellen Jahresbericht hervor.

Damit waren es etwas mehr als im Vorjahr (700 Suchterkrankte), „aber im Großen und Ganzen sind unsere recht stabil“, sagt Tanja Große Munkenbeck, Leiterin des Caritas-Suchthilfezentrums in Hattingen. Nach den Pandemiejahren konnte im Suchthilfezentrum wieder sowas wie ein „Normalbetrieb“ stattfinden, wobei in der Corona-Zeit eingeführten Angebote, wie Videochat-, Mail-, Telefon- sowie Online-Beratung zusätzlich beibehalten wurde. Endlich konnten aber auch die wichtigen Gruppen- und Freizeitangebote wieder im vollen Umfang angeboten werden. „So verbrachten die (Männer-)Seniorengruppe und die Frauengruppe in Begleitung zweier Mitarbeiter*innen fünf Tage in Neuharlingersiel. Das Gruppenerlebnis und die gemeinsame Zeit taten den Gruppenteilnehmer*innen gut und waren ein großer Gewinn für die beiden Gruppen“, berichtet Tanja Große Munkenbeck.

Der problematische Konsum von Alkohol und Cannabis führte im vergangenen Jahr am häufigsten zur Kontaktaufnahme. Die meisten Beratungen fanden wie bereits im Vorjahr in der sehr jungen Altersgruppe von 12 bis 35 Jahren statt (133). Dabei steht in dieser Altersgruppe der Konsum von Cannabis im Vordergrund. Aber auch in der Altersgruppe ab 46 Jahren gab es einen Anstieg in den Beratungen (+55 Klienten). Ab 35 Jahren ist Alkoholsucht der häufigste Grund für Beratungsanfragen im Suchthilfezentrum.

Kontrollierte Abgabe von Cannabis – unter Vorbehalt
Insbesondere mit dem Thema Entkriminalisierung und Legalisierung von Cannabis hat man sich im Suchthilfezentrum, auch aufgrund der politischen und gesellschaftlichen Debatte zu einer kontrollierten Abgabe von Cannabis, wie sie im Koalitionsvertrag 2021 vereinbart wurde, intensiv auseinandergesetzt. „Wie aus unserem Suchtbericht hervorgeht, nehmen vor allem 12- bis 45-Jährige unser Beratungsangebot zum Thema Cannabis in Anspruch“, so die Leiterin. Neben der Substanzkonsumstörung von Cannabis, die eine Vermittlung in Entgiftung und Therapie notwendig machen kann, kommen häufig psychische Begleit- und Folgeerkrankungen (Depressionen, Psychosen, Angstzustände) hinzu, welche die Lebensbedingungen der Konsument*innen erschweren und einen enormen Hilfebedarf bewirken. „Wir halten eine kontrollierte Abgabe dann für sinnvoll, wenn das zu verkaufende Cannabis aus kontrolliertem Anbau in Deutschland stammt, ein maximal zulässiger THC-Gehalt berücksichtigt, die Beimischung von Zusatzstoffen verboten, der Verkauf nur in lizensierten Geschäften erlaubt und ein Werbeverbot ausgesprochen wird. Das würde eine Entkriminalisierung der Menschen ermöglichen, die Cannabis zu Genusszwecken konsumieren, gesundheitliche Belastungen durch verunreinigte Stoffe minimieren und die Justizbehörden entlasten“, fasst Tanja Große Munkenbeck zusammen. In diesem Zusammenhang sei aber dringend eine Beschränkung der Abgabemenge sowie eine Altersbeschränkung von 25 Jahren notwendig, „da die Hirnreifung bis dahin noch nicht abgeschlossen ist und das Risiko für Folgeerkrankungen somit zumindest eingeschränkt würde“.

Das Suchthilfezentrum betont aber bei der Legalisierung von Cannabis, dass die Schwarzmarktpreise deutlich unterboten werden müssten, damit das Angebot der kontrollierten Abgabe auch genutzt wird. „Große Bedenken haben wir im Umgang mit dem Jugendschutz. Bis heute scheitert dieser auch in Bezug auf Alkohol. Wie soll der Jugendschutz gewährleistet werden? Wann und wie wird Prävention ausgebaut? Wir erleben in der Beratung neben der Betroffenheit der Konsument*innen auch die Not der Angehörigen, wenn es über den Genusskonsum hinaus geht. Besonders die Kinder von Menschen mit Substanzkonsumstörungen sind von dieser Not betroffen. Was braucht es, damit unsere Gesellschaft einen gesunden Umgang mit Rauschmitteln pflegen kann?“, fragt die Suchtberaterin.

Um Suchterkrankung früh zu bekämpfen oder gar vorzubeugen, richtet das Suchthilfezentrum in Hattingen den Fokus auf junge Menschen. „Wir planen eine Freizeitgruppe für junge Konsumenten*innen im Alter von 18 bis ca. 30 Jahren. Im Fokus sollen gezielte Freizeitaktionen stehen, um Suchtverhalten erst gar nicht entstehen zu lassen. Außerdem soll es erste Angebote für minderjährige Kinder aus suchtkranken Familien geben.“

Info

• Insgesamt nahmen 728 Menschen das Hilfsangebot der Beratungsstelle im Jahr 2022 wahr. 596 Personen waren selbst betroffen und 119 kamen als Angehörige. Im Vergleich zu den Vorjahren ist die Zahl der Hilfesuchenden wieder leicht gestiegen 2021: 700, 2020: 686.

• Mehr Infos zum Suchthilfezentrum gibt es unter Telefon: 02324 92560 oder per E-Mail an: shz-hattingen@caritas-en.de. Mehr zur Caritas und dem Suchthilfebericht außerdem auf der Homepage unter: www.caritas-ruhr-mitte.de

Autor:

Caritas Ruhr-Mitte e.V. aus Hattingen

Huestraße 15, 44787 Bochum
presse@caritas-ruhr-mitte.de
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