"Kinder in Namibia" suchen Paten
Eigentlich hatte Gabriele Kroll (58) vor, ihre Ruhephase in der Altersteilzeit in Muße zu genießen. Die Angestellte der Stadt Hattingen, die im Wohnungsamt tätig war, hat aber jetzt eine neue Aufgabe übernommen: sie ist die neue Vorsitzende des Hattinger Vereines „Kinder in Namibia“ und tritt damit die Nachfolge von Ingeborg Lalk an, die im letzten Dezember nach langer Krankheit und doch überraschend verstorben war.
Schon in den letzten Monaten des Jahres 2010 hatte Gabriele Kroll die Arbeit von Ingeborg Lalk unterstützt. Die reiselustige Hattingerin hatte die damalige Vereinsvorsitzende an einem Infostand in der Hattinger Innenstadt kennengelernt. „Das war vor etwa vier Jahren. Damals habe ich eine Patenschaft für ein Kind übernommen und mich auch angeboten, im Verein mitzuarbeiten. Dass daraus einmal der Vorsitz werden würde, konnte ich nicht ahnen“, lacht sie heute im Gespräch mit der STADTSPIEGEL-Redaktion.
Nach dem Tod von Ingeborg Lalk musste zur Fortsetzung der Arbeit möglichst schnell eine neue Vorsitzende gewählt werden. Karin Drees, die Stellvertreterin damals wie heute, hatte immer schon gesagt, sie strebe den Vorsitz nicht an. Die in Bochum lebende Stellvertreterin wünschte sich eine Hattingerin, die den Hattinger Verein vertreten sollte. Und das wurde Gabriele Kroll.
Die wird nun am 22. Februar gemeinsam mit Karin Drees zum ersten Mal für vier Wochen nach Namibia fliegen. „Ich war im Rahmen einer Urlaubsreise einmal für vier Tage in Namibia, weiß also, wie es dort aussieht. Sonst bin ich sehr gespannt, was auf mich zukommt und ich habe auch schon Bauchkribbeln“, sagt sie.
An ihrer Seite weiß sie mit Karin Drees eine erfahrene Frau, die schon sechsmal für den Verein in Namibia war. Die letzten zweimal bereits ohne Ingeborg Lalk. „Da war sie schon zu krank, um mitzufahren. Die Kinder und Erwachsenen vor Ort wussten um ihre Krankheit, aber sie waren alle von ihrem Tod überrascht und konnten es nicht glauben“, sagt Karin Drees.
Als Karin Drees zum ersten Mal in Namibia die Kinder kennenlernte, die als Patenkinder im Rahmen der Vereinsarbeit vermittelt werden, konnte sie sich die Jungen und Mädchen nur anhand der farbigen T-Shirts merken. „Doch die Kinder haben ja einen Schrank für alle und wenn sie ein anderes T-Shirt anzogen, dann konnte ich sie oft wieder nicht unterscheiden“, lacht sie. Das Problem befürchtet Gabriele Kroll auch zu haben. „Ich kenne die Landschaft. Aber ich bin sehr gespannt auf die persönlichen Eindrücke, die ich dort bekommen werde.“
Klar ist ihr aber auch, so richtig komfortabel werden diese vier Wochen nicht werden. Gemeinsam mit Karin Drees steht ihr ein Zimmer zur Verfügung. Warmes Wasser unter der Dusche ist Fehlanzeige. Und die beiden Frauen müssen innerhalb der vier Wochen verschiedene Standorte bereisen, um alle 220 Kinder aus dem Patenschaftsprogramm auch zu sehen, denn die Kinder leben nicht alle an einem Ort. Die Entfernungen sollen mit dem Auto oder mit dem Zug zurückgelegt werden – eine Entscheidung, die je nach Kostenlage vor Ort fällt. Noch im letzten Jahr konnte Karin Drees auf dem Flug nach Windhoek mit Air Berlin Spendengepäck mitnehmen. In diesem Jahr hat die Airline diese Möglichkeit gestrichen und will für weiteres Gepäck Geld sehen. „Ich habe denen aber einen Brief geschrieben. Wir dürften 30 Kilo Sportgepäck mitnehmen, haben aber keines. Das würden wir gern als Spendengepäck nutzen und für die Kinder einige Dinge mitnehmen. Das wird zur Zeit geprüft“.
Sonst nehmen die beiden Frauen nur Traveller-Schecks mit, die vor Ort bei der Bank eingelöst werden. Dann werden die Einkäufe vor Ort erledigt. Die monatlichen Kosten von 25 Euro pro Patenkind werden sowieso per Dauerauftrag erledigt. Aber die 15 Euro pro Patenkind als „Weihnachtsgeschenk“ sollen die Kinder in bar erhalten. Problem: von rund 160 Paten (manche haben mehrere Patenkinder) haben etwa 70 Paten die freiwilligen 15 Euro noch nicht gezahlt. Und weil der Verein im Notfall die Gelder übernehmen muss, damit auch alle Kinder etwas bekommen, ist das keine Dauerlösung. Und noch ein Problem drückt den Verein: in den letzten Monaten haben zehn Paten ihre Patenschaft gekündigt – teilweise unter Angabe persönlicher Gründe. „Wir brauchen dringend neue Paten, um die Kinder wieder vermitteln zu können“, sagt Gabriele Kroll.
Wer helfen möchte oder vielleicht eine Patenschaft übernehmen will, kann sich an Gabriele Kroll wenden, (Telefon 83217 oder an die zweite Vorsitzende, Karin Drees, (0234/795704 oder E-Mail kinderinnamibia@hotmail.com
Spenden sind selbstverständlich auch gern gesehen: Kinder in Namibia e.V., Sparkasse Hattingen, BLZ 43051040, Konto 71092.
Wenn Gabriele Kroll und Karin Dress von ihrer Reise zurückgekehrt sind, wird der STADTSPIEGEL natürlich über die Erlebnisse in Wort und Bild berichten.
Autor:Dr. Anja Pielorz aus Hattingen |
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